• 03.10.2010 21:37

  • von Britta Weddige

Gassner: "Meine bisher beste Rallye!"

Hermann Gassner jun. belegte in Frankreich den 33. Gesamtrang, doch das lag nicht an mangelnder Performance, sondern nur an streikender Technik

(Motorsport-Total.com) - Hermann Gassner jun. hatte sich vor der Rallye Frankreich ein klares Ziel gesteckt: Der Bayer wollte mit seiner Beifahrerin Kathi Wüstenhagen in der Gruppe N in die Top 5 fahren. Am Ende holte das Duo im Mitsubishi Lancer Evo IV den 33. Gesamtrang. Doch Gassner bezeichnet den Lauf im Elsass dennoch als seine bisher beste Rallye. Denn dass es nicht weiter nach vorn ging, lag nicht an mangelnder Performance. Sondern die Technik hatte ihm einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Titel-Bild zur News: Hermann Gassner Jr.

Hermann Gassner Jr. konnte in Frankreich mit seiner Leistung überzeugen

Den ersten Rückschlag erlebten Gassner und Wüstenhagen schon, bevor es richtig los ging. Als der 21-Jährige am Start der ersten Wertungsprüfung am Freitag beschleunigen wollte, brach hinten eine Antriebswelle. In der Folge musste sich Gassner ausschließlich mit Vorderradantrieb durch die ersten vier Prüfungen kämpfen. Der Defekt wurde im Remote-Service in Mühlhausen behoben - klugerweise hatte Gassner das nötige Ersatzteil in seinem Auto dabei. Denn laut Reglement darf beim Remote-Service nur das eingebaut werden, was im Einsatzauto mitgenommen wurde.#w1#

Am Freitagnachmittag konnte der Deutsche Rallyemeister dann wieder normales Tempo fahren. Doch das sorgte für ein neues Problem: Er fuhr dauernd ausgebremst, weil er auf langsamere Autos auffuhr. Und am Freitagabend folgte der nächste Schlag. Gassner bekam eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt, weil er zu spät zu einer Zeitkontrolle kam. Der Grund: Er wurde in der Auftankzone aufgehalten, als das Auto eines Mitbewerbers Feuer fing.

Am Samstag setzte Gassner zum Höhenflug an. Er fuhr in der Gruppe N eine Top-3-Zeit nach der anderen, widerstand allen Tücken und legte eine beeindruckende Pace an den Tag. Doch vor der letzten Prüfung des Samstag holte ihn das Pech wieder ein. Wegen eines Technikdefekts sprang sein Auto nicht mehr an, damit war der Samstag für Gassner eine Prüfung vor Schluss vorzeitig beendet.

Hermann Gassner Jr.

Am Samstag fuhr Hermann Gassner konstant schnelle Top-3-Zeiten Zoom

"Das war Hermanns bester Tag, seit er mit uns fährt, von daher ist es wirklich schade, dass er nicht alle Prüfungen beenden konnte", sagt Gassners BRR-Teamchef Raimund Baumschlager. "Er war in den Top 3 der Gruppe N. Die Ergebnisse waren sehr gut, nicht nur wegen seiner Pace, sondern auch wegen der Art, wie er mit dem Aufschrieb gearbeitet hat. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich alles zusammenfügt. Mit all dem Matsch und Schotter auf der Straße war es nicht einfach. Es war wirklich eine fantastische Leistung, dass sie mit so wenig Erfahrung diese Zeiten fahren konnten. Ich war wirklich beeindruckt."

"Die Bedingungen waren sehr schwierig, weil wir noch nie zuvor auf solchen Straßen mit Einheitsreifen gefahren sind. Aber Hermann hat keine Fehler gemacht, es war einfach eine sehr gute Leistung", sagt Co-Pilotin Wüstenhagen. Und Gassner ergänzt: "Nach den Problemen vom Freitag haben wir um nichts gekämpft, von daher hätte es wenig Sinn gemacht, bei diesen tückischen Bedingungen verrückte Risiken einzugehen. Ich bin hergekommen, um Erfahrung zu sammeln. Und das habe ich getan."


Fotos: WRC Rallye Frankreich


Am heutigen Sonntag ging Gassner unter SupeRally-Bedingungen wieder an den Start. Das Team hatte herausgefunden, dass das Problem vom Samstag seine Ursache in einem defekten Elektrikstecker in der Kraftstoffpumpe hatte. Dieser Fehler konnte schnell behoben werden. Gassner fuhr dem Ziel entgegen und sicherte sich am Ende den 33. Gesamtrang.

"Es war ein dummes Problem, dass sehr schnell repariert war", sagt Teamchef Baumschlager. "Für Hermann war es schade. Aber wir müssen herausstreichen, dass er bei diesen schwer schwierigen Bedingungen sehr, sehr gut gefahren ist. Und er hat ein sehr gutes Tempo an den Tag gelegt. Er hat auch heute wieder einen tollen Job gemacht, auch wenn sich seine Performance nicht im Ergebnis widerspiegelt."

"Ich habe so viel gelernt, ohne irgendwelche Fehler zu machen." Hermann Gassner jun.

"Natürlich hätte er ein viel besseres Ergebnis geholt, wenn er nicht diese Probleme gehabt hätte", so Baumschlager weiter. "Aber das Wichtige war die Erfahrung, die er bei dieser Rallye gesammelt hat. Er hat hier viel gelernt, und ich freue mich sehr für ihn und seine Beifahrerin Kathi. Das Tolle ist, dass er nun zwei weitere Rallyes in Spanien und Großbritannien bestreitet. Dort kann er das, was er hier gelernt hat, umsetzen und das bekommen, was er am meisten braucht: Zeit im Auto."

Gassner selbst ist mit seiner Performance ebenfalls zufrieden: "Denn meine Zeiten am Samstag waren sehr gut. Das war definitiv meine bisher beste Rallye, denn die Bedingungen waren sehr tückisch, aber ich habe so viel gelernt, ohne irgendwelche Fehler zu machen. Jetzt geht es zu den letzten beiden Saisonläufen der WRC in Spanien und Großbritannien - da freue ich mich schon sehr drauf!"