• 22.08.2012 19:06

Wiegand: "Ich will ins Ziel kommen und lernen"

Der VW-Nachwuchs-Pilot will bei seinem zweiten WRC-Auftritt in Deutschland die Winzer in der Moselregion schonen und den Ansagen Timo Gottschalks vertrauen

(Motorsport-Total.com) - Sepp Wiegand gilt als eines der größten Talente im deutschen Offroadsport. Der 21-Jährige bestreitet an diesem Wochenende für Volkswagen den Deutschland-Lauf im Rahmen der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Im Interview spricht Wiegand, der derzeit mit einem Skoda Fabia S2000 Gesamtvierter der Intercontinental Rally Challenge (IRC) ist, über das Vertrauen zu seinem Beifahrer und seinen Respekt vor den engen Straßen durch die Weinberge.

Frage: "Herr Wiegand, das Aufschrieb-Training hat bereits begonnen. Haben Sie so etwas wie Lampenfieber vor dem WM-Heimspiel?"
Sepp Wiegand: "Klar, Lampenfieber ist schon dabei. Ich fahre zum ersten Mal mit einem S2000 im eigenen Land vor so großartiger Kulisse. Das motiviert natürlich zusätzlich. Außerdem habe ich mit Sebastien Ogier und Andreas Mikkelsen zwei sehr starke und erfahrene Teamkollegen - Andreas kenne ich schon als Konkurrenten aus der IRC, gegen Sebastien bin ich noch nie gefahren."

Titel-Bild zur News: Sepp Wiegand

Sepp Wiegand freut sich auf die Rallye Deutschland an der Mosel Zoom

Fragestunde mit Ogier wird kommen

Frage: "Sebastien Ogier ist der Sieger des Vorjahres, wenn auch damals in einem WRC-Auto und nicht in einem S2000. Haben Sie ihn schon mal um einen Tipp gebeten?"
Wiegand: "Noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass er mir helfen würde. Beim WM-Lauf in Finnland vor drei Wochen haben sich unsere Wege zum ersten Mal gekreuzt. Ich war dort mit dem Team von Volkswagen und konnte mir die Abläufe schon ansehen. Sebastien und ich konnten auch hier kurz reden, die eigentlichen Fragen kommen aber bestimmt erst nach dem Aufschrieb oder im Shakedown."

Frage: "2011 sind Sie zum ersten Mal bei der Rallye Deutschland gestartet, damals allerdings noch mit einem 170 PS starken Fronttriebler. Hilft diese Erfahrung für den Einsatz im Fabia S2000?"
Wiegand: "Was die genaue Streckenkenntnis angeht, schon mal nicht. Die meisten Prüfungen sind neu oder werden im Vergleich zum vergangenen Jahr andersherum gefahren. Ich habe aber zumindest eine Ahnung, wie stark sich die Strecken vom ersten zum zweiten Umlauf ändern können - Stichwort Dreck vom Schneiden der Kurven. Außerdem verlangt mein Fabia S2000 mit Allradantrieb einen ganz anderen Fahrstil, ich kann später bremsen und komme mit viel besserer Traktion aus den Kurven."

Frage: "Wie unterscheidet sich Ihre Vorbereitung auf eine Rallye zur IRC von einem WM-Lauf wie der Rallye Deutschland? Was haben Sie anders gemacht?"
Wiegand: "So gut wie nichts. Ich wollte bewusst wenig ändern, um mich damit nicht selbst aus der Ruhe zu bringen. Ich fahre dann am besten, wenn ich meinen Rhythmus finde und den auch beibehalten kann."

DVD-Abend mit Rallye-Action

Sebastien Ogier

Wiegand freut sich auf den Fabia S2000, wie ihn hier Ogier fährt Zoom

"Stopp: Etwas war doch anders! Jeder Teilnehmer hat vom Veranstalter vorab eine DVD bekommen, auf der die Strecken anzusehen waren. Aber ohne Aufschrieb-Ansage meines Beifahrers Timo Gottschalk hilft das nur wenig. Ich kann zwar den Charakter der Prüfungen ersehen, mehr aber auch nicht. Und alles auswendig zu lernen klappt ebenfalls nicht. Viele Kurven sehen einfach zu ähnlich aus - speziell in den Weinbergen."

Frage: "Wie sieht Ihr Fitnessprogramm aus? So eine Rallye verlangt bestimmt eine gute Kondition."
Wiegand: "Egal, wo ich bin, ich gehe joggen. Meine Hausstrecke ist so etwa zehn Kilometer lang. Mittendrin liegt eine kleine Hütte, in der ich Dinge wie Liegestütze, Rumpfbeugen oder Dehnungsübungen machen kann. Das sind pro Tag bestimmt etwa zwei Stunden. Außerdem gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio."

Wiegand, der Winzerschreck

Frage: "Gibt es hier Prüfungen, vor denen Sie besonders viel Respekt haben?"
Wiegand: "Ich nehme alle gleich ernst. Die Straßen in den Weinbergen sind sehr schmal und oft auch rutschig durch den bei Regen schlammigen Boden. Außerdem wechselt häufig der Rhythmus - von langsamen Ecken, um die man ohne Handbremse gar nicht herumkommt, bis hin zu ultraschnellen Abschnitten."

"Einmal den Abhang hinunter: Da bleiben beim Winzer im Herbst nicht nur ein paar Flaschen leer." Sepp Wiegand

"Einmal einen Tick zu schnell und man rutscht gleich den Hang runter. Da bleiben beim Winzer im Herbst nicht nur ein paar Flaschen leer. Ich bin auch sehr gespannt auf die langen Prüfungen der Panzerplatte Baumholder. Sie gelten als reifenmordend und trickreich wegen der vielen Hinkelsteine. Ein Fehler hat da fix irreparable Folgen."