• 11.01.2010 13:26

  • von Britta Weddige

"Da würde nicht mal ein Kamel freiwillig lang laufen"

"Dakar on the rocks": Die achte Etappe der Rallye Dakar hatte es in sich, vor allem die vielen Felsen sorgten im Volkswagen-Lager für unfreiwillige Zwischenstopps

(Motorsport-Total.com) - "'Felsen' - das ist das Wort des Tages" - diese Einschätzung von Volkswagen-Pilot Mark Miller trifft den Charakter der achten Etappe der Dakar 2010 von Antofagasta nach Copiapo perfekt. "Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Steine gesehen", pflichtet sein Teamkollege Carlos Sainz bei. Und Timo Gottschalk, Beifahrer von Nasser Al-Attiyah, konkretisiert: "Ein sehr anstrengender Tag mit extrem vielen Steinen, da würde nicht einmal ein Kamel freiwillig entlanglaufen, wo wir entlanggefahren sind."

Titel-Bild zur News: Nasser Al-Attiyah

Felsen über Felsen: Die Piloten hatten es auf der achten Etappe nicht leicht

"Es ging nur durch irgendwelche Flussbetten, wo du teilweise Schritttempo fahren musstest, um nicht einen Reifenschaden zu riskieren", erklärt Gottschalk weiter. "Wir sind wirklich vorsichtig gefahren und haben die Reifen geschont. Wir haben trotzdem zwei Plattfüße bekommen, die wir wechseln mussten." Entsprechend froh war sein Pilot Al-Attiyah, dass man das Ziel heil erreicht hat: "Das war sehr wichtig, denn die Prüfung war nicht einfach."#w1#

An allen vier Race Touareg gab es jeweils zwei Reifenschäden - ein Zeichen dafür, wie hart der Weg durch die Felsen war. Sainz erwischte es gleich nach dem Start der Prüfung zum ersten Mal, 200 Kilometer vor dem Ziel folgte der zweite Reifenschaden: "Danach hatten wir noch 200 Kilometer ohne einen weiteren Ersatzreifen vor uns. Ich hatte wirklich Angst, dass wir uns einen dritten Reifenschaden zuziehen und bin deshalb auf den letzten 200 Kilometern wirklich langsam gefahren." Wie sein Kollege Al-Attiyah hatte Sainz nur zwei Ersatzreifen an Bord.

"Ich hatte wirklich Angst, dass wir uns einen dritten Reifenschaden zuziehen." Carlos Sainz

Anders war die Lage bei Kollege Miller, der hinter X-raid-Pilot Stéphane Peterhansel und Sainz Tagesdritter wurde. Er und Beifahrer Ralph Pitchford hatten vor der Etappe entschieden, einen zusätzlichen dritten Ersatzreifen mitzunehmen. "Und das war eine gute Entscheidung. Denn ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn wir nach zwei Reifenschäden keinen weiteren Ersatzreifen mehr gehabt hätten. Es war wirklich unglaublich felsig, so etwas habe ich noch nie gesehen", erklärt der Amerikaner.

Auch Miller musste zweimal zum Reifenwechseln anhalten. "Wir haben zunächst ziemlich attackiert. Nach 50 Kilometern haben wir Carlos Sainz eingeholt, aber wir haben ihn nicht überholt, sondern sind im Abstand von 30 Sekunden hinter ihm hergefahren. Er hatte dann einen Reifenschaden und schon hatten wir rund dreineinhalb Minuten Vorsprung auf ihn. Wir sagten: 'Hey, das wird ein guter Tag'."

¿pbvin|8|2298||0|1pb¿Doch dann erwischte es auch den Amerikaner: "Die Piste war eigentlich gut. Beim ersten Reifenschaden haben wir nicht einmal irgendetwas getroffen. Auf einmal war der Reifen platt. Dann dachte ich: 'Okay, so wird der Tag verlaufen'. Wir werden hinter Carlos herfahren."

Kollege Giniel de Villiers, der seine Hoffnung auf die Titelverteidigung schon an den ersten Tagen nach einem massiven Zeitverlust aufgeben musste, führte das Tagesklassement zur Mitte der Etappe an, obwohl er sich zuvor schon einen schleichenden Plattfuß zugezigen hatte. "Dann hatten wir rechts vorn einen weiteren Reifenschaden und wir mussten das Rad wechseln", berichtet der Südafrikaner. "Das war sehr enttäuschend, denn ich hätte die Etappe wirklich gern gewonnen. Aber was soll's. Ich scheine derzeit einfach kein Glück zu haben. Wir müssen es einfach weiter versuchen. Aber abgesehen davon war es eine gute Prüfung, sehr felsig, aber ich habe es wirklich genossen."

"Da hat es einen im Auto so hin- und hergeschüttelt, dass man kaum das GPS erkennen konnte." Timo Gottschalk

Nachdem die felsigen Passagen durchquert waren, kam das Feld wieder auf sandige Abschnitte. Dort war es zwar angenehmer zu fahren, aber auch in den Dünen warteten noch Tücken. "Das Kamelgras war ziemlich heftig, da hat es einen im Auto so hin- und hergeschüttelt, dass man kaum das GPS erkennen konnte", berichtet Gottschalk. Doch damit nicht genug: "Dann sind wir in den Dünen noch einmal kurz steckengeblieben und haben auf einem Dünenkamm noch einmal Zeit verloren, weil wir zu langsam waren."

De Villiers Beifahrer Dirk von Zitzewitz ärgerte sich ebenfalls über den verpassten Etappensieg, doch der Organisator von Offroad-Reisen hatte auch einen Blick für die Landschaft: "Für mich war es eigentlich die schönste Etappe der Rallye. Man musste ein Auge und Ideen für den richtigen Weg haben. Und als wir dann zum Ende hin Richtung Copiapo in den Sand kamen, wurde es auch noch hübscher. Mit großen Felsen, gegen die Sanddünen laufen und einem Canoyn, durch den man fahren musste. Ich fand die Etappe wirklich abwechslungsreich, schön und herausfordernd. So soll eine Dakar-Etappe sein."