• 22.03.2011 14:57

Quesnel: "Rivalität ist unvermeidbar"

Citroen-Teamchef Oliver Quesnel über das teaminterne Duell von Sebastien Loeb und Sebastien Ogier: Das Interesse der Marke muss über allem anderen stehen

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren war die Rollenverteilung bei Citroen klar: Superstar Sebastien Loeb war die Nummer eins, Dani Sordo sein Helfer. Doch nun hat sich die Situation geändert: Neuzugang Sebastien Ogier hat keine Lust auf die Rolle des Wasserträgers, beide Piloten sind gleich gestellt und liefern sich entsprechend ein heißes teaminternes Duell.

Titel-Bild zur News: Olivier Quesnel

Olivier Quesnel muss mit der Rivalität seiner beiden Fahrer zurechtkommen

Das kann auch Nachteile mit sich bringen. In Mexiko endete die gegenseitige Hatz der Teamkollegen mit einem Unfall von Ogier, der eigentlich sichere Doppelsieg war dahin. Im Interview spricht Citroen-Teamchef Olivier Quesnel über die neue Lage in seiner Mannschaft:

Frage: "Bei der Rallye Mexiko landete einer der DC3 WRC auf dem obersten Treppchen, der andere schied am letzten Tag aus. Würden sie da von einem halb vollen oder halb leeren Glas sprechen?"
Olivier Quesnel: "Man wird sich vor allem an den ersten Sieg des DS3 WRC und an den 63. Erfolg von Sebastien Loeb und Daniel Elena erinnern. Zudem hat dieser Lauf toll gezeigt, wie konkurrenzfähig der DS3 WRC ist. Dieser Punkt sollte nicht unterschätzt werden. Natürlich hätten wir lieber einen Doppelsieg geholt, aber der Rallyesport ist keine exakte Wissenschaft!"

"Wie schon mehrfach im Jahr 2010, hat sich Citroen für die Sportlichkeit entschieden. Sebastien Ogier, der im Team keinen Nummer-Zwei-Status hat, hat einen Fehler gemacht. Das war ein Rückschlag für das Team, aber ein größerer Rückschlag für ihn selbst. Das verbessert nicht seine Chancen im Kampf um die Fahrer-Weltmeisterschaft. Das verschafft ihm eine bessere Startposition in den nächsten Rallyes, macht es ihm aber nicht einfacher, sich zurück zu kämpfen. Es war nicht das erste Mal, dass einer der Citroens in Mexiko ausgefallen ist, und das hat uns nicht daran gehindert, sechs Titel zu gewinnen."

Frage: "Wie werden Sie künftig mit der Rivalität innerhalb des Teams umgehen?"
Quesnel: "Rivalität zwischen zwei Fahrern dieses Kalibers ist unvermeidbar. Sebastien Ogier ist ein sehr ehrgeiziger Junge, aber er hat es mit Sebastien Loeb zu tun, der nach sieben Weltmeistertiteln in Folge in Topform ist. Seb Loeb ist absolut entschlossen zu zeigen, dass er immer noch der beste Fahrer der Welt ist. Wir wussten, dass es zu dieser Situation kommen würde, aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass dies so schon so früh der Fall sein wird."

Sébastien Loeb, Sébastien Ogier

Zwei, die beide gewinnen wollen: Sebastien Loeb und Sebastien Ogier Zoom

"In Mexiko hat ihre Rivalität nicht zu einem komplett positiven Ausgang für Citroen gesorgt. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die dem Team in den nächsten Rallyes helfen wird, großartige Ergebnisse zu holen. Diese Situation zu in den Griff zu bekommen, ist Teil meines Jobs als Teamchef. Ich muss dafür sorgen, dass die Interessen der Marke über allem anderen stehen. Wir müssen zusammenhalten und weiter daran arbeiten, unseren beiden Crews die bestmöglichen Chancen zu bieten, Siege zu holen."

Frage: "Was sind unter diesen Voraussetzungen die Ziele von Citroen in Portugal?"
Quesnel: "Sie sind nicht anders als bei der vorigen oder der nächsten Rallye: Wir gehen in den Lauf mit der Absicht, zu gewinnen. Unsere Fahrer wissen, worum es geht: Sie müssen Citroen helfen, einen weiteren Herstellertitel einzufahren. Wenn sie dieses Ziel erreichen, dann ist klar, dass der eine oder der andere - oder beide - in der Position sein wird, den Fahrertitel zu holen. In Portugal müssen sie eine reiche Punkteausbeute machen. Und damit das gelingt, müssen sie mit dem Ziel in den Lauf gehen, zu gewinnen."