• 01.05.2013 14:55

Ogier ist Topfavorit - Sorgt Loeb für Spannung?

In nur vier Läufen vom Einsteiger zum Topfavoriten: Volkswagen und Sebastien Ogier gehen die Konkurrenten aus - Doch nun kehrt Sebastien Loeb zurück

(Motorsport-Total.com/SID) - Auf den staubigen Schotterpisten Portugals, irgendwo im Hinterland der Algarve, da kam dieser Moment. Als Sebastien Ogier seinen Volkswagen Polo R überlegen zum dritten Sieg in Folge steuerte, gingen auch den Zweckpessimisten bei Volkswagen die Argumente aus. Gut drei Monate nach dem Einstieg in die Rallye-WM (WRC) ist Debütant Volkswagen keine Wundertüte mehr, auch kein Geheimfavorit - die Niedersachsen sind Topfavorit auf Fahrer- und Herstellertitel.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Sebastien Ogier wurde in dieser Saison nur von Sebastien Loeb geschlagen Zoom

"Wir haben unsere Saisonziele korrigiert", sagt Motorsportdirektor Jost Capito vor dem fünften Saisonlauf in Argentinien, der am Donnerstag startet: "Wir wollen um den Titel kämpfen." Noch vor der Saison war Zurückhaltung angeordnet bei Volkswagen. "Erst einmal ankommen" wollte man, "das ein oder andere Top-3-Resultat einfahren". Doch der 315-PS-Bolide, unter großem zeitlichen und finanziellen Aufwand entwickelt, war auf Anhieb schwer zu schlagen. "Das hat uns überrascht und auch die Konkurrenz", sagt Capito im Gespräch mit dem 'SID'. Den großen Unterschied macht allerdings der Pilot.

"Beim Rallyesport", sagt Capito, "hat die Fahrerleistung noch einen besonders großen Einfluss. Mit Ogier haben wir einen absoluten Spitzenfahrer, das war uns von vornherein klar." Doch der 29-jährige Franzose übertrifft die Erwartungen. Mit 102 Punkten führt er die WM an, der zweitplatzierte Vizeweltmeister Mikko Hirvonen bringt es gerade auf 48 Zähler. "Niemand im Team hat so einen Start erwartet", sagt Ogier, "wenn sich diese Chance bis zum Ende bietet, werden wir sie nutzen."

So dominant trat Ogier zuletzt auf, dass er schon an Sebastien Loeb erinnerte. An den Rekordweltmeister, der 2014 in der Tourenwagen-WM starten will und daher in dieser Saison nur noch zu ausgewählten Läufen antritt - wie jetzt in Argentinien. Erstmals seit Anfang Februar heißt es damit ab Donnerstag wieder Loeb gegen Ogier, ausgerechnet in Argentinien, wo Loeb sieben Mal in Folge gewann. Das verspricht mehr Spannung als zuletzt, und es ist die wohl vorletzte Ausgabe des Duells der derzeit weltbesten Rallyepiloten.

Eines Zweikampfs mit Vorgeschichte. Zwei Jahre ist es her, da fuhren beide für Citroen, Ogier galt als Loebs Kronprinz. Doch die Zeit hinter dem Dominator wurde dem Nachwuchsstar zu lang, er wollte die Nummer eins sein - und verließ die Franzosen im Groll. Nun bekommt Ogier seine fairen Vergleiche mit dem einstigen Teamrivalen, ganz ohne Stallorder. Doch der WM-Dritte von 2011 ist bemüht, nicht für weitere Brisanz zu sorgen. "Ich freue mich auf das Duell mit Seb", sagt er, "es wird alles andere als einfach." Das Hauptaugenmerk, so Ogier, "liegt aber auf meinen WM-Konkurrenten."

Sein Chef nimmt ihm die Lässigkeit nicht ganz ab. "Ich glaube, das Thema beschäftigt ihn mehr, als er zugeben möchte", sagt Capito: "Sie waren Konkurrenten im gleichen Team, keiner von beiden wird gerne vom Anderen geschlagen." Den Blick für das große Ganze werde Ogier dabei nicht verlieren: "Er weiß, dass er nicht zu viel riskieren darf, 'nur' um Loeb zu schlagen - und damit eventuell eine Meisterschaft wegzuwerfen." Denn der Titel wäre durchaus ein Meilenstein. Seit 1984, seit dem Sieg für Audi, hat kein deutscher Hersteller in der Königsklasse triumphiert.