• 09.12.2013 10:20

  • von Stefan Ziegler

Saisonauftakt in Marrakesch stößt auf Unverständnis und Kritik

Die neuen WTCC-Autos fahren erstmals in Marrakesch: Das Fahrerlager reagiert mit Unverständnis und Kritik auf den anvisierten Saisonauftakt auf einem Stadtkurs

(Motorsport-Total.com) - Brandneue Autos, kaum Testfahrten, wenige Ersatzteile und ein berüchtigter Stadtkurs. Das klingt nicht gerade wie die ideale Kombination für den Saisonauftakt einer Rennserie. Und doch wird es genau so kommen: Die WTCC beginnt das erste Jahr unter dem neuen Reglement ausgerechnet in Marrakesch. Das hat der Automobil-Weltverband (FIA) in seiner Dezember-Sitzung abgesegnet.

Titel-Bild zur News: Die Atlas-Berge im Hintergrund der Strecke

Leitplanken-Kanal mit Crashpotenzial: Ist Marrakesch als Saisonauftakt geeignet?

Dass ein Stadtkurs die richtige Wahl für den Saisonauftakt ist, glauben aber längst nicht alle Beteiligten. "Ich liebe den Ort, aber die Strecke ist einfach furchtbar", sagt WTCC-Routinier Tiago Monteiro. Er fügt hinzu: "Es ist einfach keine richtige Rennstrecke. Du hüpfst nur von einem Randstein zum nächsten. Und es ist sicherlich nicht clever, ausgerechnet dort den Saisonauftakt abzuhalten."

Monteiro hat beim Gedanken an das erste Rennwochenende der Saison 2014 schon jetzt eine böse Vorahnung: "Viele Autos werden wohl erst kurz vor dieser Veranstaltung fertig sein und sind dann wirklich brandneu. Man hat kaum getestet, Ersatzteile gibt es auch nicht viele. Also: keine gute Idee", meint der Portugiese. "Ich bin aber nicht der Chef. Wir müssen halt dort fahren, wo man uns haben will."

Auch, wenn man wie Wiechers-Teammanager Dominik Greiner, die Wahl des Saisonauftakts der WTCC als "unglücklich" bezeichnet. Auch er zeigt sich skeptisch: "Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Die Fahrer hatten eine lange Pause und müssen dann gleich auf einen Stadtkurs. Und alle Hersteller kommen mit neuen Autos. Da kann man gleich sagen, man verzichtet auf das Rennen und geht testen."

Tom Boardman

Ja, das war mal ein WTCC-Rennwagen: Tom Boardmans Auto nach Warmup-Crash Zoom

Ob dies eine Option sein könne, wisse er nicht, sagt Greiner. Besser als ein Totalschaden wäre es allemal. Zumal Marrakesch dafür bekannt ist, den Fahrzeugen die eine oder andere "Gebrauchsspur" hinzuzufügen. Wie 2013, als Honda beim damals zweiten Saisonwochenende gleich zwei heftig demolierte Rennwagen zurück ins Werk schaffen musste. Keine besonders attraktive Aussicht also.

Bei aller Kritik daran, Tom Coronel denkt anders: Der langjährige WTCC-Pilot sieht kein Falsch darin, die Saison 2014 in Marrakesch beginnen zu lassen. "Für einen Rennfahrer ist das kein Problem", meint er. "Du musst halt clever sein, dann geht das schon in Ordnung. Nimm es als Testrennen. Vor Citroen wirst du eh nicht landen. Das kannst du gleich mal vergessen", erklärt der Niederländer.

Isaac Tutumlu

Moderne Kunst? Ein weiteres Beispiel für die "Vernichtungskraft" von Marrakesch Zoom

Was auch immer am 6. April 2014 auf dem nach dem marokkanischen Thronerben Circuit Automobile Moulay el Hassan benannten Stadtkurs passieren wird: Die WTCC wagt sich bei der Eröffnung eines Rennjahres erstmals auf eine nicht permanente Strecke. Bisher hatten nur Monza (2005-2006, 2012-2013) und Curitiba (2007-2011) den Saisonauftakt abgehalten. Just beim zehnjährigen Jubiläum ist es Marrakesch.

Alle WTCC-Saisonauftakt-Orte in der Übersicht:

2005: Monza (Italien)
2006: Monza (Italien)
2007: Curitiba (Brasilien)
2008: Curitiba (Brasilien)
2009: Curitiba (Brasilien)
2010: Curitiba (Brasilien)
2011: Curitiba (Brasilien)
2012: Monza (Italien)
2013: Monza (Italien)
2014: Marrakesch (Marokko)