Aerodynamik beim neuen WRC-Reglement im Mittelpunkt

M-Sport-Chefingenieur Chris Williams spricht über die Entwicklung des neuen Ford Fiesta WRC und den Druck nach der Verpflichtung von Sebastien Ogier

(Motorsport-Total.com) - Das neue technische Reglement für der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2017 macht die Autos schneller und spektakulärer - und stellte die Ingenieure der Teams vor eine Herausforderung. Denn mit Ausnahme von Hyundai, die im vergangenen Jahr ein neues Modell des i20 WRC eingeführt hatten, mussten alle Hersteller zum ersten Mal seit einigen Jahren ein völlig neues Auto entwickeln. Diese Arbeit begann bei M-Sport schon Mitte 2015, wie Chefingenieur Chris Williams erklärt.

Titel-Bild zur News: Ford Fiesta WRC

Größerer Heckflügel und Diffusor: Die Aerodynamik des Ford Fiesta WRC Zoom

"Wie bei jedem neuen Auto ging es zunächst einmal darum, die neuen Regeln zu verstehen, damit wir wissen, wo wir Veränderungen vornehmen und neue Ideen ausprobieren können", sagt Williams. Dies sei zu Beginn jedoch recht schwierig gewesen, da das Reglement seinerzeit noch nicht zu 100 Prozent fest stand.

Vor allem im Bereich der Aerodynamik bietet das neuen WRC-Reglement den Ingenieuren deutlich mehr Freiraum - was sich bei der Präsentation der neuen WRC-Autos gezeigt habe. "Jedes Team hat im Geheimen gearbeitet und herausgekommen ist bei allen etwas anderes", so Williams beim Blick auf das eigene Auto und die Modelle der Konkurrenz.

Balance aus Luftwiderstand, Abtrieb und Haltbarkeit

Bei der Entwicklung der Aerodynamik sei die Balance aus Luftwiderstand und Abtrieb einer der wichtigsten Punkte gewesen, aber im Gegensatz zum Rundstreckensport auch die Robustheit der Anbauten, die den Belastungen bei den Wertungsprüfungen standhalten müssen. "Jeder musste festlegen, welches Risiko hinsichtlich der Balance zwischen Performance und Haltbarkeit eingehen will", sagt Williams.

Im Vergleich zum Vorgängermodell unterscheide sich der neue Ford Fiesta WRC von M-Sport in allen wesentlichen Punkten. "Nehmen wir als Beispiel das Getriebe. Das alte stammte ursprünglich aus dem Ford Fiesta S2000 und wurde für den Einsatz im WRC-Auto angepasst. In diesem Jahr wurde das Getriebe speziell für dieses Auto und die neuen Regeln entwickelt", erklärt der M-Sport-Chefingenieur.


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So sei der neue Fiesta im Vergleich zum letztjährigen Modell ein deutlicher Fortschritt. Wie stark das Auto im Wettbewerb mit den Konkurrenzmodellen von Citroen, Hyundai und Toyota ist, wird sich ab dieser Woche in der Rallye-WM 2017 zeigen. Denn nach der Verpflichtung von Weltmeister Sebastien Ogier können Misserfolge kaum mehr auf den Fahrer geschoben werden.

Ogiers Verpflichtung Motivation und Druck zugleich

"Das setzt uns sicherlich gewaltig unter Druck", gibt Williams zu, "ist aber auch eine tolle Gelegenheit. Die Motivation ist deutlich gestiegen, denn alle wollen in dieser Saison ihr Allerbestes geben." Dazu hätten auch die lobenden Worte von Ogier über das Auto nach dem ersten Test im November beigetragen.

Umso gespannter ist das Team nun auf die erste Bewährungsprobe des neuen Ford Fiesta WRC bei der Rallye Monte Carlo (19. bis 22. Januar). "Das Warten auf die erste Zwischenzeit wird sicherlich sehr nervenaufreibend sein", meint Williams. "Wir haben die besten Fahrer, die wir kriegen konnten und müssen daher abliefern. So einfach ist das."