SS10-12: Strategiespiele bestimmen das Bild

Auch in Jordanien lassen die Teams nicht vom bewussten Langsamfahren ab - Loeb und Latvala nehmen Tempo heraus - Ogier verteidigt Führung

(Motorsport-Total.com) - Wie schon vor drei Wochen in Portugal wandten die WRC-Teams auch beim vierten WM-Lauf in Jordanien die zweifelhafte Taktik an, auf der letzten Prüfung des ersten Tages Tempo herauszunehmen, um am zweiten Tag nicht als Straßenfeger fungieren zu müssen. Anders als an der Algarve beteiligte sich diesmal auch die Ford-Truppe an den Strategiespielchen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Sebastien Ogier will von Taktikspielchen nichts wissen und führt in Jordanien

Auf der insgesamt sechsten Prüfung der Jordanien-Rallye, die nach der Absage sämtlicher für Donnerstag vorgesehenen Wertungsprüfungen nach wie vor als SS12 bezeichnet wurde, gingen zuerst Weltmeister Sebastien Loeb (Citroen) und wenig später auch Jari-Matti Latvala (Ford) bewusst vom Gas und überließen so Sebastien Ogier die Führung nach Tag eins.


Fotos: WRC: Rallye Jordanien


Der Franzose hielt anders als Loeb und Latvala seine Geschwindigkeit bis ins Ziel der Prüfung aufrecht und liegt in der Gesamtwertung der Rallye nach sechs von 14 Prüfungen 31,6 Sekunden vor seinem Citroen-Teamkollegen. Latvala (+33,6 Sekunden) belegt den dritten Rang im Zwischenklassement vor Petter Solberg (Citroen; +35,3). Mikko Hirvonen (Ford) liegt mit zweieinhalb Minuten Rückstand auf einem abgeschlagenen fünften Rang vor Kimi Räikkönen (Citroen).

SS10/11: Latvala schlägt zurück

Trotz eines kurzen Ausritts konnte Latvala beim zweiten Auftritt auf der Suwayma-Prüfung (SS10) die Bestzeit markieren. Der Ford-Pilot nahm dem Gesamtführenden Ogier im Citroen, 1,2 Sekunden ab. Weltmeister Sebastien Loeb war zuvor nur 0,3 Sekunden langsamer gewesen als Ogier.

Unterdessen verlor Citroen-Privatier Petter Solberg auf der vierten Prüfung des Tages aufgrund einer reifenschonenden Fahrweise etwas an Boden. Er beendete SS10 auf Platz fünf hinter Hirvonen (4.). Der Finne in Diensten von Ford machte nach seiner Fahrt deutlich, dass er von strategischen Spielereien nichts hält: "Ich bin zweifellos raus aus diesen taktischen Überlegungen", hielt Hirvonen fest.

Jari-Matti Latvala

Latvala holte zunächst sukzessive auf Ogier auf und ließ sich dann zurückfallen Zoom

SS11 endete wiederum mit einer Bestzeit für Latvala, der damit zunächst weitere 2,2 Sekunden vom Vorsprung des Gesamtführenden Ogier abknabbern konnte. "Das Fahrzeug fühlt sich nun viel besser an als noch am Morgen", freute sich der Finne, der sich ernsthafte Chancen auf den Sieg in Jordanien ausrechnet.

Ogier beendete die Prüfung als Zweitschnellster, wollte sich angesichts seines schrumpfenden Vorsprungs allerdings nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. "Es läuft nicht schlecht. Hoffentlich habe ich nach der langen Prüfung (SS12; Anm. d. Red.) einen etwas größeren Abstand nach hinten." Petter Solberg (3.) war nur eine Zehntelsekunde langsamer als Ogier, nachdem er seinen DS3 WRC am Start der Prüfung abgewürgt hatte.

Viertschnellster bei der zweiten Überfahrt der Kafrain-Prüfung war Weltmeister Loeb (+3,5) vor Hirvonen (+5,5) und Kimi Räikkönen (+7,7). "Im Vergleich zu heute Morgen gab es nun deutlich mehr Grip", erklärte der ICE1-Pilot seine zeitliche Verbesserung, die ihn auf den sechsten Gesamtrang nach vorn brachte.

SS12: Ogier bleibt auf dem Gas, Loeb und Latvala nicht

Mikko Hirvonen

Mikko Hirvonen hatte auf SS12 schwer zu kämpfen - Die Servolenkung streikte Zoom

Auf SS12 verlor dann zunächst Hirvonen eine Menge Zeit, nachdem die Servounterstützung der Lenkung an seinem Fiesta RS WRC ausgefallen war. "Wir fuhren die letzten 15 Kilometer ohne Servolenkung. Es war hart, aber immerhin haben wir das Ende der Prüfung erreicht." Insgesamt büßte der Finne durch das technische Problem auf der sechsten Prüfung des Tages mehr als eine Minute auf die Schnellsten ein.

Weltmeister Loeb beendete SS12 nach seinem Strategiespiel mit 18 Sekunden Rückstand auf Rang drei hinter Teamkollege Ogier und Petter Solberg. Der Norweger, der nach den ersten drei Prüfungen des Tages noch auf Rang zwei lag, geht am Samstag als Vierter hinter Ogier, Loeb und Latvala auf die Strecke und hat mit nur 3,7 Sekunden Rückstand auf den zweitplatzierten Loeb noch alle Chancen auf eine Podiumsplatzierung.

Derweil konnte Räikkönen seinen sechsten Gesamtrang auch nach SS12 verteidigen: "Ich bin zufrieden mit meiner Fahrt und damit, wo wir im Moment in der Gesamtwertung liegen. Hoffentlich können wir diese Form weiterhin bestätigen", so das Statement des Finnen im Etappenziel.

Schärfster Verfolger des Ex-Formel-1-Weltmeisters ist Stobart-Pilot Matthew Wilson, der nach sechs Prüfungen zwölf Sekunden hinter Räikkönen auf dem siebten Gesamtrang liegt. Henning Solberg hofft nach seinem Vormittagscrash mit anschließendem Motorproblem am Samstag unter SupeRally-Regularien wieder starten zu können.

In der S2000-Klasse führt nach dem ersten Tag Nasser Al-Attiyah (Ford; 10.) mit fast zwei Minuten vor Markenkollege Bernardo Sousa (11.), obwohl der Katari am Nachmittag über Fehlzündungen an seinem Fiesta S2000 klagte. Hermann Gassner Jun. (Skoda) liegt nach den ersten sechs Prüfungen in Jordanien auf dem 16. Rang der Gesamtwertung und damit auf Rang fünf in der S2000-Klasse.

Gesamtwertung nach 6 von 14 Prüfungen (Top 10):

01. Sebastien Ogier (Citroen) - 1:32.53.4 Minuten
02. Sebastien Loeb (Citroen) + 31,6
03. Jari-Matti Latvala (Ford) + 33,1
04. Petter Solberg (Citroen) + 35,3
05. Mikko Hirvonen (Ford) + 2.30,9 Minuten
06. Kimi Räikkönen (Citroen) + 2.45,8
07. Matthew Wilson (Ford) + 2.57,8
08. Khalid Al Qassimi (Ford) + 4.49,7
09. Federico Villagra (Ford) + 4.54,2
10. Nasser Al-Attiyah (Ford) + 5.19,3