• 11.11.2016 12:48

Australien: Volkswagen setzt zum Abschied alles auf Sieg

Die Rallye Australien stellt für Volkswagen das Ende des WRC-Engagements dar: Aus der WM möchte man sich am liebsten mit einem Sieg und dem Vizetitel verabschieden

(Motorsport-Total.com) - Der Schlusspunkt einer erfolgreichen Ära im Rallye-Sport: Volkswagen startet mit dem Polo R WRC zum letzten Mal in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Bei der Rallye Australien, dem Saisonfinale vom 17. bis 20. November, lautet die Devise der Weltmeister von 2013, 2014, 2015 und 2016: Meilenstein statt Melancholie.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier, Julien Ingrassia

Volkswagen möchte sich anständig aus der WRC verabschieden Zoom

Allen voran Andreas Mikkelsen/Anders Jäger, aber auch Sebastien Ogier/Julien Ingrassia und Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila setzen in "Down Under" alles auf Sieg. Die drei Fahrer/Beifahrer-Paarungen blicken gemeinsam auf 42 Siege in 51 Rallyes zurück - und mit bisher 621 Bestzeiten bei 935 Wertungsprüfungen standen Volkswagen-Duos bei zwei von drei Gelegenheiten ganz oben in der Zeitenliste. 23 weitere Wertungsprüfungen und 312,98 Kilometer gegen die Uhr warten rund um Coffs Harbour auf die drei Polo R WRC, die zusammen bisher 47.873,44 Kilometer im Rallye-Tempo absolviert haben.

Der Vierkampf um Platz zwei in der Rallye-WM - und Andreas Mikkelsen und Anders Jäger sind mittendrin. Derzeit rangiert das Volkswagen-Duo 14 Zähler hinter Thierry Neuville (Hyundai), drei Punkte vor Hayden Paddon (Hyundai) und zehn vor Dani Sordo (Hyundai) auf der dritten Position des Gesamtklassements. Um am Ende den Vizetitel zu feiern, muss mindestens ein Podestplatz her, am besten der Sieg.

Dabei ist gerade in Australien auch die Startposition entscheidend. Sie ist für den Freitag und Samstag anhand der aktuellen WM-Wertung bestimmt - ein Nachteil für früh, ein Vorteil für spät startende World-Rally-Cars. Im bisherigen Saisonverlauf hat es nur ein Duo geschafft, eine Rallye auf losem Schotter von einer der ersten drei Startpositionen zu gewinnen: eben Mikkelsen und Jäger.

Wunder gab es immer wieder

Coffs Harbour, 13. September 2015, 13:49 Uhr und elf Sekunden - Sebastien Ogier und Julien Ingrassia überqueren als Sieger der Rallye Australien 2015 die Ziellinie und stehen damit als Weltmeister fest, auch Volkswagen ist der Titel in der Hersteller-Wertung nicht mehr zu nehmen. Die Größe dieses Moments grenzte anno 2015 aber auch an ein Rallye-Wunder: Die Rallye Australien gilt als eine der schlechtesten Adressen, um die Route zu eröffnen.

Ogier und Ingrassia trotzten jedoch Physik und Vorhersage. 2016 sind die Regeln in Sachen Startpositionen zu ihren Ungunsten noch verschärft worden - ein weiteres Rallye-Sieg-Wunder wäre der 39. Triumph von Ogier/Ingrassia, der 32. mit Volkswagen, und damit große Motivation für die viermaligen Rallye-Weltmeister.

Andreas Mikkelsen

Andreas Mikkelsen hofft noch auf die Vizemeisterschaft 2016 Zoom

Von Glück war die Saison von Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila anno 2016 nicht geprägt, ihr Ziel in Down Under ist ein positiver, idealerweise siegreicher Abschluss des Rallye-Jahres. Zuletzt waren beide bei der Rallye Mexiko unter ganz ähnlichen Voraussetzungen siegreich - auf ebenfalls pudrig-weichem, sandigem Schotter. Sie gehen von der sechsten Startposition ins Rennen und haben von den Volkswagen Piloten damit die besten Siegchancen.

Von Monster- und Mini-Prüfungen

Ob verwinkelt und eng oder weitläufig und flüssig: In Sachen Streckencharakteristik bietet die Rallye Australien ein breites Spektrum. Mal geht es in Höchstgeschwindigkeit über offenes Gelände, mal geht es durch verwundene und schmale Abschnitte, flankiert von unnachgiebigen Bäumen im australischen Regenwald am Rand der Strecke. Im Zusammenspiel sorgen sie mit der tiefstehenden Sonne für eine schnelle Abfolge von Licht und Schatten - ein stroboskopischer Effekt, der durch den Streckenbelag noch verstärkt wird. Feinster, aufgewirbelter Sand beeinträchtigt die Sicht der Fahrer und fordert ein Höchstmaß an Konzentration.

Mit "Nambucca" wartet am Samstag eine der längsten Prüfungen der Saison auf Fahrer und Beifahrer. Exakt 50,80 Kilometer gilt es zu bewältigen. Nicht nur ihre enorme Länge, auch ihre Vielfalt an unterschiedlichen Straßenbelägen macht sie zu einer der größten Herausforderungen der gesamten Rallye. Wesentlich kürzer, aber nicht minder spektakulär: die insgesamt sechs Zuschauerprüfungen der Rallye Australien.


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Sowohl am Freitag als auch am Samstagvormittag steht die "Raceway"-Prüfung auf dem Programm. Die 1,37 Kilometer lange Rallycross-Strecke bietet viel Potenzial für eine spektakuläre Drift-Show. Dafür soll auch "Destination NSW" sorgen. Die Zuschauerprüfung in Coffs Harbour bildet an den ersten beiden Tagen jeweils den Abschluss des Rallye-Tages. Den Schlusspunkt der Rallye Australien und damit auch der Rallye-Saison 2016 setzt, wie schon anno 2015, die Powerstage mit dem klangvollen Namen "Wedding Bells".

Stimmen vor der Rallye Australien

Sebastien Ogier: "Es ist schon eine merkwürdige Situation für alle bei Volkswagen. Die Bekanntgabe des Ausstiegs aus der Rallye-WM am Ende des Jahres war nicht die Art, wie wir als Team unseren vierten Titel feiern wollten. In Australien werden wir nun unsere letzte gemeinsame Rallye bestreiten. Wenn ich auf die vergangenen fünf Jahre zurückschaue, dann denke ich nicht nur an die gemeinsamen Erfolge zurück."

"Ich bin dankbar, dass ich bei Volkswagen mit so tollen Menschen zusammenarbeiten durfte. Über die Jahre sind wahre Freundschaften entstanden. Ich kann nur hoffen, dass ich möglichst viele von ihnen wiedersehen werde. Die letzte Rallye mit Volkswagen - das hört sich verrückt an. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich das Thema während der Rallye ausblenden kann. Auch wenn meine Startposition nicht gerade vielversprechend ist - ich werde alles daransetzen, dass wir zum Abschluss in Australien noch einmal gemeinsam jubeln."

Julien Ingrassia, Sebastien Ogier

Sebastien Ogier blickt mit Freude auf die vergangenen Jahre zurück Zoom

Jari-Matti Latvala: "Die Nachricht in der vergangenen Woche war natürlich alles andere als erfreulich. In der kurzen Zeit fällt es sehr schwer, das Ausmaß der Entscheidung zu realisieren. Ich kann mich nur wiederholen: Die Zeit bei Volkswagen wird mir immer in Erinnerung bleiben, die vielen schönen Momente bedeuten mir viel und ich möchte allen im Team dafür danken."

"Jetzt ist es meine Pflicht, mich noch mal voll und ganz auf das Saisonfinale in Australien zu konzentrieren. Ich bin topmotiviert für meine letzte Rallye mit Volkswagen und ich werde richtig angreifen und versuchen, um den Sieg mitzufahren. Meine Saison war nicht einfach, ein gutes Ergebnis in Australien wäre daher doppelt schön, vor allem als Abschiedsgeschenk an das Team."

Andreas Mikkelsen: "Die Rallye Australien wird sehr emotional werden - da wir alle wissen, dass es die letzte für Volkswagen ist. Das Team ist mir ans Herz gewachsen, ich bin sehr dankbar für die schöne gemeinsame Zeit und möchte mich unbedingt mit einem guten Ergebnis in Australien verabschieden. Das ist auch deswegen wichtig für Anders und mich, weil wir den zweiten Platz in der Fahrer- und Beifahrer-Weltmeisterschaft von meinem Freund Thierry Neuville zurückerobern wollen."

"Dafür müssen wir versuchen zu gewinnen. Da wir als Dritte auf die Wertungsprüfungen gehen, wird das jedoch nicht einfach werden. Wir werden aber von Beginn an Druck machen und alles geben. Die größte Herausforderung bei der Rallye Australien sind die Streckenabschnitte mit den schnellen, schwer einsehbaren Kurven. Rallye im Dschungel - das beschreibt es am besten. Ich bin auf jeden Fall sehr motiviert und freue mich auf Australien, denn ich fahre dort sehr gern."


Fotostrecke: Volkswagen: Meilensteine im Rallyesport

Sven Smeets, Volkswagen-Motorsport-Direktor: "Wir sind unglaublich stolz auf das, was wir in vier Jahren Rallye-WM geleistet und erreicht haben. Nun stellen wir uns in Australien unserer letzten WM-Rallye und es wird ein durch und durch emotionales Wochenende für jeden im Team werden. Aber wir werden absolut alles daransetzen, unseren zwölf WM-Titeln die Krone aufzusetzen, und würden uns am liebsten mit dem 43. Sieg des Polo R WRC verabschieden."

"Damit wollen wir ein letztes Mal unseren großartigen Fans auf der ganzen Welt etwas zurückgeben. Wir werden dafür das in die Waagschale werfen, was uns in den vergangenen 51 Rallyes schon ausgezeichnet hat: den Willen jedes Einzelnen zur absoluten Perfektion, einen unerreichten Teamgeist und jede Menge Herzblut für den Sport."