Rallye Polen: Mikkelsen siegt nach dramatischem Schlusstag

Ott Tänak verliert am verregneten Schlusstag der Rallye Polen den sicher geglaubten Sieg: Andreas Mikkelsen staubt ab und feiert WRC-Sieg Nummer zwei

(Motorsport-Total.com) - Nach einem dramatischen Schlusstag heißt der Sieger der Rallye Polen Andreas Mikkelsen (Volkswagen). Ford-Pilot Ott Tänak, der den siebten Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2016 bis zur vorletzten Wertungsprüfung (WP) angeführt hatte, wurde hingegen zum tragischen Helden. Mit einem Vorsprung von 18,6 Sekunden auf Mikkelsen war der Este in die 20. und vorletzte WP gegangen, doch auf den von Dauerregen aufgeweichten Schotterpisten verlor er durch einen Reifenschaden 40,5 Sekunden und damit seinen ersten Sieg in der WRC.

Titel-Bild zur News: Andreas Mikkelsen

Andreas Mikkelsen feiert in Polen WRC-Sieg Nummer zwei Zoom

Im Ziel hatte Tänak 26,2 Sekunden Rückstand auf Mikkelsen. Mit Rang zwei erzielte der Este das bisher beste Ergebnis seiner WRC-Karriere, konnte sich darüber aber nicht freuen. "Das ist überhaupt nichts wert. Wenn wir als Dritte in den letzten Tag gegangen wären... aber so? Das ist zu hart", sagt ein völlig enttäuschter Tänak, der im Ziel in Tränen ausbrach und von Weltmeister Sebastien Ogier getröstet werden musste. Auch Mikkelsen hatte Mitgefühl mit seinem Rivalen: "Für Ott tut es mir leid. Ich haben ihm vor der Prüfung gesagt, dass ich weiß, wie er sich fühlt. Mir ist das gleiche schon in Schweden passiert."

Beim Norweger überwog jedoch die Freude über seinen zweiten WRC-Sieg. "Wir haben das ganze Wochenende lang gepusht und alles gegeben. Bei der vorletzten Prüfung war es wie im Krieg und reine Glückssache. Ein Wochenende, das ich nie vergessen werde", sagt Mikkelsen. Der Volkswagen-Pilot und Tänak hatten von Beginn der Rallye an um die Spitze gekämpft. Nach einem ausgeglichenen Freitag hatte am Samstag Tänak die Oberhand gewonnen und sich einen Vorsprung herausgefahren, den er am vergleichsweise kurzen Schlusstag theoretisch nur noch hätte verwalten müssen.

Tänak nach Niederlage am Boden zerstört

Doch dann öffnete der Himmel in Polen nach zwei sonnigen Tagen seine Schleusen und sorgte für extrem matschige und schwierige Bedingungen. "Das waren grauenhafte Bedingungen, die schlimmsten in meiner Karriere", sagt Jari-Matti Latvala (Volkswagen) und war mit dieser Meinung nicht alleine. Auf dem rutschigen Untergrund verloren zahlreiche Fahrer die Haftung und kamen von der Straße ab - nicht nur Tänak.

Dani Sordo (Hyundai) musste nach einem Unfall aufgeben, Stephane Lefebvre (Citroen) schleppte sein Auto nach einem Abflug bei WP 19 mit völlig demolierter Hinterradaufhängung in den Service, wo dem Team in Rekordzeit eine Reparatur gelang. Eric Camilli (Ford) musste nach einem Einschlag die letzte WP mit gebrochener Hinterradaufhängung und nur mit Frontantrieb absolvieren. Für Aufregung sorgte bei der WP "Sady" auch eine Schikane aus Strohballen, an der einige Fahrer anschlugen. Sie wurde für den zweiten Durchgang, der zugleich die Powerstage der Rallye war, modifiziert.

Rang drei ging an Hayden Paddon (Hyundai), der durch die Probleme von Tänak noch bis auf 2,3 Sekunden an den Esten herangerückt war. Nach zwei schwierigen Rallyes meldete sich der Sieger der Rallye Argentinien mit diesem Ergebnis eindrucksvoll zurück. Allerdings konnte sich Paddon seines dritten Ranges bis zum Ende nicht sicher sein, denn ihm saßen sein Teamkollege Thierry Neuville und die beiden Volkswagen-Piloten Latvala und Ogier im Nachken, die auf den Rängen vier bis sechs ins Ziel kamen und alle nicht mehr als zwölf Sekunden hinter Paddon zurücklagen.

Erneuter Skoda-Sieg in der WRC2

Craig Breen (Citroen), Mads Östberg, Camilli (beide Ford) sowie Teemu Suninen (Skoda) komplettierten die Top 10. Suninen gewann damit auch die WRC2-Wertung, wo Skoda-Werksfahrer Esapekka Lappi das gleiche Schicksal wie Tänak ereilte. In Führung liegen verlor er bei der vorletzten WP durch einen Reifenschaden mehr als zwei Minuten und fiel dadurch auf Rang drei in der Klasse zurück. Zweiter der WRC2 wurde Elfyn Evans (Ford).

Die Zusatzpunkte bei der Powerstage sicherten sich Ogier (3), Latvala (2) und Neuville (1). Durch Mikkelsens Sieg haben nun nach sieben Saisonläufen schon sechs verschiedene Fahrer gewonnen. In der Gesamtwertung der Rallye-WM 2016 ist das Bild weiter unverändert. Ogier liegt mit 143 Punkten weiter klar in Führung. Erster Verfolger ist nun Mikkelsen, der 92 Zähler auf dem Konto hat. Auf Rang drei folgt Paddon mit 72 Punkten.


Fotos: WRC: Rallye Polen


Weiter geht es mit der Rallye-WM in vier Wochen. Vom 28. bis 31. Juli erwartet die Fahrer mit der Rallye Finnland eine weitere schnelle Schotterrallye.