• 21.07.2015 17:05

  • von Stefan Ziegler

WTCC 2015: Ohne Simulator geht nichts mehr

Nur wer virtuell trainiert, hat in der WTCC eine Chance: Serienchef Francois Ribeiro betont die Bedeutung eines Simulators für den Erfolg auf der Strecke

(Motorsport-Total.com) - Wie hat es Jose-Maria Lopez in der WTCC-Saison 2014 geschafft, gleich in seinem ersten Jahr den WM-Titel einzufahren? Eine berechtigte Frage, schließlich kannte der argentinische Rennfahrer nur wenige Strecken aus dem WTCC-Kalender und musste vieles neu lernen. Das tat er auch - und vor allem virtuell. Spätestens seither steht fest: Der Simulator ist auch in der Tourenwagen-WM ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna im Williams-Simulator

Virtuelle Welt: Im Simulator trainieren inzwischen auch viele Piloten der WTCC Zoom

Deshalb glaubt WTCC-Serienchef Francois Ribeiro: Ohne Simulator geht in der WTCC bald gar nichts mehr. Alleine schon aus Kostengründen, wie er meint: "Es ist zweifelsohne deutlich billiger als richtige Testfahrten abzuhalten. Denn für einen zweitägigen Streckentest irgendwo in Europa sind mit Streckenmiete, Einsatzkosten, Transfers und Unterbringung der Crew schnell mal 50.000 Euro weg." Ein Simulator im Wert von ungefähr 200.000 Euro, wie ihn Citroen im Einsatz habe, mache sich also rasch bezahlt.

Doch es geht auch ohne eigenen Simulator, erklärt Ribeiro. "Als Fahrer kannst du dich inzwischen irgendwo einmieten. Fragt mal, wie viele Stunden beispielsweise Hugo Valente im Simulator verbringt. Und die Simulationen sind inzwischen so präzise. Da hat sich die Technik extrem verbessert. Du kannst dein Setup nun zu 95 Prozent am Simulator erarbeiten. Es ist ein elementarer Bestandteil des Motorsports geworden."

Das hat sich unlängst auf dem schnellen Stadtkurs von Vila Real gezeigt. Obwohl der Kurs für alle Beteiligten neu war, kam es kaum zu Zwischenfällen. Ribeiro führt dies auch auf das virtuelle Training der Piloten zurück. Alleine die Citroen-Werksfahrer zerstörten zum Beispiel in der Vorbereitung auf die Stadtrennen 40 Chassis im Simulator. "Sie wussten daher schon vorher, wo ihre Grenzen liegen", sagt Serienchef Ribeiro. "Das ist ein gewaltiger Vorteil."

Ein Vorteil, den inzwischen auch Alteingesessene erkannt haben. Rekordchampion Yvan Muller zum Beispiel, dem im Simulator bisher immer übel geworden ist. Inzwischen behilft er sich mit Medikamenten, um virtuell trainieren zu können. "Er hat sich dazu durchgerungen. Und das im Alter von 45 Jahren", meint Ribeiro. "Nun verbringt er Stunden im Simulator. Und am Slovakiaring gestand er mir nach der Qualifikation: Ohne Simulator hätte er die Pole-Position nicht geholt.


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Die besten Aufnahmen vom turbulenten und abgebrochenen zweiten Lauf in Vila Real, aus dem Qing-Hua Ma als Sieger hervor ging.

"Yvan", so sagt Ribeiro, "hat gewissermaßen seinen Fahrstil neu erfunden. Er zwingt sich regelrecht, in den Simulator zu gehen." Um das zu tun, was Lopez und Sebastien Loeb schon seit Langem tun: sich bereits vor dem Rennwochenende auf eine Strecke einschießen. Dies sei ein Modell, das in der WTCC eine große Zukunft haben werde, meint Ribeiro. "Ich bin mir sicher: Hersteller, die neu in die Rennserie einsteigen, werden entsprechend investieren, weil es ungeheuer kosteneffizient ist. Es wird auch nicht lange dauern, bis Honda merkt, dass sie da etwas tun müssen."