• 28.03.2007 16:31

  • von Britta Weddige

Bürokratie am Schraubenzieher

Beim Service in der WRC ist alles genauestens geregelt, zum Beispiel die Zahl der Techniker und die Dauer des Service

(Motorsport-Total.com) - WRC-Techniker müssen schnell, effizient und geschickt arbeiten und auch unter größtem Druck die Ruhe bewahren können. Auf den Punkt müssen sie von 0 auf 100 schalten und sich ans Werk machen. Dabei muss die Service-Crew ein eingespieltes Team sein, um nicht im Eifer des Gefechts aus Versehen gegen eine der vielen genauen Regeln der FIA zu verstoßen.

Titel-Bild zur News: Servicepark Citroen

Im Servicepark müssen die Techniker in kurzer Zeit Präzisionsarbeit leisten

Schon die Service-Zeiten bei einem Lauf werden vorher festgelegt, und sie müssen strikt eingehalten werden. Kommt ein Pilot zu früh oder zu spät, gibt es eine Zeitstrafe, die ihn im Klassement um einige Plätze nach hinten werfen könnte.#w1#

Der erste Service des Tages steht am frühen Morgen vor der ersten Prüfung an, zehn Minuten haben die Teams dabei Zeit, das Auto für die Etappe vorzubereiten. Richtig stressig wird es dann während der ein oder zwei Services, die es während eines Tages gibt. Niemand im Team weiß, wie das Auto nach den absolvierten Prüfungen aussieht. Die Crew steht in den Startlöchern und bekommt über Funk die Rückkehr des Piloten mitgeteilt, nur wenige Minuten, bevor das Auto die Zeitkontrolle an der Einfahrt zum Servicepark durchfährt.

Armbänder als Arbeitsberechtigung

Dann läuft die Arbeit ab wie in einem Schweizer Uhrwerk, präzise, eingespielt und schnell. Gerade mal 20 Minuten hat die Crew Zeit, das Fahrzeug für die nächsten Prüfungen vorzubereiten. Zwölf Techniker, jeder ein Spezialist auf seinem Gebiet, führen den Service durch. Allerdings dürfen dabei nur sechs Mann gleichzeitig am Auto arbeiten, die anderen dürfen es nicht berühren.

Um zu kontrollieren, dass nicht doch ein siebter Mann mit Hand anlegt, hat sich die FIA ein simples und doch wirkungsvolles System ausgedacht: Armbänder. Jeder der sechs Techniker muss ein Armband tragen, das zeigt, dass er in diesem Moment am Auto arbeiten darf. Wer keins hat, muss sich fernhalten, nicht einmal eine Trinkflasche darf ein Mechaniker ohne Armband ins Auto legen. Allerdings dürfen die Armbänder weiter gegeben werden, wer fertig ist, übergibt es dem Kollegen, der dann in seinem Bereich weiterarbeitet.

Vollcheck unter Zeitdruck

Bei einem Routineservice werden in diesen 20 Minuten die Räder und Reifen komplett gewechselt, die Flüssigkeiten aufgefüllt und alle Schrauben und Bolzen überprüft. Schließlich könnten die sich durch die Vibrationen während den Prüfungen gelockert haben. Dazu werden die aufgezeichneten Daten analysiert, kleinere Abstimmungsänderungen vorgenommen, die Bremsen gecheckt und natürlich die Windschutzscheibe gereinigt.

Vor einem richtigen Problem steht die Crew allerdings, wenn ein Auto mit deutlichen Beschädigungen in den Servicepark kommt - dann ist Improvisationstalent gefragt. Ob alles in der vorgegebenen Zeit erledigt werden konnte, wird mit einer zweiten Zeitkontrolle überprüft, die der Pilot am Ausgang des Serviceparks passiert.

Am Abend steht nach der letzten Prüfung der jeweiligen Etappe der Flexi-Service an. Hier haben die Teams 45 Minuten Zeit, an den Autos zu arbeiten. Während des Flexi-Service dürfen auch alle zwölf Techniker gleichzeitig Hand anlegen. Der Zeitpunkt für den Flexi-Service ist, wie der Name schon sagt, variabel und die Teams können selbst entscheiden, wann sie ihn durchführen. Allerdings: Der Zeitpunkt muss so gewählt sein, dass das Fahrzeug rechtzeitig im Parc Ferme eintrifft, wo es "übernachtet".