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  • 17.12.2014 08:04

  • von Armin Schwarz

Kolumne: Hirvonen, einer der letzten großen finnischen Fahrer

Armin Schwarz blickt in seiner Kolumne auf die Karriere von Mikko Hirvonen zurück: Warum der Finne der beste Nummer-2-Fahrer war und mit ihm eine Ära zu Ende geht

Liebe Freunde des gepflegten Driftwinkels,

Titel-Bild zur News: Mikko Hirvonen

Seit der Saison 2002 war Mikko Hirvonen ein Teil der Rallye-WM Zoom

mit der Rallye Großbritannien ist die Karriere von Mikko Hirvonen zu Ende gegangen. In den vergangenen zehn Jahren hat er 15 Rallyes gewonnen, war viermal Vizeweltmeister und zweimal WM-Dritter. Mir bleibt am besten in Erinnerung, dass Mikko der stärkste zweite Fahrer war. Es klingt vielleicht blöd, aber er hat all die Jahre immer die Punkte mitgenommen, die es für ihn gab. Er ist fast nie ein unnötiges Risiko eingegangen, um etwas zu erreichen, das vielleicht nicht machbar war. Insofern war er ein verlässlicher, sehr guter Fahrer für ein Team. Er hat im Endeffekt seine Interessen auch hinten angestellt, um dem Team zu helfen.

Mikko hatte in den Jahren, als es um die Konstanz gegangen ist, auch Chancen auf den WM-Titel. Er hatte natürlich - wie jeder andere Fahrer auch - ein großes Problem: Und das hieß Sebastien Loeb. Wenn man gegen Loeb in dessen besten Jahren gefahren ist, reichte Konstanz und Punktesammeln nicht für den WM-Titel. Wenn es Loeb nicht gegeben hätte, wäre Mikko wahrscheinlich mehrfacher Weltmeister. Wenn und aber gibt es aber nicht. Mikko war unter dem Strich nicht imstande, mit Loeb mitzuhalten.

Ich glaube, dass Mikko bei der einen oder anderen Rallye noch eine Schippe drauflegen konnte, aber ich denke auch, er hatte immer im Hinterkopf, dass er die Punkte mitnehmen muss. Und man kann nur Punkte mitnehmen, wenn man keine unnötigen Fehler macht. Hätte Mikko noch eine Schippe draufgelegt, dann wäre er in einen Bereich gekommen, der für ihn nicht mehr so kalkulierbar gewesen wäre. Das hat er bewusst vermieden.

Armin Schwarz

Für Armin Schwarz war Hirvonen der beste zweite Fahrer eines Teams Zoom

Er war einer der umsichtigsten Fahrer und damit auch einer der besten zweiten Fahrer. Man wird nur ein verlässlicher Fahrer, wenn man sich keinem Risiko aussetzt. Wie er zu Citroen gekommen ist und Teamkollege von Loeb war, hat er sich schon im Vorfeld untergeordnet. Meiner Meinung nach ist er nicht zu Citroen gegangen, um Weltmeister zu werden. Nach langer Zeit und einer gewissen Unsicherheit bei Ford, hat er die Gunst der Stunde genutzt und konnte bei Citroen im damals besten Team der Welt fahren. Aber wenn sich Sebastien Ogier als Franzose schon nicht durchsetzen konnte, dann ist es für Hirvonen als Finnen wohl unmöglich.

Nach zwei Jahren bei Citroen hat er bei M-Sport eigentlich eine Abschiedssaison gezeigt. Es war eines seiner schwächeren Jahre. Man hat natürlich gehofft, dass Mikko an alte Erfolge anknüpfen könnte, aber unter diesen Voraussetzungen hat wahrscheinlich auch Malcolm Wilson gewusst, dass er nur die gezeigte Leistung abrufen wird.


Mikko Hirvonen: Das Abschiedsvideo

Nach 13 Jahren, 15 Siege, 69 Podestplätzen und vier Viezemeisterschaften tritt der Finne von der WRC-Bühne ab Weitere Rallye-Videos

Der Rücktritt ist eine logische Konsequenz, denn ich glaube, dass Mikko kein Angebot mehr bekommen hätte. Vielleicht hätte ihm Malcolm noch vereinzelte Starts ermöglicht, aber Mikko hat pragmatisch entschieden und einen Schlussstrich gezogen, weil ein Karriereende ohnehin absehbar war. Dennoch zählte Mikko in den vergangenen Jahren zu den besten Rallye-Fahrern. Mit ihm geht auch eine Ära im Rallye-Sport zu Ende.

Mikko Hirvonen

Viermal wurde Mikko Hirvonen hinter Sebastien Loeb Vizeweltmeister Zoom

Mikko war einer der letzten ruhigen Finnen. Davor waren es Juha Kankkunen, Tommi Mäkinen oder Marcus Grönholm. Zu dieser Generation zähle ich Mikko hinzu. Diesbezüglich geht für mich eine finnische Ära zu Ende. Die Finnen hoffen sicher, dass sie in Zukunft wieder an alte Erfolge anknüpfen können, aber auch in Finnland gehen die Uhren mittlerweile anders.

Auch den Rallye-Nachwuchs findet man nicht mehr einfach auf der Straße. Jetzt haben sie nur noch mit Latvala ein heißes Eisen im Feuer. Deswegen ist Hirvonen für mich einer der letzten großen finnischen Fahrer, der jetzt die Bühne verlassen hat. Ich wünsche Mikko alles Gute und freue mich, mit ihm auch eine tolle Zeit in der Rallye-WM verbracht zu haben.

Bis bald!

Euer,

Uwe Winter