• 05.05.2016 12:23

  • von Jack Benyon (Haymarket)

Höhere Gebühren: Rallye Großbritannien in Gefahr

In Wales will man die Gebühren für die Nutzung der Waldstraßen deutlich erhöhen - Deshalb könnte die Zukunft der Rallye Großbritannien gefährdet sein

(Motorsport-Total.com) - Die Rallye Großbritannien sowie weitere Rallye-Aktivitäten in Wales könnten auf der Kippe stehen. Eine neue Vereinbarung für die Verwendung von Waldwegen, die im Besitz der öffentlichen Hand sind, kam nicht zustande. Der Motorsportverband (MSA) und National Resource Wales (NRW) verhandelten über einen neuen Vertrag für die Benutzung der Waldstraßen für den Rallye-Sport. Aber NRW verlangt um 90 Prozent höhere Nutzungsgebühren als bisher. NRW wurde 2013 gegründet und verwaltet die Natur-Ressourcen in Wales.

Titel-Bild zur News: Martin Prokop

Die Rallye Großbritannien ist eine der großen Klassiker im WRC-Kalender Zoom

Als Begründung für die höheren Gebühren werden die Kosten genannt, die für die Reparatur der Straßen nach Rallye-Veranstaltungen anfallen. Der bisherige Vertrag läuft mit 31. Mai aus. Damit sind alle weiteren Veranstaltungen inklusive der Rallye Großbritannien (28.-30.10.) fraglich. Rallye GB Manager Ben Taylor bestätigt, dass eine ernste Gefahr für den WM-Lauf besteht: "Wie jeder andere Veranstalter auch, hätten wir Schwierigkeiten, die höheren Kosten zu tragen."

Obwohl die genaue Route noch nicht feststeht, werden wohl alle Prüfungen auf NRW-Land durchgeführt werden. Der Motorsportverband MSA konnte ähnliche Vertrage mit England und Schottland abschließen. Dabei wurden die Gebühren aber nur um 0,7 Prozent erhöht. Ex-Co-Pilot Nicky Grist, der nun ein Rallye-Veranstalter in Wales ist, sieht die hohen Forderungen von NRW überzogen und unfair.

"Die MSA kann dieser massiven Gebührenerhöhung nicht zustimmen, denn damit wären die Kosten für Rallyes in Wäldern unrealistisch", betont Grist. "Viele haben jetzt schon Schwierigkeiten, die Antrittsgelder zu bezahlen. Wenn man jetzt die Waldgebühr mehr als verdoppeln würde, dann würden die Kosten durch das Dach steigen. Außerdem muss man sich fragen, warum sie die Gebühr dermaßen erhöhen wollen, wenn England und Schottland nur 0,7 Prozent mehr verlangten."

Es wird geschätzt, dass der Rallye-Sport für die Wirtschaft Wales rund 15 Millionen Pfund (umgerechnet rund 19 Millionen Euro) wert ist. WRC2-Spitzenmann Elfyn Evans befürchtet, dass der Rallye-Sport in Wales nicht überleben wird, wenn die Gebühren derart steigen: "Momentan haben wir eine große Rallye-Industrie in Wales. Wenn wir das verlieren, ist dann der Anreiz der Rallye GB noch vorhanden?"


WRC: Rallye Großbritannien

Deswegen stellt Evans die entscheidende Frage in den Raum: "Würde es dann noch die Teilnehmer der nationalen Rallye geben, die den WM-Lauf realisierbar machen? Würden die Fans noch Interesse haben? Wenn sich keiner mehr dafür interessiert und man diese Infrastruktur verliert, dann wird es Großbritannien treffen. Man muss das Gesamtbild im Auge haben", betont Evans. NRW sagt dagegen, dass 2015 die Straßen in einem Wert von 665.000 Pfund (rund 827.000 Euro) beschädigt würden. Der MSA zahlte allerdings nur 339.000 Pfund (rund 428.000 Euro) an Gebühren.