• 11.11.2008 21:17

Erwarte das Unerwartete: Race Touareg 2

Hintergrund: Volkswagen schickt bei der Dakar 2009 wieder den Race Touareg 2 an den Start, der allerdings in vielen Bereichen verbessert wurde

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Rallye Dakar im neuen Jahr erstmals in Südamerika startet, wird der Volkswagen Race Touareg 2 Charakter beweisen. Denn der 280 PS starke Marathon-Rallye-Prototyp ist dazu konstruiert, einen Dakar-Grundsatz perfekt zu meistern: "Erwarte das Unerwartete!"

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Der Volkswagen Race Touareg 2 gilt als erprobtes Fahrzeug für die Dakar

Harter, steiniger und damit schnell zu befahrender Untergrund, weicher Sand in der Atacama-Wüste, der trockensten der Welt, die gleichzeitig die höchsten Dünenfelder der Erde bereithält, dazu extreme Wasserdurchfahrten - all das erwartet den Hightech-Allradler bei der härtesten Prüfung, die der Motorsport zu bieten hat. Ein Test der Zuverlässigkeit, um am Ende der 15 harten Tagesetappen über rund 9.000 Kilometer das Ziel zu erreichen. Und ein Test der Leistungsfähigkeit, um diese Bedingungen als Gesamtbester zu meistern.#w1#

"Eine der großen Herausforderungen im Marathon-Rallyesport ist es für uns Techniker, dass die Bauteile bei den verschiedensten Klimabedingungen und bei absolut unterschiedlichem Untergrund funktionieren müssen", so Andreas Lautner, Technischer Direktor von Volkswagen Motorsport. "40 Grad beispielsweise auf Wüstenabschnitten oder Temperaturen um den Gefrierpunkt während der Anden-Überquerung sind in diesem Sport gleichermaßen üblich - vor allem bei der Dakar. Das alles bei extremen mechanischen Beanspruchungen für die Komponenten."

Kontrastprogramm zur Formel 1

Und weiter: "Dazu ist die Dakar das glatte Gegenteil von Disziplinen wie der Formel 1. Statt klinischer Sauberkeit müssen die Mechaniker die Fahrzeuge auch bei stärkster Verschmutzung perfekt instand halten. Und das bei einer Distanz von einer Formel-1-Saison komprimiert in zwei Wochen. Eine ideale Disziplin, um technische Kompetenz zu beweisen."

Zahlreiche technische Lösungen machen den Dakar-Prototypen von Volkswagen zu einem kompromisslosen Sportgerät. Das auf aerodynamische Effizienz einerseits und gute Übersichtlichkeit für die Fahrer andererseits optimierte Hightech-Außenkleid besteht hauptsächlich aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff. Nur etwa 50 Kilogramm bringt die eigentliche Karosserie auf die Waage.

Die Gestalt des Race Touareg 2 wurde vom VW-Designstudio Braunschweig in ihren Grundzügen bereits im Jahr 2005 entworfen und bei Windkanalversuchen sowie in aufwändigen CFD-Berechnungen verfeinert. Doch die Hülle des Race Touareg 2 hat seitdem allerhand Detailverbesserungen erfahren. Die jüngste: 2009 werden die Piloten bei der Dakar beispielsweise in den Genuss einer noch flacheren Motorhaube kommen, was eine bessere Sicht auf die permanent wechselnden Streckenbedingungen ermöglicht.

Das Rückgrat des Race Touareg 2 bildet ein extrem verwindungssteifer Gitterrohrrahmen. An ihm sind die Aufhängungsteile - doppelte Dreiecksquerlenker auf Vorder- und Hinterachse - befestigt. Auch sie haben in der direkten Entwicklung für die Rallye Dakar 2009 die nächste Evolutionsstufe erreicht: Eine veränderte Hinterachskinematik verringert die Rollbewegung des Autos und sorgt so für ein präziseres Fahrverhalten. Der Gitterrohrkäfig aus Flugzeugstahl muss einerseits die enormen Kräfte, die während der Wertungsprüfungen auftreten, aufnehmen, andererseits ist er ein Sicherheitsaspekt für die Fahrer im Falle eines Unfalls.

Das Herzstück des Race Touareg 2 bildet sein 2,5-Liter-TDI-Motor. "Dieses Triebwerk bringt für den Einsatz im Marathon-Rallyesport eine Reihe von Vorteilen mit", so Donatus Wichelhaus, Leiter der Motorenentwicklung bei Volkswagen Motorsport. "Der Motor besitzt ein sehr gutes Drehmoment, was sich vor allem im Sand positiv bemerkbar macht. Durch den geringeren Verbrauch kann ein Dieselfahrzeug bei einer langen Etappe mit einer kleineren Tankfüllmenge starten. Der Gewichtsvorteil gegenüber einem Auto mit Ottomotor beträgt so bis zu 200 Kilogramm."

Strenge Regeln

Die Entwicklung eines Motorenkonzepts für Dakar-Prototypen verläuft innerhalb strenger Regeln. So schreibt das Reglement des Wüstenklassikers beispielsweise einen Airrestriktor von 38 Millimetern vor, der die Menge der Atemluft für die Motoren begrenzt. Die Leistungsausbeute beziffern die VW-Ingenieure auf 280 PS und mehr als 600 Newtonmeter Drehmoment. Großen Anteil an der Leistungsentwicklung genießt der innovative Doppelturbolader: Die zweistufige Aufladung erlaubt eine bessere Fahrbarkeit des Motors und ein größeres nutzbares Drehzahlband.

Generelles Entwicklungsziel der VW-Ingenieure waren in der Vorbereitung auf die Rallye Dakar 2009 die weitere Verbesserung der Zuverlässigkeit und die Erarbeitung einer optimierten Qualitätskontrolle. Bei intensiven Testfahrten in Marokko standen so neben leistungsrelevanten Erprobungen vornehmlich Dauerläufe auf dem Programm.

Neben ausgiebigen Komponententests wurde auch die Wechselwirkung mit einer generellen Neuerung für die kommende Dakar erprobt: Erstmals kommen die von BFGoodrich neu entwickelten Reifen des Typs All Terrain zum Einsatz, die sich durch ein verbessertes Verhalten auf Sand einerseits auszeichnen, zum anderen aber dank einer veränderten Konstruktion noch widerstandsfähiger sind. Sie bilden den direkten Kontakt des Allrad-Prototyps zum Untergrund - eine veränderte Fahrzeugabstimmung, die den neuen Eigenschaften Rechnung trägt, wurde unter anderem bei den mehrwöchigen Tests in Marokko erarbeitet.

Einen wichtigen Anteil am Fahrverhalten haben auch die Stoßdämpfer. Die Federwege der Marathon-Rallye-Prototypen der Dakar-Klasse T1, in die der Race Touareg 2 fällt, sind auf 25 Zentimeter reglementiert. 2009 kommt ein überarbeitetes Hydrauliksystem für die Stoßdämpfer, die in Zusammenarbeit mit ZF Sachs Race Engineering entwickelt wurden, zum Einsatz. Ziel war die Verbesserung der Sprungeigenschaften des Race Touareg 2.