• 06.03.2009 20:13

  • von Stefan Ziegler

Testsession: Erste Bestzeit der Saison geht an Tarquini

Gabriele Tarquini hat das erste Kräftemessen in Curitiba für sich entschieden - Jörg Müller solider Dritter - Chevrolet Cruze im vorderen Mittelfeld

(Motorsport-Total.com) - Die ersten 30 Trainingsminuten der neuen Saison zur Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) sind absolviert - und die Testeinheit am Freitag hatte es so richtig in sich. Zunächst schienen sich die Hersteller in Curitiba noch gegenseitig zu belauern, erst in den Schlussminuten purzelten die Rundenzeiten. Nach einer aufregenden halben Stunde auf dem "Autódromo Internacional de Curitiba" drehte Gabriele Tarquini (SEAT) in 1:25.497 Minuten den schnellsten Umlauf und holte sich Platz eins.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini, Curitiba, Curitiba Circuit

Gabriele Tarquini fuhr in der Testsession von Curitiba die Bestzeit im SEAT-TDI

Die Testsession auf der 3,695 Kilometer langen Rennstrecke im Süden Brasiliens gab einen ersten Aufschluss darauf, was die Fahrer und Teams der WTCC an diesem ersten Rennwochenende des Jahres erwarten könnte. Wie prognostiziert, fanden sich schon unmittelbar nach Trainingsbeginn die üblichen Verdächtigen an der Spitze der Zeitentabelle ein: BMW und SEAT. Chevrolet tat sich mit dem neuen Cruze zunächst sichtlich schwer, Lada kam beim Werksdebüt gar über Plätze im Hinterfeld nicht hinaus.#w1#

SEAT mit starken Testauftritt

Den besten Eindruck hinterließen auf weiten Strecken der 30-minütigen Session einmal mehr die fünf TDI-Fahrzeuge von SEAT, die vor allem im zweiten Abschnitt der Einheit das Tempo diktierten und nacheinander zur Bestzeit fuhren. Standesgemäß hatte Weltmeister Yvan Muller das Training eröffnet und wenig später in 1:26.577 Minuten die erste Richtzeit gesetzt, die aber nicht allzu lange Bestand hatte. Bis auf Jordi Gené sollten es ihm seine SEAT-Teamkollegen alle gleichtun.

Muller, bis wenige Minuten vor Trainingsende souverän in Front, musste in den Schlusssekunden der ersten Trainingseinheit noch Federn lassen und wurde bis auf den fünften Rang zurückgereicht. Vollkommen aus dem Nichts war Markenkollege Tiago Monteiro aufgetaucht und hatte in 1:26.055 Minuten einen deutlichen neuen Bestwert markiert. Rickard Rydell rückte wenig später in 1:25.866 Minuten seinerseits auf den ersten Platz vor und blieb als erster Pilot des Tages unter 86 Sekunden.

Curitiba, Curitiba Circuit

Die Kulisse des "Autódromo Internacional de Curitiba" ist besonders beeindruckend Zoom

Am Ende war es allerdings Tarquini vorbehalten, für die erste Bestzeit des Jahres zu sorgen. Der Italiener - im Vorjahr noch Vizeweltmeister hinter Teamkollege Muller - schraubte die Rundenzeit in Curitiba in den letzten Sekunden noch auf 1:25.497 Minuten herunter. Daran sollte sich die versammelte Konkurrenz letztendlich die Zähne ausbeißen - aber nur knapp. Vor allem BMW leistete den fünf SEAT-Piloten zum Auftakt der Tourenwagen-WM erbitterten Widerstand.

BMW Piloten mit schnellen Zeiten zum Schluss

Die Münchener hatten mit BMW Team Germany Pilot Jörg Müller schon nach wenigen Minuten eine Bestzeit gesetzt, ehe die SEAT-Armada eindrucksvoll zurückschlagen konnte und den einzigen deutschen Werkspiloten wieder von der Spitze verdrängte. In der Folge taten sich bei BMW neben Müller vor allem Lokalmatador Augusto Farfus sowie Ex-Champion Andy Priaulx durch schnelle Zeiten hervor - an das Niveau der SEAT-Diesel sollten aber auch sie zunächst nicht herankommen.

In den turbulenten Schlussminuten nutzte Farfus die Gunst der Stunde und fuhr in 1:25.554 Minuten ganz nach vorne, Teamkollege Müller schoss unmittelbar darauf mit nur einer Tausendstelsekunde Rückstand ebenfalls über die Ziellinie. Nur Tarquini sollte sich noch einmal entscheidend verbessern können und nahm den beiden BMW Team Germany Fahrern im letzten Umlauf ein halbes Zehntel ab - die Abstände in Curitiba waren einmal mehr gering bis äußerst marginal.

Augusto Farfus, Curitiba, Curitiba Circuit

BMW Team Germany Pilot Augusto Farfus fuhr zum Auftakt auf den zweiten Rang Zoom

Bei BMW schien lediglich das Italy-Spain Duo um Alessandro Zanardi und Sergio Hernández nicht so richtig in Schwung zu kommen. Die beiden Südländer konnten von Beginn an nicht mit ihren Markenkollegen mithalten und hielten sich zumeist im Mittelfeld auf - mehr als die Plätze 13 und 14 waren abschließend nicht drin. Hernández musste sich gar seinem Vorgänger bei BMW Team Italy-Spain geschlagen geben: Neu-Privatier Félix Porteiro belegte in der Testsession den ausgezeichneten elften Rang.


Fotos: Rennwochenende in Curitiba


Chevrolet Cruze mit solidem Debüt

Damit hatte der Spanier das Kunststück geschafft, vor einem der neuen Chevrolet Cruze zu landen. Alain Menu, Nicola Larini und Rob Huff hatten sich während der 30-minütigen Session redlich bemüht, konnten das Tempo der Spitzengruppe um BMW und SEAT aber nicht mitgehen und mussten sich abschließend mit Rängen am unteren Ende der Top 10 begnügen. Doch die Ergebnisse der drei Cruze-Fahrer dürften Teammanager Eric Nève dennoch zufrieden stellen - die Basis stimmt durchaus.

In 1:26.301 Minuten war Larini um den Kurs gerast und hatte sich damit einen Rückstand von 0,8 Sekunden auf Leader Tarquini eingehandelt, was angesichts der kurzen Entwicklungsphase des Cruze als Erfolg gewertet werden darf. Etwas weniger erfreulich war hingegen die Lage beim neuen Lada-Werksteam. Die Russen gingen zwar auch in diesem Jahr couragiert zu Werke, konnten mit ihrer Konkurrenz um BMW, Chevrolet und SEAT aber nicht mithalten und handelten sich viel Rückstand ein.

Curitiba, Curitiba Circuit

Chevrolet und Lada waren gut unterwegs, überzeugten aber noch nicht voll und ganz Zoom

Doch auch hier muss gelten: Die Grundlagen sind erst einmal geschaffen, denn mehr als eine erste Orientierung möchte Lada am ersten Rennwochenende des Jahres ohnehin nicht erhalten. Insofern schlugen sich die Russen mit ihren drei Fahrern Jaap van Lagen (17.), Kirill Ladygin (21.) und Viktor Shapovalov (22.) durchaus achtbar - zumal die drei Piloten noch immer im modifizierten Vorjahresfahrzeug unterwegs waren. Nichtsdestotrotz überraschten nicht zuletzt die Privatfahrer mit schnellen Zeiten.

Félix Porteiro schnellster Privatier

Während Porteiro mir Rang elf eine deutliche Duftmarke im brasilianischen Asphalt hinterließ, machten auch der ehemalige Privatier-Champion Stefano D'Aste (BMW) sowie der Deutsche Franz Engstler (BMW) ihre Ansprüche auf eine Vormachtsstellung in der Independents' Trophy deutlich. Einzig Tom Coronel (SEAT) blieb einen Beweis seiner Schnelligkeit schuldig: Der Niederländer hatte eine defekte Benzinpumpe zu beklagen und konnte keine gezeitete Runde fahren.

Anders die drei Debütanten Marin Colak (SEAT), George Tanev (BMW) und Tom Boardman (SEAT). Im Vorjahr noch als Gaststarter aktiv, versuchten sich die drei Rennfahrer nun erstmals als Vollzeit-WTCC-Piloten und landeten prompt im Hinterfeld. Mit drei Sekunden Rückstand zog sich Colak (18.) noch am besten aus der Rookie-Affäre, Tanev und Boardman folgten im Zehntelabstand auf den weiteren Plätzen. Engstler-Teamkollege Kristian Poulsen war im Übrigen ebenfalls nur für eine Runde auf der Strecke - technische Probleme.

Felix Porteiro, Curitiba, Curitiba Circuit

Neu-Privatier Félix Porteiro sorgte mit Platz elf für eine faustdicke Überraschung Zoom

Auf selbiger hatte sich nach 30 Trainingsminuten Gabriele Tarquini (SEAT) vor Augusto Farfus und Jörg Müller (beide BMW) durchgesetzt. Andy Priaulx (BMW), Yvan Muller, Rickard Rydell, Tiago Monteiro, Jordi Gené (alle SEAT), Nicola Larini und Alain Menu (beide Chevrolet) komplettierten die Top 10 der Testsession. Félix Porteiro (BMW) überraschte als Elfter vor Rob Huff (Chevrolet), Alessandro Zanardi und Sergio Hernández sowie Stefano D'Aste und Franz Engstler (alle BMW) auf den weiteren Plätzen.