Spieletest: RACE 07 - The WTCC Game

(MST/Speedmaniacs.de) - Das erste RACE-Rennspiel kam im November vergangenen Jahres doch einigermaßen überraschend auf den Markt, nachdem Entwickler Simbin Development doch gerade erst zwei Monate zuvor das Prunkstück GTR 2 fertig gestellt hatte. Bis dahin kannte man die Programmierer nur von eben dieser GTR-Serie sowie derem legitimen Vorgänger, einer entsprechenden Modifikation für ISI's F1 Career Challenge. Doch im Nachhinein betrachtet hätte der WTCC wohl gar nichts Besseres passieren können, als dass dieses Team die Entwicklung einer Rennsimulation zur Tourenwagen-WM übernimmt, denn das Ergebnis sprach für sich.#w1#

© SBDT

RACE 07 umfasst die WTCC-Saison 2006 und 2007 und mehr

Und so ist es nur logisch, dass man nun eine runderneuerte Version mit den aktuellen Saisondaten der 2007er-Meisterschaft bereitstellt. Bleibt die spannende Frage, ob es RACE 07 gelingt wie der Vorgänger zu überraschen.

Mehr als nur das "WTCC Game"

Zumindest hat sich SimBin alle Mühe gegeben, den Horizont des Spiels zu erweitern. Zu diesem Zweck hat man nunmehr das komplette Rahmenprogramm der WTCC-Veranstaltungen ins Spiel gepackt. Deshalb ermöglicht euch das neue RACE 07 nicht nur die WTCC-Wagen der aktuellen Saison, und übrigens auch die der letzten, zu fahren, sondern darüber hinaus stehen auch noch die Fahrzeuge der historischen WTCC 87, der Mini Challenge, der Caterham Challenge, der Radical Prototype-Meisterschaft, der Formula BMW und der internationalen F3000 Masters-Serie zur Verfügung. Kurzum Auswahl und Abwechslung satt.

Da fehlt es natürlich auch nicht an Spielmodi, schließlich habt ihr die freie Wahl, ob ihr nur ein kurzes Einzelrennen starten, in einer ausführlichen Trainingssession das Setup eures Wagens und eure Fähigkeiten verbessern oder eine ganze Saison in Angriff nehmen wollt. Natürlich könnt ihr auch online gegen Konkurrenten aus aller Welt starten oder eure Bestzeiten mit denen der Ranglisten vergleichen. Aus aller Welt kommen auch die Strecken auf denen gefahren wird. Insgesamt bietet euch RACE 07 sechzehn verschiedene Locations, viele davon mit mehreren Streckenlayouts. Darunter finden sich so internationale Größen wie Brands Hatch, Monza oder der einmalige Stadtkurs von Macau.

Realismus auch für Einsteiger

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Bei den Fahrzeugen und Rennserien wird Auswahl und Abwechslung satt geboten Zoom

Wie man es von SimBin gewohnt ist, bekommt man auch bei RACE 07 eine Simulation nach bester Art des Hauses vorgesetzt. Prinzipiell bedingt durch die nahe technische Verwandtschaft zur GTR-Reihe, bietet das Spiel fast alles an Realismus was man sich nur so vorstellen kann. Das beginnt mit den authentischen Abläufen des Rennwochenendes, geht über das Original-Reglement der WTCC bis hin zum umfangreichen Setup-Menü welches sich dann, in letzter Instanz, entscheidend auf das Fahrverhalten auswirkt. Und weil RACE 07 so verdammt realistisch ist, kann man auch jede noch so kleine Änderung auf der Strecke erfahren und fühlen. Letzteres gilt natürlich besonders für Zocker die in den Genuss der tollen Force Feedback-Effekte kommen.

Aber natürlich hat das komplexe Fahrverhalten insbesondere für Anfänger auch seine Tücken. Denn viele Vehikel, wie etwa die F3000-Boliden, reagieren messerscharf auf jeden Lenkbefehl und Gasstoß. Die Tastatur als Eingabegerät ist dabei eigentlich kaum zu gebrauchen. Wer dagegen Analog-Sticks oder Besseres zur Hand hat, kann die Wagen so gefühlvoll manövrieren, wie sie es verlangen. Doch auch dann hat man allerhand damit zu tun, die Brems- und Einlenkpunkte perfekt zu treffen, sowie, falls das nicht gelingt, das folgende Über- und Untersteuern einzufangen. Für Fahrpuristen eine wahre Freude. Die wählen dann wohl auch am liebsten die hervorragende Cockpit-Perspektive, welche dank G-Kraft-Simulation die Stöße, welche auf das Auto wirken, am besten sichtbar macht.

Alle anderen fangen lieber erstmal klein an. Aber für die hält RACE 07 ein ganzes Paket an Fahrhilfen parat - alle natürlich absolut realitätsgetreu versteht sich. So sucht man hier Lenk- und Bremshilfe, welche einem das Fahren quasi abnehmen, vergebens. Aber Traktionskontrolle, ABS und ein prozentual skalierbares Schadensmodell geben jedem die Möglichkeit den Schwierigkeitslevel genau auf sein eigenes Maß anzupassen.

Schaden 2.0

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Bei solchen Zweikämpfen fliegen auch schon mal die Fetzen Zoom

Dass das Schadensmodell neuerdings, wie gerade erwähnt, voll variabel ist, haben wir der Tatsache zu verdanken, dass die Entwickler es komplett neu programmiert haben. Das sieht und spürt man. Sofern das System zu 100 Prozent aktiv ist, reicht bereits ein kurzes Touchieren, um Beulen und Kratzer zu hinterlassen. Insbesondere der Ritt durch die Straßen der super engen Stadtkurse von Porto und Macau gleicht dann dem auf einer Kanonenkugel. Wer das Schadensmodell freilich unfreiwillig richtig fordert, bekommt nicht nur realistischere Verformungen als bisher, sondern auch allerhand sich selbstständig machende Anbauteile, wie Heckflügel und Motorhaube, sowie die darunter liegenden Fahrzeugbestandteile zu sehen.

Doch keine Sorge, sollte es soweit kommen ist meistens ohnehin schon alles zu spät. Denn bei Unfällen dieser Vehemenz gehen in der Regel gleich ganze Räder fliegen und Aufhängungen brechen, was ein weiterfahren meist unmöglich macht. Hinter der hübschen Umsetzung der Beschädigungen steckt also auch ein echtes, ausgereiftes Physiksystem. In diesem Bereich ist die 2007er-Ausgabe von RACE sowohl seinem direkten Vorgänger als auch GTR 2 mehr als eine Wagenlänge voraus.

Grafisch stehen geblieben!

© SimBin Development Team

Die Grafik des Spiels: Ganz nett anzuschauen jedoch kein Überflieger Zoom

Dagegen kann sich das Spiel bei der grafischen Umsetzung kaum von den älteren Schwesterprodukten distanzieren. Dafür gibt es hauptsächlich einen Grund: Effektarmut. Na gut, der Begriff Armut ist vielleicht etwas übertrieben, denn immerhin glänzt der Titel mit recht realistischen Schattenwürfen, Details wie Feuer speienden Endrohren und glühenden Bremsscheiben und opulenten Spiegelungen bei regennasser Fahrbahn. Doch Fakt ist, dass RACE 07 dennoch meilenweit entfernt ist von einer Effektdichte wie sie andere moderne Rennspiele bieten. Bump Mapping zum Beispiel muss man mit der Lupe suchen und dass der Lack immer noch kein vollständiges Environment Mapping besitzt, sondern lediglich die Himmelstextur reflektiert, ist einfach unzeitgemäß.

Auch würden in Zeiten des Next-Gen-Hypes, neue Features, wie etwa Self-Shadowing, auch einem Vorzeige-Produkt für die PC-Plattform gut zu Gesicht stehen. Insofern mag man etwas enttäuscht sein. Doch natürlich ist so eine Effekt-Hascherei auch nicht der Stil einer Simulation wie RACE 07. Dagegen protzt der Titel mit Polygonmengen und rekordverdächtigen Texturauflösungen die den Strecken jederzeit einen fotorealistischen, wenn auch sterilen, Look verleihen. Zudem sollte der geneigte Zocker auch über einen Rechenknecht der oberen Mittelklasse verfügen, um das Ganze mit einem Starterfeld von guten 20 Fahrzeugen ansprechend und flüssig genießen zu können.

Sound sensationell

© SimBin Development Team

Fahrzeuggeräusche und Motorensounds der Boliden sind erste Klasse Zoom

Bei der Umsetzung der Soundkulisse beweist SimBin die Ausnahmestellung seiner Produkte in diesem Sektor. Der Hauptgrund dafür ist sicherlich in den fabulösen Fahrzeuggeräuschen zu finden, doch auch die anderen Bereiche der Stimmleiter spielen weit mehr als nur die zweite Geige. Sowohl die musikalische Untermalung, die wie immer aus Eigenkompositionen besteht, wie auch der Boxenfunk, erreichen absolut professionelle Niveaus und tragen eindeutig zur stimmungsvollen Gesamtatmosphäre bei.

Aber das Herzstück des RACE 07-Orchesters sind natürlich die Motorengeräusche, die in nahezu allen belangen Maßstäbe setzen. Es gibt nur sehr wenige Rennspiele in denen man die Drehzahl eines Motors direkt an seinem Klang ablesen kann und viele dieser Spiele stammen von SimBin. Die Bandbreite und die Aggressivität, die die Aggregate der Rennboliden von sich geben, treiben einen einfach zusätzlich permanent dazu an das Limit zu suchen. Und die Motoren sind zum Glück nicht das Einzige was die Soundkulisse zu bieten hat. Auch quietschende Reifen, harte Stöße von Bodenwellen und viele andere Effekte sind hörbar und komplettieren das Gesamtkunstwerk RACE 07-Sound stilecht.

Fazit:

Stellt man nun die Frage, ob RACE 07 seinen Vorgänger im direkten Vergleich überholen kann, so kann es nur ein klares "Ja" als Antwort geben. Abhängen hingegen kann die neue Ausgabe das gerade ein Jahr alte Spiel jedoch nicht und das trotz überarbeiteter Grafik und deutlich gesteigertem Umfang. Letzterer ist es aber der den wesentlichen Unterschied macht. Denn auch wenn RACE 07 durchaus optische Qualitäten hat, liegen diese halt sehr nahe an dem was wir bereits aus dem RACE-Jahrgang 06 und GTR 2 kennen.

Immerhin beim Schadensmodell hebt sich der neue Titel wohltuend ab und kann Punkte einfahren. Merke also: SimBin liefert mit RACE 07 sicherlich keine Rennspiel-Revolution ab. Dafür erweist sich das Spiel aber als weiter gereifte und sehr komplett ausgestattete Simulation die den Weg von SimBin konsequent weiterführt. Und das ist eigentlich auch alles was man in Anbetracht der relativ knappen Einwicklungszeit erwarten konnte.