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  • 25.01.2013 15:12

  • von Stefan Ziegler

Basseng: "Mit den Besten gegen die Besten fahren"

Münnich-Teammanager Marc Basseng spricht im Interview über den WTCC-Einstieg seines Teams, ein "eigenes" Rennauto und völlig neue Erfahrungen

(Motorsport-Total.com) - Als Weltmeister in eine andere Weltmeisterschaft: Marc Basseng und das deutsche Münnich-Team stellen sich in diesem Jahr einer neuen Herausforderung. Die GT1-Champions von 2012 wechseln zur Saison 2013 in die WTCC und bringen dort insgesamt drei SEAT-Autos für Basseng, Rene Münnich und Markus Winkelhock an den Start. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Basseng, Pilot und Teammanager in Personalunion, über das Debütjahr seines Rennstalls in der WTCC.

Titel-Bild zur News: Marc Basseng

Marc Basseng und das Münnich-Team stoßen 2013 zum WTCC-Starterfeld hinzu Zoom

Frage: "Marc, sie und ihr Team wechseln zur Saison 2013 von der GT1-WM in die WTCC. Was hat sie zu diesem Schritt bewogen?"
Marc Basseng: "Wir hatten das GT-Projekt vor drei Jahren ins Leben gerufen und damit gewissermaßen eine zweite Abteilung bei Münnich aufgemacht. Davor war Rallyecross das Hauptthema gewesen. Rene Münnich hat sich dann dazu entschlossen, im GT-Sport mitzumischen."

"Und das mit dem eigenen Team und in der Weltmeisterschaft. Für uns war dieser WM-Faktor ein ganz entscheidender, da mitzumachen. Im dritten Jahr gelang es uns schließlich, sowohl den Fahrer- als auch den Teamtitel zu erobern. So gesehen kann man auch sagen: Projekt abgeschlossen. So sehen wir das auch. Und wir wollten uns nach etwas Anderem umsehen."

"Rene ist erfolgreich im Rallyecross unterwegs, doch ihn zieht es jetzt auch mal auf die Rundstrecke. Fronantrieb und Turbo kommen ihm dabei entgegen. Momentan ist die WTCC momentan auch die interessanteste WM. Du kannst dort auf hohem Niveau gegeneinander antreten. Das ist dem Münnich-Team wichtig, also auch Rene. Wir wollen mit den Besten gegen die Besten fahren und uns dabei beweisen."

"In Suzuka haben wir ja einen Testlauf absolviert und danach noch weitere Rennen besucht, um uns alles aus nächster Nähe anzusehen. Wir haben damals auch mit den deutschsprachigen Teamchefs geredet. Und dann fiel die Entscheidung ziemlich rasch pro WTCC. Das umfasst natürlich eine gewisse Investition. Wir sind uns aber sicher: Es ist der richtige Weg. Das Interesse an der WTCC ist jedenfalls weiter ungebrochen."

"Wir sind uns sicher: Es ist der richtige Weg." Marc Basseng

Frage: "Und mit nun drei deutschen Teams und mindestens vier deutschen Fahrern dürfte das Interesse in Deutschland sicher noch weiter steigen..."
Basseng: "Hoffentlich! Ich muss aber sagen: Das Medienecho, was wir bereits von der internationalen Presse bekommen haben, hat mich schon überrascht."

"Auch die Rückmeldung auf das Design der Autos war toll - via die modernen Medien wie Facebook, Twitter und Homepages. Es scheint, als würde man sich darüber freuen, dass wir daran teilnehmen. Das ist wiederum auch für uns die Bestätigung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben."

Endlich wieder ein "eigenes" Auto!

Frage: "Wie geht es ihnen denn persönlich mit dem Einstieg in die WTCC? Sie steigen um von Langstrecken-Rennen auf Sprints und von einem Fahrzeug, das sie mit einem Teamkollegen teilen, zu einem Auto, das ihnen ganz alleine gehört..."
Basseng: "Das ist auf jeden Fall sehr, sehr interessant. Es ist seit 2003 eigentlich das erste Mal, dass ich ein Rennauto komplett für mich habe."

"Das ist eine völlig neue Situation. Gurte, Lenkrad, Sitz - du kannst alles so einstellen, wie du es selbst haben willst. Der Umstieg auf den Sprint-Charakter ist im Prinzip aber kein großer. Unterm Strich sind die Langstrecken-Rennen heutzutage auch keine Langstrecken-Rennen mehr."

"Man fährt eigentlich immer volle Pulle. Das ist also nicht viel anders. Der Umstieg auf den Frontantrieb ist natürlich eine andere Sache. 2003 war ich deutscher Meister im Clio-Cup mit Frontantrieb. Deshalb bin ich nicht völlig unbedarft, was das angeht. Der Testeinsatz in Dubai hat ja auch gezeigt, woran wir arbeiten müssen."

"Man fährt eigentlich immer volle Pulle." Marc Basseng

"Ich denke, mit den Ingenieuren, die wir haben - von denen zwei aus der WTCC sind -, sollten wir relativ bald dazu in der Lage sein, die grundlegenden Dinge hinzukriegen, die man am Fahrstil ändern muss, um mit diesen Autos klarzukommen. Ich höre immer wieder: Reifen, Reifen, Reifen. Das scheint das Hauptthema zu sein, sie irgendwie am Leben zu erhalten, sie nicht sofort kaputtzufahren."

"Wir wollen in Navarra mindestens zwei Tage testen gehen, von dort aus nach Portimao weiterreisen und dort ebenfalls noch zwei Tage lang testen. Und dann hoffen wir, vor Monza nochmals an den Slovakiaring oder an den Hungaroring zu reisen. In Monza müssen wir dann aber halt einfach ins kalte Wasser springen und unser Bestes geben."

Am Anfang steht das Lernjahr

Frage: "Die Saison 2013 steht wahrscheinlich unter der Überschrift 'Lernjahr', vermute ich. Trifft das zu?"
Basseng: "Na sicher. Auf jeden Fall. Es ist aber auch klar: Wir versuchen trotzdem, bestmöglich abzuschneiden. Wir sind ein professionelles Team mit professionellen Fahrern. Da ist natürlich eine gewisse Erfolgssehnsucht vorhanden, ganz klar."

"Das Jahr ist zum Einsteigen, denke ich, auch nicht das Schlechteste. Es ist ja im Prinzip nur Honda werksseitig vertreten. Ich würde daher behaupten: Ab dem dritten Platz ist das Rennen offen. Da gibt es aber noch die ganzen etablierten Teams, die ja ähnlich denken. Deshalb rechne ich ab dem dritten Platz mit einem sehr spannenden Wettbewerb."

"Da können wir am Anfang vielleicht noch nicht mitmischen, aber vielleicht ab Mitte oder zum Ende der Saison. Wir hoffen, dann um die Positionen drei, vier, fünf, sechs mitfahren zu können. Das ist schon das Ziel - zumindest bei einzelnen Rennen. Auf manchen Strecken ist die geringe Trainingszeit sicher ein Problem für uns. Und es wird mal so sein, dass wir es gut hinkriegen, mal weniger gut."

"Es wird mal so sein, dass wir es gut hinkriegen, mal weniger gut." Marc Basseng

Frage: "Erschwerend hinzu kommt natürlich, dass Fahrer wie Gabriele Tarquini einen gewaltigen Erfahrungsvorsprung im Tourenwagen und auch in der WTCC besitzen..."
Basseng: "Genau. Das ist auch, wo ich die größten Bedenken habe, bei diesen absoluten Frontantrieb-Cracks mit ihrer ganzen Erfahrung. Es wird nicht einfach, das zu adaptieren, aber ich habe Vertrauen in unser Können als Fahrer. Deswegen stellen wir uns der Sache ja auch."

Der Wunsch ist eine rasche Anpassung

Frage: "Was wünschen sie sich denn für dieses Jahr?"
Basseng: "Ich würde mir wünschen, dass wir als Team die Adaption an die WTCC schaffen. Dass wir nach Möglichkeit keine Fehler machen, dass wir als Team in den Abläufen keine Zeit verlieren."

"Und: Dass sich im Laufe des Jahres die ersten - so nenne ich das einfach einmal - Achtungserfolge einstellen. Dass man sieht: Okay, wir sind auf dem richtigen Weg. Vielleicht kriegen wir es nicht immer auf den Punkt hin, aber wenn alles passt, sind wir vorn dabei. Das wäre ein schönes Ziel."

Frage: "Gibt es noch etwas, das sie gern hinzufügen würden?"
Basseng: "Direkt nach Monza geht es nach Marrakesch. Für das zweite Rennen ist es wohl nicht von Vorteil, wenn man dann gleich zwischen Betonmauern herumfahren muss. Wahrscheinlich ist das dritte Rennen auf dem Slovakiaring das erste, wo man eine Standort-Bestimmung von Fahrern und Team vornehmen kann."

"Außerdem sind die Autogewichte kollektiv auf 1.150 Kilogramm gesetzt worden. Mir fehlt da die Erfahrung, um zu sagen, was das bedeutet. Was bedeutet das für den SEAT? Ist das Auto jetzt schlechter als am Ende des vergangenen Jahres? Eigentlich war ja Chevrolet deutlich stärker. Das sind so Sachen, wo wir einfach ins Neue hineinlaufen. Wir müssen diese Erfahrungen machen."

"Wir müssen diese Erfahrungen machen." Marc Basseng

"Die Teammanager und Teamchefs der Konkurrenz sind nett, aber da hört das dann natürlich auch auf. Der Konkurrenzkampf ist natürlich da. Und unsere erfahrenen Gegner können logischerweise anders auf solche Entwicklungen reagieren. Ich habe trotzdem volles Vertrauen in meine Mannschaft und in die Teamleitung. Wir versuchen immer, einhundert Prozent zu geben. Und genau das werden wir auch tun."

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