Rekordjagd am Pikes Peak: Elektro schlägt Verbrenner

Seit 100 Jahren jagt die Menschheit mit immer besseren Autos den Pikes Peak hoch und stellt neue Rekorde auf - Elektromotor spielt Vorteile beim Bergrennen aus

(Motorsport-Total.com) - Das legendäre Bergrennen auf dem Pikes Peak im US-Bundesstaat Colorado gehört zu den ältesten Motorsport-Veranstaltungen der Welt. Seit rund 100 Jahren stehen die Jagd nach Rekorden und der technische Fortschritt auf dem Prüfstand. Mit dem Sieg im Jahr 2018 hat Volkswagen Geschichte geschrieben, denn man hat nicht nur den Rekord für Elektrofahrzeuge verbessert, sondern auch einen neuen absoluten Rekord erzielt.

Titel-Bild zur News: Volkswagen Pikes Peak

Der Volkswagen I.D. R ist das schnellste Auto auf dem Pikes Peak Zoom

Niemand fuhr bisher die 19,9 Kilometer lange Strecke schneller hinauf als Romain Dumas. Unvergessen ist auch die Rekordfahrt von Walter Röhrl in der Pikes-Peak-Variante des Audi Sport Quattro E2. Im Jahr 1987 war der Deutsche mit 10:47,850 Minuten der schnellste Mann auf dem Berg. Damals war es allerdings noch eine komplette Schotterstrecke, die eigentlich eine öffentliche Straße ist.

Im Jahr 2002 begann die Stadt Colorado Springs Stück für Stück mit der Asphaltierung der Straße. Jahr für Jahr wurden etwa zehn Prozent der Strecke asphaltiert. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Bergrennen und die gestoppten Zeiten. 2011 wurde zum letzten Mal mit wenigen Schotterabschnitten gefahren. Seit 2012 ist die komplette Strecke, die aus 156 Kurven besteht und durchschnittlich um sieben Prozent ansteigt, asphaltiert.

Rhys Millen fuhr damals im ersten Jahr des durchgehenden Asphaltbandes in einem getunten Hyundai mit 9:46,164 Minuten als erster Mensch den Berg unter zehn Minuten hoch. Dieser Rekord sollte aber nicht lange halten, denn 2013 kam Rallye-Rekordweltmeister Sebastien Loeb mit Peugeot nach Colorado. Der speziell für dieses Bergrennen entwickelte 208 T16 hatte einen 3,2 Liter Turbo-V6-Benzinmotor, der etwa 887 PS leistete.

Walter Röhrl Pikes Peak 1987

Walter Röhrl fuhr 1987 mit dem Audi Quattro E2 den Pikes Peak hoch Zoom

Mit diesem Peugeot pulverisierte Loeb den Rekord und schrieb sich mit 8:13,878 Minuten in die Statistik ein. Ungefähr zu dieser Zeit tauchten auch die ersten Elektroautos in Pikes Peak auf und läuteten die Zukunft ein. Der Vorteil sind das immense und sofort abrufbare Drehmoment für die vielen Spitzkehren. Der Start des Rennens befindet sich auf 2.862 Metern über Seehöhe. Von dort geht es bis ins Ziel hoch auf 4.303 Meter. Die dünne Luft ist für Verbrennungsmotoren trotz Turbolader ein erheblicher Nachteil.

Verbrennungsmotor bei Bergrennen im Nachteil

Während Verbrennungsmotoren mit der Höhe Leistung einbüßen, bleiben Elektromotoren konstant. Deshalb setzten sich in den vergangenen Jahren immer mehr Elektroautos durch. 2015 holte sich Millen mit einem eO PP03 der Firma Drive eO, die auch schon Autos bei der Rallye Dakar eingesetzt haben, mit 9:07,222 Minuten den Gesamtsieg. Es war der erste Sieg eines Elektrofahrzeugs. Schon 2014 belegten Elektroautos die Plätze zwei und drei. Trotzdem war Millens Zeit deutlich langsamer als Loebs Rekordfahrt mit einem Verbrenner

2016 stellte Millen mit 8:57,116 Minuten den Rekord für Elektrofahrzeuge auf. Volkswagen hatte sich mit dem I.D. R zunächst das Ziel gesetzt, diese Marke zu knacken. Doch der Volkswagen-Prototyp mit einer Leistung von 500 kW (680 PS) aus zwei Elektromotoren - einer je Achse - erzielte mit 7:57,148 Minuten eine neue Rekordzeit. Dumas war um mehr als 16 Sekunden schneller als Loeb. Nicht miteinander vergleichbar sind die Witterungsbedingungen an den jeweiligen Tagen.


Volkswagen stellt Rekord am Pikes Peak auf

Mit einem Elektroauto fährt Volkswagen den legendären Pikes Peak mit einer neuen Rekordzeit hoch. Weitere Rallye-Videos

Beschleunigung schneller als ein Formel-1-Auto

Mit 650 Nm Drehmoment und einem Gewicht von unter 1.100 Kilogramm schafft der Volkswagen die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,25 Sekunden - schneller als ein Formel 1 und ein Formel-E-Auto. Der Peugeot von Loeb war mit 875 Kilogramm etwas leichter, denn als Energiespeicher nutzte Volkswagen Lithium-Ionen-Batterien. Ihre Leistungsdichte ist das entscheidende Kriterium des Systems im Hoch-Volt-Bereich. Die Ingenieure hatten nicht die maximale Reichweite als Ziel, sondern eine möglichst hohe Leistungsabgabe. Etwa 20 Prozent der benötigten elektrischen Energie wurden während der Fahrt durch Rekuperation gewonnen und wieder in die Batterie gespeist.

"Gratulation an Romain und sein Team", schickt Loeb via Twitter eine Grußbotschaft. Er nimmt den Verlust seines Rekordes sportlich: "Die Revanche gibt es am 23. September." Dann werden Loeb und Dumas beim Bergrennen "Montee des Legendes" in Frankreich antreten, das zum ersten Mal seit 45 Jahren wieder ausgetragen wird. Loeb wird dort mit seinem Peugeot 208 T16 an den Start gehen. Ob Dumas mit seinem Norma-Prototypen, mit dem er dreimal zuvor am Pikes Peak gewonnen hat, oder mit dem Volkswagen antreten wird, ist noch offen.

Sebastien Loeb, Pikes Peak

Mit dem Peugeot 208 T16 stellte Sebastien Loeb den bisherigen Rekord auf Zoom