• 28.12.2008 12:23

  • von Britta Weddige

Der "schleichende Tod" der WRC?

Nur noch zwei Hersteller: Experte Armin Schwarz über den Ausstieg von Subaru und Suzuki und über die Frage, welche Zukunft die WRC nun noch hat

(Motorsport-Total.com) - Es war der "schwarze Montag" der WRC: Zuerst verkündete Suzuki nach nur einer vollen Saison den Rückzug aus der Rallye-Weltmeisterschaft, kurz darauf gab auch Subaru bekannt, dass man nach fast 20 Jahren, drei Hersteller- und drei Fahrertiteln ebenfalls ausstiegt. Damit waren von den bisher vier Marken in der WRC nur noch zwei übrig: Ford und Citroën. "Ich glaube, es war komplett überraschend, dass Subaru ausgestiegen ist", kommentierte Rallyeexperte Armin Schwarz gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

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Auflösungserscheinungen: Nach Suzuki macht sich auch Subaru aus dem Staub

Weniger überrascht war er allerdings vom Suzuki-Rückzug: "Bei Suzuki hat man ja immer schon mal gehört, dass sie vielleicht eine schöpferische Pause einlegen, um das Auto voranzubringen." Entscheidender Faktor sei dann sicher gewesen, dass Suzuki seine Anteile am maroden US-Autobauer GM zurückkaufen musste, so Schwarz. Damit saß das Geld nicht mehr so locker. Zudem hatte im Suzuki-Konzern der Mann, der für den Rallyesport stand, immer mehr an Macht verloren: Nobuhiro "Monster" Tajima.#w1#

Was Subaru angeht, würde Schwarz nicht ausschließen, dass einfach die "Gunst der Stunde" genutzt wurde. Die Finanzkrise als ideales Argument für schon lange vorher schwelende Entscheidungen: Subaru war schon länger nicht mehr glücklich mit der Partnerschaft mit Prodrive. Bereits im Januar hatte Prodrive-Chef David Richards seine Truppe eindringlich dazu ermahnt, wieder in die Erfolgsspur zurückzukommen. Denn schon damals wusste er um die Konkurrenz, nämlich dass Tommi Mäkinen gern mit seiner Firma das Rallyeprojekt von Subaru übernehmen würde. Und Mäkinen hat als früherer erfolgreicher Subaru-Pilot einen besseren Zugang zu den Japanern als Geschäftsmann Richards.

Das Gerücht, dass Subaru die WRC-Schmiede wechseln will, zog sich hartnäckig durch das Jahr. Das könnte auch der Grund sein, warum Richards in den vergangenen Wochen alles daran gesetzt hat, Doppelweltmeister Marcus Grönholm zum Comeback zu überreden und für die volle kommende Saison unter Vertrag zu nehmen. "David wollte Subaru damit sagen: 'Seht her, jetzt haben wir von Prodrive zwei Weltmeister im Team'", vermutet Schwarz. "Nur hat er da komplett außer Acht gelassen, wie weit die Japaner mit ihrer Entscheidung schon waren."

Den finalen Ausschlag für den Subaru-Ausstieg gab dann schließlich die Entscheidung der FIA, dass bald nur noch mit S2000plus-Fahrzeugen gefahren werden darf, nicht aber mit aufgerüsteten Gruppe-N-Autos. Subaru hat kein S2000-Fahrzeug, sondern nur den Gruppe-N-Impreza WRX. Man hatte darauf vertraut, diesen dann nach dem neuen Reglement für WRC-Einsätze aufrüsten zu können. "Das heißt, dass Subaru bei der FIA hätte einen Antrag stellen müssen, dass sie ihr Gruppe-N-Auto außerhalb des S2000-Reglements einsetzen dürfen. Da drüber hinaus hätten sie einfach warten müssen, was die FIA entscheidet", so Schwarz.

Toni Gardemeister

Suzuki konnte in Japan 2008 das beste Ergebnis in der WRC einfahren Zoom

Das heißt im Klartext: Subaru wäre noch zwei Jahre WRC gefahren, hätte dabei aber immer auf den "Goodwill" der FIA hoffen müssen. "Das machen Japaner nicht", weiß der Experte. "Die sehen sich da einfach an die Wand gedrängt. Subaru war immer der Hersteller, der gesagt hat: 'Wir machen Rallye aus unserer Philosophie heraus, weil man dort mit Vierradantrieb und Turbo-Motor Sport betreiben kann'. Wenn diese Grundlage entzogen ist, dann gehen sie auch ganz schnell raus."

Die WRC, die ohnehin um ihre Zukunft kämpft, ist mit dem Ausstieg von Subaru und Suzuki zu einer Zweimarken-Veranstaltung zusammengeschrumpft. Bedeutet das nun den "schleichenden Tod" der Rallye-Weltmeisterschaft? "So abwegig ist diese Befürchtung gar nicht", pflichtete Schwarz bei. Fraglich ist, ob man allein durch die Tatsache, dass man in Zukunft kostengünstiger werden will, neue Hersteller und Teams anlocken - und die beiden noch verbleibenden halten kann: "Viele Hersteller werden sich das jetzt erst einmal gut überlegen. Sie werden sich sagen: 'Solange die FIA nicht weiß, was sie will und wie sie es will, machen wir gar nichts'. Und die momentanen wirtschaftlichen Umstände helfen da auch nicht weiter. Jeder kann seine Entscheidungen auf die Finanzkrise schieben, egal ob diese nun wirklich so groß ist oder nicht."