• 24.01.2014 11:32

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: Keine gute Idee

Redakteur Stefan Ziegler schwant Übles: Legt sich die WTCC mit dem verschobenen Saisonstart und der nur einwöchigen Pause nach Marokko selbst ein Ei?

Titel-Bild zur News: Tom Boardman

Moderne Kunst in Marrakesch: Das war mal der SEAT-Rennwagen von Tom Boardman Zoom

Liebe WTCC-Fans,

ich sage es frei heraus: Mir schwant Übles. Denn die jüngste Änderung am Rennkalender der WTCC könnte sich als großer Fehler erweisen. Als wäre der Saisonauftakt auf einem inzwischen berüchtigten Stadtkurs nicht genug. Nun müssen die Teams nur eine Woche nach den ersten Rennen bereits die zweite Saisonstation ansteuern. Und das mit neuen Autos und womöglich mit erheblichen Schäden.

Wie wir alle wissen, hat der Stadtkurs in Marrakesch ja mittlerweile einen gewissen Ruf weg. Denkt nur mal zurück an 2010, als das Safety-Car die meisten Führungsrunden absolviert hat. Auch 2013 hat gezeigt, wie schmal der Grat ist, auf dem sich Fahrer und Teams in Marrakesch bewegen. Der Unfall von Tom Boardman im Warmup ging nur mit Glück glimpflich aus. Sein Auto aber war hinüber.

2.300 Kilometer zwischen Marrakesch und Paul Ricard

Und genau dieser Zwischenfall zeigt die Problematik auf, die einem Saisonauftakt in Marrakesch innewohnt: Nur ein Fehler - oder ein technisches Problem wie bei Boardman - und das Auto ist im Eimer. Wovon übrigens auch Honda ein Liedchen singen kann, denn auch Tiago Monteiro und Gabriele Tarquini sind 2013 in Marrakesch in den Mauern gelandet. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Im vergangenen Jahr hatten die Teams nach Marrakesch aber immerhin drei Wochen lang Zeit, ihre Fahrzeuge wieder zu reparieren. Diese Luft werden sie dieses Mal nicht haben: Nur eine Woche nach dem Gastspiel in Marokko wird die WTCC schon in Südfrankreich erwartet. Und die Distanz zwischen den Austragungsorten will erst mal mit den Lastwagen via Gibraltar und Spanien überwunden werden.

Nur um das mal zu verdeutlichen: Wir reden hier von einer Wegstrecke von etwas mehr als 2.300 Kilometern, die im Optimalfall - laut Google Maps - in etwas weniger als 24 Stunden (reine Fahrzeit) zurückgelegt werden kann. Die Zeit, in der die Lastwagen auf der Fähre zwischen den Kontinenten stehen, ist da vermutlich noch nicht eingerechnet. Verzögerungen am Zoll sind es wohl ebenfalls nicht.


Fotostrecke: Die neuen WTCC-Autos

Keine Zeit für Reparaturen in der Werkstatt

Und dann wäre da noch die rein technische Hürde. Einige der neuen TC1-Autos legen vielleicht erst in Marrakesch ihre ersten Kilometer zurück, sind also brandneu. Und sonderlich viele Ersatzteile dürften in diesem Fall nicht zur Verfügung stehen. Tritt also das ein, was nicht nur ich befürchte, und der Kurs in Marrakesch schlägt wieder einmal zu, dann ist das Feld in Paul Ricard möglicherweise dezimiert.

Ich hoffe es nicht, aber ganz ausgeschlossen ist es nicht, dass beim zweiten Rennwochenende des Jahres einige Autos fehlen werden. Weil es die Teams nicht rechtzeitig geschafft haben, die Schäden aus Marrakesch zu beheben. Das wäre aber auch kein Wunder, schließlich müssten sie alles vor Ort hinbiegen. Die Zeit zwischen den Rennen reicht nämlich nicht aus, um zurück ins Werk zu fahren.

Und so legt sich die WTCC mit ihrer neuen Terminplanung vielleicht selbst ein Ei. Es seien aber die lokalen Behörden in Marokko gewesen, die eine Verlegung angeregt hätten, lässt die Meisterschaft ausrichten. Falls die Nummer schiefgeht, wissen wir also, wer das zu verantworten hat. Nämlich auch diejenigen, die der Kalender-Veränderung zugestimmt haben und die Teams in die Bredouille bringen.


Fotos: Citroen testet in Abu Dhabi


Vielleicht täusche ich mich aber auch kolossal und alles geht gut. Dafür drücke ich schon jetzt die Daumen. Die Fahrer und ihre Teams werden im April 2014 aber sicher einige bange Momente zu überstehen haben, so oder so. Denn erst einmal gilt es, den schwierigen Stadtkurs in Marrakesch zu meistern. Klappt das nicht, dann kann man nur hoffen, in Paul Ricard überhaupt starten zu können...

Beste Grüße & lassen wir uns überraschen!

Euer


Stefan Ziegler