• 20.11.2007 16:02

  • von David Pergler

Mikkola: "Die WRC muss eine 180-Grad-Drehung machen"

Zu hohe Kosten, zu viel Geld, zu wenig Sport, zu wenig Spaß - Altmeister Hannu Mikkola bedauert die Entwicklungen im modernen Rallye-Sport

(Motorsport-Total.com) - Hannu Mikkola, finnische Rallye-Legende und Weltmeister von 1983 hat einige harsche Worte an die Macher der FIAWorld Rally Championship (WRC) gerichtet. Nach Meinung des Finnen laufen die Kosten der Königsklasse des Rallyesports aus dem Ruder. Gegenüber 'crash.net' äußerte Mikkola seine Befürchtungen.

Titel-Bild zur News: Hannu Mikkola

Hannu Mikkola sieht in der WRC dringenden Handlungsbedarf

Tatsächlich ist das Rallye-Geschäft sehr teuer geworden. Die Boliden, welche über Kies, Eis und Asphalt fliegen, haben mit den Serienfahrzeugen kaum was gemein. Stattdessen fahren hochgezüchtete Offroad-Monster durch die Wildnis. Verhältnisse also wie in der Formel 1. Es ist ein sehr teurer Sport geworden, der aufgrund seiner Kosten schon diverse Hersteller zum Rückzug bewogen.#w1#

Doch wie kann man das wieder unter Kontrolle bringen? Es ist der selbe Kreislauf, wie er jede beliebte Sportart trifft: Guter Sport - viele Zuschauer - viel Firmen/Sponsoren - größeres Spektakel - noch mehr Zuschauer - noch mehr Geld...bis dieser sich stetig selbst aufblasende Ballon ob des vielen Geldes, des übertriebenen Kommerzes und schwindenden Sports irgendwann platzt.

Kostensenkung als einziges Heilmittel

Dieses Schicksal gilt es laut Mikkola für die WRC auf jeden Fall abzuwenden: "Ich denke, die größte Herausforderung der WRC sind ihre Kosten. Meiner Meinung nach verliert man die Kontrolle darüber. Sie sollten sich darauf konzentrieren, einen Weg zu finden, die Kosten zu senken und mehr Leute reinzuschleusen."

Die Serie sei einen Tick zu professionell geworden: "Sie müssen das Ganze auf den Level herunter bringen, auf dem es mal war. Es gibt keine normale Person, welche diese Summe Geld auftreiben könnte, um in der WRC wettbewerbsfähig zu sein. Wenn man nicht gerade eine Ölfirma sein Eigen nennt, hat man ein wirkliches Problem, einen Schritt nach vorne zu machen", beklagt der Finne die Schwierigkeiten für Privatiers.

Und das hat auch Folgen für den Nachwuchs: "Sobald man sich mit den World Rally Cars einlässt, ist das für eine private Person unbezahlbar. Das bedeutet, all die guten Fahrer haben keinen Chance, sich zu beweisen."

"Wo gehobelt wird, da fallen Späne"

Doch was kann man tun? Mikkola ist auch radikalen Lösungen nicht abgeneigt - es müsse auf jeden Fall etwas getan werden: "Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Man muss eine Wendung um 180 Grad ausführen. Einfach alles vergessen und noch mal von vorne anfangen. Ich denke nicht, dass die Zuschauer viel Wert auf all die High-Tech-Lösungen legen."

Mikkola ist trotz allem ein treuer Fan des Sports geblieben, auch wenn er die Veränderungen der heutigen Zeit mit einem etwas traurigem Auge sieht: "Rallye-fahren ist nun ein vollkommen anderer Sport, als er es zu meiner Zeit war.Für einen alten Fahrer wie mich hat der Rallye-Sport etwas verloren. Das Abenteuer ist verloren gegangen. Aber die Autos fahren sehr, sehr schnell und es gibt einige sehr gute Fahrer in der WRC."

"Ich habe mir die Rallye der 1000 Seen (Rallye Finnland, Anm. d. Red.) angesehen. Dort gibt es eine Wertungsprüfung, die ich gut kenne. Ich ging also dahin, um dort zuzuschauen. Ich erinnere mich noch, auf welche Weise wir immer im die Kurven kamen. Wir waren immerzu seitwärts unterwegs und spielten mit den Autos. Heute ist es so, wenn die Jungs seitwärts driften, sind sie schon dabei, das Auto zu verlieren", erklärt Mikkola den fehlenden Spielraum der heutigen Rallye-Autos.

"Man kann mit bloßem Auge sehen, wie schnell die Autos fahren und das ist sehr, sehr schnell. Aber es gibt keine Dramatik dort, wie es zu unserer Zeit war. Ich denke, es liegt an einem anderen Fahrstil", so der Finne.

Hat er das mal am eigenen Leib ausprobiert? Er hat: "Als ich vor einer Weile die Gelegenheit bekam, einen Ford Focus von 2005 oder 2006 zu fahren, war das sehr schwierig für einen alten Fahrer wie mich, zu lernen, welcher Gang drinnen ist und was gerade vor sich geht. Zuvor hatte man eine mechanische Verbindung zu dem Auto. Man wirft das Auto nicht mehr so herum. Es ist mehr wie Tourenwagensport."

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