Rallye Dakar: Etappensieg für Al-Attiyah, Unfall von Loeb

Sebastien Loeb ist aus dem Kampf um den Sieg nach einem Unfall raus - Al-Attiyah beschert Mini ersten Tagessieg bei der Rallye Dakar 2016

(Motorsport-Total.com) - Es ist vorbei: Sebastien Loeb wird die Rallye Dakar nicht im ersten Anlauf gewinnen. Der neunmalige Rallye-Weltmeister hatte kurz vor dem Ziel der achten Etappe einen Unfall. Ersten Informationen zufolge sollen er und Beifahrer Daniel Elena wohlauf sein. Der Etappensieg ging erstmals bei der diesjährigen "Dakar" an einen Mini: Nasser Al-Attiyah schlug Carlos Sainz um zwölf Sekunden. Stephane Peterhansel zeigte eine bärenstarke Etappe und wurde nach Problemen Dritter. (So lief es bei den Motorrädern)

Titel-Bild zur News: Nasser Al-Attiyah

Allradler können doch gewinnen: Erster Etappensieg für Nasser Al-Attiyah Zoom

Die Rallye Dakar veränderte mit der achten Etappe ihr Gesicht gegenüber der ersten Woche radikal: Sanddünen und Kamelgras statt Menschenmassen und WRC-artige Etappen standen auf dem Programm. Somit kam der Navigation nun die Rolle zu, die sie eigentlich schon in Bolivien hätte spielen sollen. Erstmals wurden auch die Sanddünen-Fähigkeiten der Fahrer auf die Probe gestellt.

Die größte Nachricht des Tages ist natürlich Sebastien Loebs Unfall. Der WRC-Rekordmeister war zunächst bereits im Sand steckengeblieben und verlor dabei etwa sieben Minuten. Etwa 30 Kilometer vor dem Ende der Etappe erwischte es den Dakar-Rookie dann endgültig: Loeb überschlug sich mehrfach, als er in voller Fahrt frontal in ein größeres Schlagloch raste. Er erreichte das Ziel mit einem Rückstand von 1:08:09 Stunden.

Al-Attiyahs Knoten ist geplatzt

Stephane Peterhansel holte zu einer ersten Beschreibung aus, war aber im Ziel noch völlig von den Ereignissen überwältigt: "Er hatte mich überholt, als ich anhalten musste und dann war da ein riesiges Loch an einem Fluss und er ist mit etwa 120 km/h volles Rohr reingeknallt und hat sich überschlagen! Ich weiß nicht wie viele Male, aber er ist okay, er war aus dem Auto raus und hat uns gesagt, dass wir weiterfahren sollen."

Das erste Teilstück schien den X-Raid-Minis zu liegen: Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel setzten sich vom Start weg die Spitze und bauten die Führung auf zwischenzeitlich eineinhalb Minuten Vorsprung aus. Nach dem ersten Teil der Spezialetappe führte der Olympionike vor den ehemaligen WRC-Piloten Loeb, Mikko Hirvonen und Sainz, womit zwei Minis unter den ersten drei lagen. Es zeichnete hier bereits ab, dass dies die erste Etappe werden könnte, die nicht an Peugeot geht - vom Prolog abgesehen.

Auf dem zweiten Abschnitt, als es richtig in die Dünen ging, holten Carlos Sainz/Lucas Cruz wieder auf und lieferten sich ein packendes Duell mit Al-Attiyah um jede Sekunde. Beim vorletzten Wegpunkt übernahm der Sieger von 2010 die Führung und baute diese auf 47 Sekunden aus. Doch die letzten Kilometer gehörten dann wieder dem Vorjahressieger: Al-Attiyah/Baumel holten sich den Sieg mit zwölf Sekunden Vorsprung nach 393 Wertungskilometern.

Peterhansel holt fast sechs Minuten auf

Der Katari hat seine gute Laune sofort wiedergefunden: "Das war eine echt schwere Prüfung. Es ist schön, mal wieder eine Prüfung zu gewinnen. Ich denke, wir haben uns heute gut verbessert. Morgen müssen wir die Etappe eröffnen, aber Matthieu hat heute schon einen richtig guten Job gemacht. Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, Fehler zu machen. Ich bin hier, um zu kämpfen und werde mein Bestes geben, diese Dakar zu gewinnen." Dass das schwer wird, weiß er selbst: "Sobald es Offroad geht, ist es unmöglich, dem Buggy zu folgen. Er ist sehr schnell im Kamelgras. Morgen und übermorgen müssen wir eine Maximalperformance ohne Fehler abliefern und dann schauen wir mal."

Es ist die dritte denkbar knappe Tagesniederlage für Sainz/Cruz, die in der Gesamtwertung weiter aufrückten. Allzu viel machten sie gegenüber Stephane Peterhansel/Jean Paul Cottret aber nicht gut, denn diese legten die Fahrt des Tages hin: Bereits nach wenigen Kilometern hatte der Dakar-Rekordsieger Probleme und verlor über sechs Minuten auf Al-Attiyah. Doch der Peugeot-Pilot robbte sich wieder heran und holte auf dem zweiten Teilstück massiv auch gegen Sainz auf. Am Ende trennten ihn nur 31 Sekunden vom Etappensieg. Damit liegt er in Gesamtwertung nun in Führung, Sainz hat zwei Minuten Rückstand.

Mikko Hirvonen/Michel Perin konnten bei ihrer ersten Bekanntschaft mit den Sanddünen nicht an die starke Leistung vom Vormittag anknüpfen und verloren etwas an Boden. Da aber Giniel de Velliers/Dirk von Zitzewitz, die zwischenzeitlich auf einem starken vierten Platz lagen, auf dem letzten Teilstück ihrerseits fast 20 Minuten verloren haben, rückte Hirvonen wieder auf den fünften Platz nach vorn. Vor ihm sortierten sich noch Cyril Despres/David Castera ein, die damit ihr bestes Einzelresultat bei der Rallye Dakar 2016 holten.

Toyota-Fahrer vergraben aussichtsreiche Position

Für Toyota endete die achte Etappe der "Dakar" in einer Enttäuschung: Mit Leeroy Poulter/Robert Howie und de Villiers/von Zitzewitz lagen noch Mitte des zweiten Teilstücks zwei Hilux auf den Plätzen drei und vier, doch bis ins Ziel verloren beide Paarungen reichlich Zeit. Während der Sieger von 2009 mit 20 Minuten gleich aus den Top 10 der Tageswertung hinausfiel, waren es bei Poulter "nur" deren sieben. Somit rückten die beiden X-Raid-Minis von Nani Roma/Alex Haro Bravo und Orlando Terranova/Bernardo Graue auf die Plätze sechs und sieben vor.

Dirk von Zitzewitz beschreibt, was schiefgelaufen ist: "Ein schwarzer Montag für uns. Im ersten Abschnitt der Prüfung haben wir uns noch zurückgehalten, im zweiten begann es aber gut für uns. Doch bei Kilometer 488 hatten wir einen Platten. Kurz vor dem Ziel sind wir dann in einer Offroad-Passage zwischen zwei Felsblöcken auf einem Busch hängengeblieben. Alle vier Räder in der Luft - wir mussten 20 Minuten schieben, drücken und hebeln, bis wir uns wieder befreit hatten. Das war einfach nur Pech und eine riesige Enttäuschung."

Stephane Peterhansel, Rallye Dakar

Stephane Peterhansel übernahm die Führung in der Gesamtwertung Zoom

Bei den Trucks wurde die Reihenfolge ebenfalls durcheinandergewürfelt: Gerard de Rooy holte den Etappensieg vor Eduard Nikolajew und übernahm die Gesamtführung, da der bisher Führende Pieter Versluis 19 Minuten verlor. Überhaupt kamen von den Top 6 der Gesamtwertung nur diese beiden unter die besten fünf der Tageswertung. Hans Stacey verlor eine Viertelstunde, Vorjahressieger Airat Mardejew 17 Minuten. De Rooy führt insgesamt nun mit 7:58 Minuten Vorsprung vor Nikolajew, Versluis hat als Drittplatzierter 13:29 Minuten Rückstand.

Ergebnis der 8. Etappe (Top 10):
01. Al-Attiyah/Baumel (Mini) - 4:12:23 Stunden
02. Sainz/Cruz (Peugeot) +0:12 Minuten
03. Peterhansel/Cottret (Peugeot) +0:31
04. Despres/Castera (Peugeot) +4:40
05. Hirvonen/Perin (Mini) +6:42
06. Roma/Haro Bravo (Mini) +10:11
07. Terranova/Graue (Mini) +11:37
08. Poulter/Howie (Toyota) +12:06
09. Al-Rahji/Gottschalk (Toyota) +14:21
10. van Loon/Rosegaar (Mini) +15:16

Gesamtwertung nach 8 Etappen (Top 10):
01. Peterhansel/Cottret (Peugeot) - 26:01:44 Stunden
02. Sainz/Cruz (Peugeot) +2:09
03. Al-Attiyah/Baumel (Mini) +14:43
04. Hirvonen/Perin (Mini) +36:42
05. Poulter/Howie (Toyota) +49:32
06. Al-Rahji/Gottschalk (Toyota) +54:19
07. de Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +54:49
08. Loeb/Elena (Peugeot) - 1:05:16 Stunden
09. Wasiljew/Schiltsow (Toyota) +1:08:48
10. Roma/Haro Bravo (Mini) +1:28:21