• 13.12.2015 10:19

  • von Armin Schwarz

Kolumne Armin Schwarz: "Chance für Hyundai"

Armin Schwarz beleuchtet die Geschehnisse in der Rallye-WM: Wie Volkswagen unter Druck gesetzt werden kann und warum die Rallye China fragwürdig ist

Liebe Freunde des gepflegten Driftwinkels,

Titel-Bild zur News: Armin Schwarz

Für 2016 wünsche ich mir, dass Hyundai mit dem neuen Auto für Spannung sorgt Zoom

in den vergangenen Wochen hat sich hinter den Kulissen der Rallye-Weltmeisterschaft wieder viel getan. Zunächst haben wir lange auf das Motorsportprogramm von Citroen gewartet. Legen sie ihr Hauptaugenmerk auf die WTCC oder bleiben sie in der WRC? Die Entscheidung ist für die Rallye gefallen, auch wenn Citroen im nächsten Jahr nur einige Starts absolviert werden, bevor für 2017 ein neues Auto angekündigt ist. Wenn das der Fall ist, dann könnte es 2017 zum großen Showdown zwischen den Herstellern kommen.

Die nächste Saison wird eher ein Übergangsjahr. Platzhirsch ist klarerweise Volkswagen. Für Hyundai hoffe ich es sehr, dass das neue Auto ein Schritt nach vorne ist. Sie müssen das tun, wenn sie gewinnen wollen. Hyundai muss Druck ausüben. Volkswagen wird ein relativ ähnliches Auto wie bisher einsetzen, denn die Konzentration liegt hauptsächlich beim Auto für 2017. Insofern könnte für Hyundai eine Chance bestehen.


Präsentation: Hyundai i20 WRC für 2016

Außerdem hat Hyundai angekündigt, die drei Fahrer im nächsten Jahr in den Autos zu rotieren, damit immer die erfolgversprechendste Fahrerpaarung im Werksteam sitzt. Ich glaube, damit kann man Volkswagen unter Druck setzen. Auf der anderen Seite gibt es bei Volkswagen eine klare Marschroute und jeder Fahrer weiß immer, was zu tun ist. Deswegen wird es Hyundai trotzdem schwer haben, weil jeder Fahrer versuchen wird, für sich die beste Rallye zu fahren. Denn wenn man nicht gut genug ist, kann man seinen Stammplatz verlieren. Bei Volkswagen müssen die Fahrer nicht um ihr Auto kämpfen, was sicher mehr Lockerheit in die Sache bringt.

M-Sport: Evans hätte sich Chance verdient

Für eine große Überraschung sorgte die Verpflichtung von Eric Camilli bei M-Sport. Ich finde, Malcolm Wilson hat mit seiner Fahrerpaarung nicht den großen Wurf getätigt. Ich möchte Camilli nicht unterschätzen, glaube aber auch, dass Malcolm kaum andere Möglichkeiten gesehen hat, um sein Team neu aufzustellen. Camilli hätte ich nicht zwingend auf der Liste gehabt. An Malcolms Stelle hätte ich Ott Tänak mit Mads Östberg ausgetauscht und Eflyn Evans behalten.

Elfyn Evans

Elfyn Evans hätte sich eine weitere Chance von Malcolm Wilson verdient Zoom

Evans hat in diesem Jahr gute Leistungen gezeigt, ein Beispiel dafür ist Korsika. Jetzt die beiden Autos komplett neu zu besetzen, liegt sicherlich auch daran, dass Malcolm das Projekt finanzieren muss. M-Sport wird im nächsten Jahr voraussichtlich auch nicht alle Rallyes bestreiten. Die Ressourcen sind zwar vorhanden, aber Malcolm ist ein Rechner. Diesbezüglich muss er auf die Finanzen achten. Er ist nicht bekannt dafür, dass er Geld hinauswirft. Vielleicht kann er damit auch Ford unter Druck setzen, damit sie sich finanziell beteiligen, denn für Ford ist es eine sehr günstige Präsenz in der Rallye-WM.

China aus Rallye-Sicht unattraktiv

Im nächsten Jahr besucht die Meisterschaft zum ersten Mal China. Ich sehe es zweigeteilt. Auf der einen Seite ist es generell für die Hersteller ein interessanter Markt, aber aus Rallye-Sicht ist er nicht attraktiv. Bisher hat sich kein Sponsor, Hersteller oder Fahrer aus China in der Rallye-WM gezeigt. Dazu kommen auf die Teams umfangreiche Kosten zu, denn der Trip nach China wird alles andere als günstig.

Toyota Yaris WRC

Das Toyota-Projekt von Tommi Mäkinen ist mehr als ambitioniert Zoom

Nach der Übergangssaison 2016 wirft bereits die Zukunft seine Schatten voraus. Es wird natürlich darauf ankommen, wie sich das Projekt von Toyota weiterentwickeln wird. Momentan befürchte ich, dass es zwar große Ambitionen gibt, aber so wie es Tommi Mäkinen aufstellt, ist mehr als ambitioniert. Man holt jetzt alles nach Finnland.

Wenn man sich die momentane Besetzung seines Teams ansieht, dann ist es überwiegend eine Liste seiner langjährigen Weggefährten. Das bereitet mir Sorgen. Tommi macht sicher keinen schlechten Job, aber wenn sie Pech haben, sind sie hinter Volkswagen, Citroen, Hyundai und M-Sport nur der fünfte Hersteller. Diesen Anspruch stellt Toyota sicher nicht. Wenn Mäkinen zu TMG nach Köln gegangen wäre, dann wäre es erfolgversprechender gewesen, da er sofort alle Ressourcen hätte und nicht erst mühsam und teuer eine Werkstatt inklusive Engineering auf den Weg bringen muss.

Wann kommt Hybridtechnik?

2017 erwartet uns auch ein neues Reglement, aber im Gegensatz zu anderen Motorsportkategorien fehlt die Hybridtechnik. Dieses Thema wird sicher immer thematisiert werden, denn die vertretenen Hersteller beschäftigen sich mit dieser Technik. Wenn man aber erst 2017 darüber spricht, würde es frühestens 2020 im Sport umgesetzt werden. Oder es gibt wieder einen Schnellschuss der FIA, wobei das für die Meisterschaft nicht förderlich wäre, weil viel Geld verbrannt werden würde. Ganz verstanden habe ich nicht, warum man das Thema jetzt nicht für 2017 angegangen ist. Ideen und Kreativität hätte es bei allen Herstellern und Teamchefs sicher gegeben.

Sebastien Ogier, Julien Ingrassia

Hybridtechnik wurde beim neuen Reglement 2017 nicht berücksichtigt Zoom

Abschließend möchte ich noch der neuen Führung im Volkswagen-Konzern meinen Respekt aussprechen. Matthias Müller ist sicher mit anderen Dinge als dem Motorsport beschäftigt. Trotzdem hat er klar bekräftigt, dass Motorsport zum Volkswagen-Konzern gehört. Das gibt den Projekten rund um Jost Capito oder Wolfgang Ullrich Sicherheit. Ansonsten würden wir uns heute in dieser Kolumne die Frage stellen, ob Volkswagen in der Rallye-WM bleibt oder sich verabschieden muss. Deshalb war es eine tolle Entscheidung von Müller. Intern werden sicher noch Details wie das Budget diskutiert werden, aber generell hoffe ich, dass die langfristige Strategie bleibt.

Mit dem Bekenntnis zum Motorsport dürfen wir uns in rund einem Jahr auf die Duelle der Hersteller Volkswagen, Citroen, Hyundai und Toyota freuen. Zunächst liegt die Konzentration aber auf 2016, wo wir hoffentlich wieder tollen Motorsport sehen werden. Die Vorbereitungen für den Klassiker in Monte Carlo laufen bereits auf Hochtouren. Apropos Winter: Im Februar veranstalte ich wieder mit meinem Partner und Freund Mark Wallenwein unser Ice Action Winter und Rallye-Training in Lappland. Wer auch einmal auf Schnee und Eis driften möchte und dabei sein will, kann gerne einen Blick auf unsere Homepage www.iceaction.de werfen. Ob Rallye-Piloten, Sportfahrer oder einfach Leute, die Spaß am Fahren haben - wir bieten jedem ein einmaliges Programm.

Damit wünsche ich Euch eine geruhsame Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Jahr 2016!

Euer,

Uwe Winter