• 21.02.2016 13:59

Jari-Matti Latvala: "Jetzt geht es bergauf"

Nach einem schwierigen Start in die WRC-Saison 2016 spricht Jari-Matti Latvala über die kommenden Rallyes und erläutert, wie er sich weiterhin motiviert

(Motorsport-Total.com) - Null Punkte nach zwei Rallyes: Der Start in die Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2016 ist Volkswagen-Pilot Jari-Matti Latvala deutlich misslungen. Nach einem Unfall bei der Rallye Monte Carlo warf in bei der Rallye Schweden ein Technikdefekt aussichtslos zurück. So steht der Finne noch mit leeren Händen da und muss seinen Traum, Teamkollege und Weltmeister Sebastien Ogier in dieser Saison herauszufordern, fast schon begraben. Denn der Franzose führt die WM-Wertung mit der Maximalpunktzahl von 56 an.

Titel-Bild zur News: Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala bleibt trotz des Fehlstarts optimistisch Zoom

Im Interview blickt Latvala auf den schwierigen Saisonstart zurück und erklärt, wie er sich trotz der Enttäuschungen weiter motiviert und warum er schon bei der bevorstehenden Rallye Mexiko (3. bis 6. März) Licht am Ende des Tunnels sieht. Außerdem verrät der Finne, mit welchem Ritual er sich nach langen Verbindungsetappen wieder in den Wettkampf-Modus bringt.

Frage: "Jari-Matti, die Rallye Monte Carlo und die Rallye Schweden liegen hinter uns. Wie fällt dein Fazit aus?"
Jari-Matti Latvala: "Es lief definitiv nicht so wie erhofft. Bei der Rallye Monte Carlo wollte ich einen soliden Start in die Saison hinlegen, konstante Zeiten fahren und kein zu hohes Risiko eingehen. Zur Mitte der Rallye sah es auch gut aus."

"Doch dann zeigte sich, wie anspruchsvoll die Monte sein kann und wie schnell sich das Blatt wenden kann. Ich kam von der Straße ab und beschädigte meine Aufhängung. Dann trat auch noch ein Elektronikproblem auf. Uns gelang es zwar, beide Probleme in den Griff zu bekommen, doch die Zeit lief uns dann letztendlich davon. Infolgedessen mussten wir aufgeben. Das war natürlich extrem frustrierend."

"Pokale werden erst am Saisonende vergeben"

Frage: "Ein wirklich schwieriger Saisonstart. Als nächstes kam Schweden ..."
Latvala: "Ich versuchte, für Schweden weiterhin optimistisch zu sein. Ich dachte mir, dass wir in Schweden um den Sieg kämpfen könnten, da ich bei der Rallye in der Vergangenheit immer ziemlich gut war. Doch von der ersten Prüfung an lief alles schief."

"Auf einem kleinen Sprung brach die Antriebswelle. Am ersten Tag war kein Service vorgesehen, wir hatten nur noch Heckantrieb und verloren dadurch sehr viel Zeit. Positiv war jedoch, dass ich am Samstag sehr schnell unterwegs war und ein paar Prüfungen gewann. Das war sehr gut für mein Selbstbewusstsein. Dennoch habe ich derzeit leider keine Punkte auf meinem Konto."


Spannende Schneeschlacht bei der Rallye Schweden

Sebastien Ogier siegt bei der spannenden Rallye Schweden: Die Höhepunkte des Wochenendes Weitere Rallye-Videos

Frage: "Wie gehst du mit dieser Situation um? Denkst du viel darüber nach oder hakst du es ab und sagst dir: 'so was passiert halt, es geht weiter.'?"
Latvala: "Kein Fahrer im Feld kann eine perfekte Saison haben. Kein Fahrer erlebt bei allen 14 Rallyes perfekte Wochenenden. Jeder hat mal Probleme. Das ist Teil des Motorsports. Die Frage ist, inwieweit sich diese Vorkommnisse auf deine Leistungen auswirken."

"Ich hatte in letzter Zeit ziemlich viel Pech und habe ein paar Fehler gemacht. Aber ich denke weiterhin positiv. Natürlich sieht es blöd aus, wenn man zwei schlechte Resultate in Folge einfährt, vor allem zu Saisonbeginn wenn alle Augen auf einen gerichtet sind. Doch ich bin mir sicher, dass es von nun an bergauf gehen wird. Und die Pokale werden ja ohnehin erst am Saisonende vergeben."

Frage: "Durch deine aktuelle Platzierung in der Fahrerwertung wirst du bei der Rallye Mexiko später in einige Prüfungen starten. Ist das für dich ein Vorteil?"
Latvala: "Mexiko wird die erste Schotterrallye des Jahres sein, der Untergrund ist dort in der Regel ziemlich hart. Darüber befindet sich meistens eine Schicht mit feinem Schotter, der die Piste sehr rutschig werden lässt. Je mehr Autos darüber fahren, desto sauberer und schneller wird die Piste. Es ist daher sicherlich von Vorteil, später zu starten - falls es nicht regnet. Das ist in Mexiko möglich aber relativ unwahrscheinlich."

Schwieriger Saisonstart in Mexiko ein Vorteil

Frage: "Ist dieser spätere Startzeitpunkt für dich nach den ganzen Enttäuschungen also etwas Positives?"
Latvala: "Ja, ich finde schon. Diese Regel hilft mir in dieser Situation weil ich jetzt die Möglichkeit habe, zurückzuschlagen."

Frage: "Was ist dein Ziel für Mexiko?"
Latvala: "Eine reibungslose Rallye zu haben. Alles andere wird sich dann ergeben, wenn ich mich aus allen Schwierigkeiten herausgehalten habe."

Frage: "Wie entspannst du nach anspruchsvollen Rallyes?"
Latvala: "Ich finde es sehr entspannend, bei Klassik-Rallyes an den Start zu gehen. Es macht mir sehr viel Spaß, diese alten Autos zu fahren und dabei keinen Druck zu verspüren. Dabei entwickle ich auch wieder Freude für kommende Herausforderungen in der WRC."

Frage: "Analysierst du deine Leistungen zusammen mit deinem Beifahrer Miikka Anttila?"
Latvala: "Wir versuchen, zwischen den Rallyes nicht allzu viel zu analysieren. Wir machen das meistens auf den Verbindungsetappen oder auf den Reisen. Zuhause telefonieren wir kurz und erkundigen uns, wie es dem anderen geht. Wir wollen uns gegenseitig nicht zu viel Zeit rauben. Zuhause gehen wir dann eher mal zu einem Eishockey-Spiel oder so."

Frage: "In Schweden konnte man sehen, wie du dir kurz vor Beginn der Prüfungen auf die Brust oder auf die Beine geschlagen hast. Ist das eine neue Technik um dich zu motivieren?"
Latvala: "Ich mache das, um mich nach den langen Verbindungsetappen wieder in den Wettkampf-Modus zu bringen, auf denen man für gewöhnlich etwas müde wird. Dadurch werden dein Kopf und deine Muskeln wieder aktiviert. In Mexiko und bei den restlichen Rallyes in diesem Jahr wird man das sicher noch häufiger sehen."