• 20.01.2015 17:16

Der neue Polo R WRC: Evolution des Meistermachers

Neue Technik, neues Design: Der Volkswagen Polo R WRC der zweiten Generation geht konsequent weiterentwickelt in die WRC-Saison 2015

(Motorsport-Total.com) - Der Weltmeister-Polo bekommt einen jüngeren Bruder: Der neue Volkswagen Polo R WRC für die Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) hat die Gene seines Vorgängers, wurde jedoch in vielen Punkten sorgfältig weiterentwickelt. Auch wenn die Gestaltung des neuen blau-blau-weißen Kleides der Serien-Rohkarosse einer optischen Revolution gleicht - unter der Haube folgte der Optimierungsprozess dem Grundsatz der präzisen Evolution.

Titel-Bild zur News: Volkswagen Polo R WRC

Volkswagen startet mit einem grundlegend überarbeiteten Polo in die WRC-Saison 2015 Zoom

Die Volkswagen-Ingenieure haben 75 Prozent des Meistermachers von 2013 und 2014 bis ins Kleinste auf sein Optimierungspotenzial hin überprüft und so Schritt für Schritt seine Weiterentwicklung vorangetrieben. Neben der kompletten Neuerung großer Baugruppen - etwa das 2015 erlaubte sequenzielle Getriebe mit Schaltwippe - haben Chassis und Motor des Polo R WRC vor der Saison 2015 dank der Summe neuer Details den nächsten technologischen Schritt gemacht.

"Bei der Entwicklung des ersten Polo R WRC sind wir dem Grundsatz gefolgt, zuerst ein schnelles Auto zu entwickeln, das wir Zug um Zug zu einem zuverlässigen verbessert haben", erklärt Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito und fügt hinzu: "Diese Philosophie hat sich bewährt und steckt auch in der evolutionären Weiterentwicklung des Polo R WRC der zweiten Generation. Wir haben auf einer herausragenden Basis begonnen, unser Weltmeister-Auto zu verbessern. Unsere Ingenieure sind das Thema akribisch und mit absoluter Hingabe angegangen und das Ergebnis macht einen perfekten Eindruck. Wir sind gespannt darauf zu sehen, wie sich unser World-Rally-Car im Wettbewerb im Vergleich mit der
Konkurrenz schlägt."

Wipp, wipp, hurra - neues Schaltwippen-Getriebe

Die 2015er-Version des Polo R WRC beruht nach wie vor auf dem gleichen Basis-Fahrzeug - dem Polo für die Straße. Während der Entwicklungsprozess dem Leitgedanken der Evolution folgte, bildete ein Bauteil die große Ausnahme: Das 2015 wieder erlaubte Getriebe mit Wippen-Schaltung. Es stellt in jeder Hinsicht eine Neuentwicklung dar. Nicht mehr durch kräftiges Drücken und Ziehen des Schalthebels löst der Fahrer in Zukunft den Schaltvorgang aus, sondern mit dem Betätigen einer Schaltwippe, die permanent an der Lenksäule angebracht ist und den Gangwechsel elektronisch an das hydraulisch gesteuerte Getriebe weitergibt.

Volkswagen Polo R WRC Lenkard Schaltwippe

Die Gänge werden von Ogier, Latvala und Mikkelsen per Schaltwippe gewechselt Zoom

Der große Vorteil: Von nun an hat der Fahrer beide Hände permanent am Steuer. "Das neue Getriebe ist hydraulisch betätigt und ist wesentlich komplexer als das System, das wir bisher verwendet haben", sagt Volkswagen-Technikchef Francois-Xavier Demaison, der Vater der beiden Polo R WRC. "Deshalb haben wir diesem Bauteil auch viel Aufmerksamkeit gewidmet. Das Hydraulik-System musste entsprechend angepasst und größer dimensioniert werden. Wir haben zudem ein komplett neues Getriebegehäuse entwickelt. Damit haben wir bereits Anfang des Jahres 2014 begonnen", so Demaison.

Ein weiteres Entwicklungsziel für die 2015er-Version des Polo R WRC war eine größere Bandbreite an Abstimmungsmöglichkeiten für Fahrer und Ingenieur. Die drei Fahrer von Volkswagen haben unterschiedliche Fahrstile, durch die Anpassung der Chassis-Komponenten erreichten die Volkswagen-Ingenieure eine größere Freiheit in Sachen jeweiliger Abstimmung. Dabei überarbeiteten die Techniker auch die Karosserie des Polo R WRC, um die aerodynamische Effizienz zu erhöhen. Das Resultat wird nur bei genauem Hinsehen offenbar, ist aber hochwirksam: Neben neu geformten und etwa zwei Zentimeter höheren Abrisskanten der vorderen Kotflügel wird das im neuen Polo R WRC vor allem am neuen Heckflügel sichtbar.

Rund 5.000 Kilometer Tests mit dem Polo R WRC

Ein neues, komplexes Getriebe, mehr Wahlmöglichkeiten in der Abstimmung, Feinarbeit an der Aerodynamik - die neueste Chassis-Version des Polo R WRC wurde seit Juli 2014 von den Volkswagen-Werksfahrern intensiv getestet, um vor allem die Standfestigkeit des Gesamtkonzepts zu erproben. Auf Schotter, Asphalt sowie Eis und Schnee spulten Ogier, Latvala und Mikkelsen in Finnland, Frankreich, Großbritannien, Schweden und rund um Monte Carlo gemeinsam etwa 5.000 Kilometer ab. Den Großteil der Testarbeit übernahm Volkswagen-Entwicklungsfahrer Dieter Depping, der bereits bei der ersten Generation des Polo R WRC fleißigster Tester war.

Dieter Depping

Entwicklungsfahrer Dieter Depping übernahm einen Großteil der Testarbeit Zoom

Simpler, leichter, stabiler - die Optimierung des Polo R WRC nach dem Prinzip "SLS". Dieses Prinzip ist das Einmaleins für Ingenieure im Motorsport: "simpler, leichter, stabiler". Genau nach diesem Grundsatz haben die Volkswagen-Techniker die Konstruktion von 75 Prozent der bestehenden Fahrzeugkomponenten überprüft und einige von ihnen je nach Schwerpunktlage, Belastung und Funktion entsprechend verändert.

Dabei lag auf der Standfestigkeit des Polo R WRC ein besonderes Augenmerk und auch die Wünsche und Vorschläge der Mechaniker wurden berücksichtigt, um die Zugänglichkeit der Komponenten während der in der Rallye-WM stark begrenzten Service-Zeiten zu erleichtern - beispielsweise durch den Einsatz möglichst vieler gleichdimensionierter Schrauben.

Motor konsequenter ans Limit konstruiert

Beim Motor spielte das Thema Gewicht bei der Detailverbesserung des Motors eine wichtige Rolle: Das 315 PS starke Triebwerk wiegt nun exakt die vom Reglement vorgegebenen 81,5 Kilogramm. Einerseits wurde das Mindestgewicht des Motors von den Regelhütern die FIA vor der Saison 2015 um ein Kilogramm gesenkt, andererseits schlummerte bei der bisherigen Version des Motors weiteres Einsparpotenzial, das dank überarbeiteter Konstruktion nun vollständig erschlossen wurde.

"Bei der Entwicklung eines Motors stehen Leistung, Fahrbarkeit und Gewicht stets ganz oben im Lastenheft", sagt Volkswagen-Motorenchef Donatus Wichelhaus und offenbart: "Bei den ersten beiden Punkten waren wir mit dem ersten Wurf zur Saison 2013 und 2014 schon nah am Optimum. Schwerpunkt bei der Neu-Homologation des Motors war, dass wir vom Gewicht her absolut ans Limit kommen. Das haben wir geschafft."

Zudem setzten die Motorenentwickler wie die Ingenieure auf Chassis-Seite das Gelernte der vergangenen zwei Jahre konsequent um, was beispielsweise die Service-Freundlichkeit angeht.