• 04.10.2009 23:28

  • von Stefan Ziegler

Tarquini: "Es ist fast wie beim Boxen"

SEAT-Pilot Gabriele Tarquini über den ganz normalen Wahnsinn in der WTCC, den Dienstwagen als Werkzeug und das Rennfahren im gehobenen Alter

(Motorsport-Total.com) - In seinen 47 Jahren hat Gabriele Tarquini im Rennsport schon einiges erlebt - und ist gewiss kein Kind von Traurigkeit. Der frühere Formel-1-Pilot hat sich in der Tourenwagen-WM schon früh den Ruf erworben, ein besonders angriffslustiger und zuweilen auch überharter Fahrer zu sein. Erfolg hat er mit diesem Rezept aber allemal, wie nicht zuletzt die beiden WM-Saisons eindrucksvoll belegen.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini ist ein sehr schneller, aber mitunter auch beinharter Tourenwagen-Pilot

Und Tarquini hat nach wie vor sehr viel Spaß im Auto: "Ich mag die WTCC sehr, denn in unserer Serie geschieht alles innerhalb von wenigen Augenblicken", sagt der Italiener. "Man geht mit dem Messer zwischen den Zähnen an den Start. Die Rennen selbst sind immer sehr kraftvoll: Man klopft an, teilt aus und steckt ein. Es ist fast wie beim Boxen, wo man den direkten Kontakt zum Gegner hat."#w1#

"Manchmal verwenden wir unser Auto auch als 'Hammer', um den anderen das Fürchten zu lehren", so Tarquini im Gespräch mit 'Eurosport.it' - eine Taktik, wie man sie beim SEAT-Piloten in den vergangenen Jahren schon des Öfteren beobachten konnte. Doch gerade der enge Kontakt zum Gegner ist das, was die WTCC für Tarquini so attraktiv macht: "Da kann man das Auto viel besser nutzen."


Fotos: Die Helme der WTCC-Fahrer 2009


"Ein Formel-1-Auto ist zwar schöner, aber auch schwieriger zu fahren", erklärt der 47-Jährige. "Und in längeren Rennen kommt es letztendlich immer auf die Strategie an. In meinen Augen ist die Strategie aber der Tod des Motorsports", sagt Tarquini, der im Rennwagen keine Furcht kennt: "Jeder kann Angst vor dem Fahren haben, aber für uns Piloten ist das irrational", hält der Italiener fest.

"Einmal kam eine ältere Person zu mir und meinte, dass es Zeit zum Aufhören ist, wenn ich die Angst spüre", so Tarquini weiter - doch noch ist dieser Punkt offenbar nicht erreicht, denn der SEAT-Fahrer steckt noch immer voller Tatendrang: "Ich habe keine Geheimnisse, warum ich noch immer hier bin", meint Tarquini. "Manche Fahrer werden älter, wenn sie 30 werden, andere greifen für immer ins Lenkrad."

"Ich hoffe, ich kann das Fahren noch lange genießen", gibt der frühere Tourenwagen-Europameister zu Protokoll. Ein Genießer ist Tarquini auch vor jedem Renneinsatz: "Eine Stunde vor dem Rennen esse ich Pasta mit Tomaten, trinke Mineralwasser und zwei Espresso - falls das Rennen langweilig wird", witzelt Tarquini und ergänzt: "In der WTCC kann man aber gar nicht gelangweilt sein..."