• 18.10.2012 16:41

  • von Stefan Ziegler

Trackwalk: Suzuka

Die höchste Geschwindigkeit, der passende Gang, die heftigste Bremszone, die langsamste Kurve: Die Rennstrecke in Suzuka unter der Lupe

(Motorsport-Total.com) - Wo wartet denn der härteste Bremspunkt auf die Fahrer und wo erreichen die Piloten die höchsten Geschwindigkeiten? Diese und weitere Fragen beantwortet 'Motorsport-Total.com' ab sofort in einer neuen Artikelserie - im "Trackwalk". Das sind Daten und Fakten zu den einzelnen Rennstrecken in Kombination mit den Aussagen der unmittelbar Beteiligten. Heute: Suzuka.

Titel-Bild zur News: Suzuka

Für eine Runde auf dem East Course von Suzuka braucht die WTCC 54 Sekunden Zoom

Der Suzuka International Racing Course, wie die japanische Strecke mit vollem Namen heißt, darf in diesem Jahr bereits auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückblicken. Entworfen von John Hugenholtz und 1962 eingeweiht, hat sich Suzuka rasch den Ruf eines Klassikers erworben. Für die meisten Piloten steht der Kurs daher auf einer Stufe wie Spa-Francorchamps oder die Nürburgring-Nordschleife.

Die Rede ist aber nur von der 5,8 Kilometer langen Grand-Prix-Variante, wie sie die Formel 1 befährt. Die WTCC nutzt in Suzuka hingegen lediglich die 2,2 Kilometer kurze Anbindung, die neben Start und Ziel noch die bekannten S-Kurven umfasst. Klingt einfach, doch das ist es nicht. Davon haben sich die WTCC-Fahrer 2011 das erste Mal überzeugen können - auch der "East Course" hat es in sich.

Der Höhepunkt ist Kurve eins

Weil er die Piloten vor ganz besondere Aufgaben stellt, wie Chevrolet-Fahrer Alain Menu gegenüber 'Eurosport' erklärt: "Das Erste, was mir im vergangenen Jahr auffiel, war das Gefälle auf der langen Zielgeraden. Das siehst du im Fernsehen gar nicht." Was auf der Strecke aber für einen ziemlich großen Topspeed sorgt. Knapp 230 km/h erreichen die Piloten der WTCC vor der ersten Kurve.

Und genau dort wird es erstmals richtig interessant, meint Menu. "Du stehst dort eigentlich ständig auf der Bremse, gehst dann etwas vom Pedal, um anschließend wieder mehr zu bremsen und in Kurve zwei einzubiegen. Weil es dabei ständig bergab geht, tendiert das Auto zum Übersteuern. Das ist eine tolle Herausforderung für uns Piloten." Der sich gleich weitere schwierige Passagen anschließen.

Tom Coronel

Ausgangs von Kurve zwei (Foto) hat man in Suzuka besser bereits überholt ... Zoom

Die S-Kurven von Suzuka sind auch im Tourenwagen nicht leicht zu bewältigen. "Wichtig ist, flüssig hindurch zu gelangen", erklärt Chevrolet-Fahrer Menu. Und das heißt: kontinuierliches Hoch- und Runterschalten zwischen drittem und viertem Gang, viel Lenkarbeit und Geschwindigkeiten bis etwa 165 km/h. "Knifflig wird es dann, wenn wir vom Grand-Prix-Kurs nach rechts abbiegen", sagt Menu.

Die Schlusskurve wird "blind" angefahren

"Es geht steil bergauf und du siehst den Kurvenscheitel nicht. Es gibt solche Ecken, bei denen du erst in ihrer Mitte weißt, ob du sie richtig erwischt hast oder nicht. Da musst du dir daher ein gewisses Polster lassen", erklärt der Schweizer. "Hinzu kommt an dieser Stelle: Du fährst über eine Kuppe, sodass dein Fahrzeug sehr leicht wird. Und dort merkst du, ob du die Linie perfekt getroffen hast."

Wenn nicht, droht am Ende der Zielgeraden vielleicht ein Überholmanöver durch den Hintermann. Denn viele Chancen zum Positionswechsel bietet der kleine Kurs in Suzuka nicht. "Überholen ist nicht sehr einfach", bestätigt Menu. "Eigentlich gibt es da nur eine Stelle: Kurve zwei. Aber nur, wenn dein Vordermann in Kurve eins einen Fehler gemacht hat." Ansonsten ist vor allem präzises Fahren gefragt.

Toshihiro Arai

Kurvenreich und hügelig: Das ist der 2,2 Kilometer kleine Kurs von Suzuka Zoom

Das klingt bei acht Kurven, Geschwindigkeiten bis 230 km/h und Rundenzeiten von unter einer Minute nicht gerade sehr spektakulär. "Der kurze Kurs mag zwar nicht die aufregendste Strecke im Kalender sein, doch das spielt eigentlich keine Rolle für uns", sagt Weltmeister Yvan Muller. Was der Chevrolet-Stallgefährte von Menu damit meint: Rennfahrer sind immer gefordert. Selbst auf nur 2,2 Kilometern.

Suzuka

Voller Name: Suzuka International Racing Course (East Course)
Einweihungsjahr: 1962
WTCC-Debüt: 2011

Streckenlänge: 2,243 Kilometer
Fahrtrichtung: im Uhrzeigersinn

Kurvenanzahl: 8
Linkskurven: 3
Rechtskurven: 5

Höchste Geschwindigkeit: 230 km/h vor Kurve 1
Höchste Kurvengeschwindigkeit: 163 km/h in Kurve 1
Geringste Geschwindigkeit: 100 km/h in Kurve 8

Größte Verzögerung: 1,4 g vor Kurve 1
Größte Querbeschleunigung: 1,6 g in den Kurven 1, 2, 3, 4 und 7