• 11.01.2010 10:26

  • von Stefanie Szlapka

Quandt: Zwischen Angriff und Hoffnung

X-raid-Chef Sven Quandt im Interview: Über die Bilanz der ersten Woche, die weitere Taktik, seine beiden Neuzugänge und die Vorzüge von Südamerika

(Motorsport-Total.com) - BMW X-raid Teamchef Sven Quandt war mit einem sehr schlagkräftigen Team zur Rallye Dakar gereist. Nani Roma und Stéphane Peterhansel waren nach dem Rückzug von Mitsubishi in sein Team gewechselt und beide hatten durchaus große Chancen zu gewinnen. Doch für Roma kam nach einem Unfall das frühzeitige Aus und Peterhansel fehlen nach einem Kardanwellenbruch zwei Stunden auf die Spitze.

Titel-Bild zur News: Stéphane Peterhansel

Stéphane Peterhansel liegt nach acht Etappen auf dem vierten Rang

Der Gesamtsieg scheint für das X-raid-Team damit nicht mehr erreichbar zu sein. Doch das Podium ist für das hessische Team noch in greifbarer Nähe: Peterhansel ist nach acht Etappen Vierter, sein Teamkollege Guerlain Chicherit Fünfter. Im Interview erzählt Quandt über die Taktik der kommenden Tage, seine beiden neuen Piloten und ihre Auswirkungen auf das Team. Zudem ist er starker Befürworter für den Verbleib der Rallye Dakar Südamerika.#w1#

Frage: "Die erste Woche der Rallye Dakar ist vorbei. Wie fällt Ihre Bilanz aus?"
Sven Quandt: "Abgesehen von dem Problem, das wir bei Stéphane hatten, lief es eigentlich gut. Wenn die Kardanwelle bricht, ist halt auch ein bisschen Pech dabei. Ich bin trotzdem zufrieden und nachdem das Ergebnis gestern sehr gut war, sind wir in einer guten Ausgangsposition. Platz vier und fünf - das ist alles noch ganz okay. Natürlich wären wir lieber in den Top 3 - das ist keine Frage. Aber die Position im Moment ist schon ganz okay."

Nani Roma

Für Nani Roma war die Dakar 2010 schon recht früh beendet Zoom

Frage: "Wie geht es die nächsten Tage weiter? Wird voll auf Angriff gefahren?"
Quandt: "Wir werden noch auf gute Resultate fahren, bis wir merken, dass nichts mehr geht. Wir haben ja noch zwei Autos vorne, die ganz gut mitmischen können und dann wollen wir mal sehen, wo wir am Ende stehen. Die Dakar hat erst Halbzeit und es kann noch viel passieren. Es kann ja auch mal bei anderen Leuten etwas passieren und nicht immer nur bei uns. Darauf muss man hoffen und sicher sein, dass man dann aber auch da ist und die Situation ausnutzt."

Frage: "Also vorher nichts schleifen lassen?"
Quandt: "Nein! Dazu ist es noch zu früh. Das kann man dann vielleicht am letzten Tag machen, wenn wirklich nichts mehr geht. Es kann ja vorher noch etwas passieren."


Fotos: Rallye Dakar 2010


Frage: "Die Dakar ist nun zum zweiten Mal in Südamerika. Wie sieht in diesem Bereich Ihre Bilanz aus?"
Quandt: "Ich bin über den Umzug nach Südamerika sehr glücklich. Ich gehöre auch zu den Befürwortern, die Dakar hier zu belassen. Die Kosten sind günstiger, was viele Leute nicht wissen. Zum Zweiten sind hier mehr Zuschauer und wesentlich mehr Begeisterung. Das sollte man nicht vergessen und deswegen bin ich dafür, sie zumindest noch für ein Jahr hier zu belassen."

"Ich bin über den Umzug nach Südamerika sehr glücklich." Sven Quandt

"Wenn man wieder nach Afrika zurückgehen will, kann man das machen. Doch dann muss einiges geändert werden. Dazu gehören auch die Servicerouten. Die sollten auf Teerstraßen sein oder auf guten Schotterstraßen. Es wird nicht leichter für die Rallye Dakar, zurückzugehen. Wenn es der Veranstalter unbedingt haben möchte, ja, aber für mich wäre es schade, weil wir hier auf mehr Begeisterung treffen. Es wäre schön, wenn es so bleibt."

Frage: "Wieso ist die Rallye in Südamerika günstiger?"
Quandt: "Weil die ganzen Servicefahrzeuge ganz normale Fahrzeuge sein können. Wir mussten die LKW zwar noch mit Käfigen ausrüsten, aber das wäre alles nicht nötig. Hier kann man mit einem normalen Fahrzeug den ganzen Straßenservice fahren. Das ist einfach ein sehr großer Unterschied und die Autos kommen auch in einem sehr guten Zustand wieder zurück. Das spart Kosten."

¿pbvin|8|2294||0|1pb¿Frage: "Es gab auch Gerüchte, dass die Dakar nach Südafrika oder China ausweicht. Was sagen Sie dazu?"
Quandt: "Mosambik und alles andere gab es schon an Gerüchten. Das ist aber nicht ganz einfach. Für China ist es die falsche Jahreszeit. Die Dakar muss in der südlichen Hemisphäre oder in der Nähe des Äquators fahren und nicht in der nördlichen, weil sonst das Wetter zu kalt und zu schlecht ist. Mit Regen oder Schnee macht die Dakar keinen Sinn."

Frage: "Hatte sich an der Vorbereitung für die Dakar etwas verändert?"
Quandt: "Die Vorbereitungen müssen früher abgeschlossen sein. Ende November sind wir fertig und die LKW gehen weg. Deswegen verschiebt sich alles nach vorne. Meine Mitarbeiter hatten im Dezember fast alle Urlaub. Wir bekommen die Autos allerdings auch später zurück. Das sind die einzigen negativen Seiten für mich: dass wir am 26. November fertig sein müssen und die Autos und LKW erst um den 15. Februar wiederhaben. Auf der anderen Seite ist es wiederrum angenehm, da alle vorher ausgeschlafen sind und Ruhe hatten. Das Auto ist nicht wie früher auf die letzte Minute fertig geworden.

"Sie haben einfach auch die Herausforderung gesucht, mit einem Auto zu arbeiten, das noch nicht ganz vorne fährt." Sven Quandt

Frage: "Hat sich durch die Verpflichtung von Stéphane Peterhansel und Nani Roma etwas an der Außenwirkung geändert?"
Quandt: "Viele haben sich gewundert, dass die beiden zu uns gekommen sind. Ich denke aber auch, dass nun viele nicht mehr erstaunt sind, dass sie zu uns gekommen sind. Sie haben einfach auch die Herausforderung gesucht, mit einem Auto zu arbeiten, das noch nicht ganz vorne fährt. Ansonsten hat sich an der Außenwirkung nicht viel geändert, außer, dass wir jetzt mehr französische und spanische Presse haben."

Frage: "Wie sieht es innerhalb des Teams aus?"
Quandt: "Eine schwierige Frage. Es hat sich schon etwas getan, schon alleine durch die Begeisterung für die Fahrer."

Frage: "Wieso tut man sich die Dakar als Teamchef an?"
Quandt: "Weil man die Dakar gewinnen möchte. Man hat sich mal ein Ziel gesteckt und möchte dieses Ziel jetzt verfolgen. Die Möglichkeiten waren dieses Jahr sehr gut, aber die Rallye ist ja noch nicht zu Ende. Ich habe selbst die Cross-Country-Meisterschaft gewonnen und was war das nächste Ziel? Das war die Dakar zu gewinnen - mit einem Auto, das sie noch nicht gewonnen hat. Da hat sich der BMW angeboten."