• 29.10.2013 10:02

Kubica: "Ich fahre schon ganz gut, aber..."

WRC2-Champion Robert Kubica sieht sich noch nicht am Ende des Reifeprozesses als Rallyefahrer: Physis und Performance auf der Piste noch ausbaufähig

(Motorsport-Total.com) - Robert Kubica hat es geschafft: Mit seinem neuerlichen Triumph in der WRC2-Klasse sicherte sich der Ex-Formel-Pilot bei der Rallye Spanien den Titelgewinn in der zweithöchsten Klasse der Rallye-Weltmeisterschaft - und das in seiner ersten Saison.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Rallye-Neuling Robert Kubica holte sich auf Anhieb den WRC2-Titel Zoom

Im Interview spricht Kubica über die Bedeutung dieses Titelgewinns, über seine aktuelle physische Verfassung und über die Umstellung von der Rundstrecke auf die Rallyepiste, speziell auf losen Untergrund.

Frage: "Robert, du sagtest im Vorfeld, der Titel wäre nicht dein Ziel. Wie fühlt es sich denn jetzt an?"
Robert Kubica: "Es ist ein schönes Gefühl, vor allem vor dem Hintergrund meines Unfalls aus dem Jahr 2011. Vor dem Unfall habe ich nur auf Ergebnisse hingearbeitet. Das war stets die oberste Maßgabe. Wenn man aber eingeschränkt ist und nicht hundertprozentig gesund, dann ist die Gesundheit das Wichtigste überhaupt. Ohne Gesundheit geht gar nichts. Trotzdem sind motorsportliche Erfolge toll. Das ist mir schon im vergangenen Jahr bei einigen kleineren Rallyes aufgefallen. Selbst auf Schotter, dem Belag, auf dem ich keine Erfahrung habe, waren meine Ergebnisse gut. Auf Schotter braucht man mehr Kraft für die Lenkbewegungen. Mein Arm ist noch immer nicht in perfekter Verfassung, aber es reicht, um sicher zu fahren, schnell zu fahren und gute Leistungen zu bringen."

Frage: "Nach diesem Rückschlag schon so zurückzukommen: Da muss es doch ein gutes Gefühl sein zu wissen, dass du gewissermaßen noch ein 'Lehrling' bist, oder?"
Kubica: "Natürlich. Ich bin jemand, der viel fordert, vor allem von mir selbst. Ich weiß, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe und hoffe, dass sich der Zustand meines Arms und meiner Hand weiter verbessern wird. Abgesehen davon ist das Wichtigste, dass man selbst daran glaubt und hart dafür arbeitet. Eines steht fest: Ich werde nicht aufgeben bis ich die volle Bewegungsfähigkeit wiedererlangt habe. Solange werde ich auch motiviert bleiben. Ich fahre schon ganz gut, aber ich würde gern auf das Level zurückkehren, das ich vor meinem Unfall hatte. Ich habe lange dafür gekämpft, ein Formel-1-Fahrer zu sein. Als ich mich etabliert hatte, blieb plötzlich alles stehen. Doch das ist inzwischen lange her. Jetzt habe ich die Weltmeisterschaft gewonnen. Das ist es, worüber wir sprechen sollten."


Fotos: WRC: Rallye Spanien


Frage: "Wie kamst du auf den Asphaltprüfungen bei Dunkelheit zurecht?"
Kubica: "Alle meinten vorher, die Rallye Spanien wäre für Rundstreckenfahrer perfekt. Doch man muss wissen, dass es die Rundstreckenfahrer nicht gewöhnt sind, auf der Straße zu fahren. Ihre Domäne ist die Rennstrecke, wo sie jeden Zentimeter kennen. Die Asphaltprüfungen in Spanien sind eine Herausforderung, denn die Straßen sind sehr breit und haben zwei Spuren. Ich stellte schon bei der ersten Überfahrt fest, dass es die perfekte Linie nicht gibt. Die Prüfungen haben Spaß gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass sie mit einem reinrassigen WRC-Auto noch mehr Spaß machen, doch schon mit dem RRC-Boliden waren sie eine Herausforderung. Wir kamen gut klar und fuhren auf einigen der Prüfungen wirklich ansprechende Zeiten. Am Schlusstag musste ich nicht mehr voll angreifen. Das hat es einfacher gemacht."

Frage: "War der Wechsel von Asphalt auf Schotter während der Rallye ein Problem für dich?"
Kubica: "Ja und nein. Ich finde es immer schwierig, wenn man auf Schotter im Schongang fahren soll. Das war schon in Griechenland so und auch auf Sardinien. Mit einem für Schotter abgestimmten Auto muss man einfach eine gewisse Energie aufbringen, um schnell zu sein. Man muss die Radaufhängung, die Dämpfer und die Reifen zum Arbeiten kriegen. Nimmt man Tempo heraus, dann machen es genau diese Faktoren schwierig, ansprechende Zeiten zu fahren. Das ist gerade für einen Rundstreckenfahrer eine große Umstellung. Von der Rundstrecke bin ich es gewohnt, so schonend wie möglich mit dem Material umzugehen, aber auf Schotter muss man aggressiver fahren. Man muss die Reifen und die Radaufhängung richtig fordern. Da ich am Schlusstag einen großen Vorsprung hatte, musste ich nicht alles riskieren."