• 14.06.2015 20:36

Le Mans: Audi mit Geschwindigkeit zufrieden - aber glücklos

Die vergangenen fünf Austragungen der 24 Stunden von Le Mans konnte Audi für sich entscheiden - 2015 muss man sich mit dem dritten Gesamtrang zufriedengeben

(Motorsport-Total.com) - Audi hat seine Serie von Podiumsergebnissen beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans fortgesetzt, den angepeilten 14. Gesamtsieg beim Langstrecken-Klassiker mit den Plätzen drei, vier und sieben jedoch verpasst. Dennoch ist die Bilanz beeindruckend: Bei allen 17 Le-Mans-Einsätzen stand mindestens ein Audi-Team auf dem Podium. Für die Vorjahressieger, den Deutschen Andre Lotterer, den Schweizer Marcel Fässler und den Franzosen Benoit Treluyer reichte es zum dritten Platz.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Loic Duval, Oliver Jarvis

Lange konnte Audi Porsche dir Stirn bieten, doch Fortuna spielte nicht mit Zoom

"Das war Motorsport auf allerhöchstem Niveau. Die Zuschauer haben ein tolles Langstrecken-Rennen erlebt, in dem sich Audi und Porsche das erwartete harte und spannende Duell um den Sieg geliefert haben", sagte Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender von Audi, der nach der Zieldurchfahrt der Konkurrenz in der Porsche-Box gratulierte: "Wir können unseren Kollegen aus Stuttgart zu diesem Erfolg nur gratulieren, denn wir wissen ganz genau, wie schwierig es ist, dieses Rennen zu gewinnen."

Den Sieg machten Audi und Porsche unter sich aus. Immer wieder wechselte die Führung zwischen den beiden Herstellern, ehe am Sonntagvormittag die Vorentscheidung zu Gunsten von Porsche und Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg fiel. Alle drei Audi R18 e-tron quattro waren schnell, aber glücklos. Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer kämpften trotz eines frühen Reifenschadens um den Sieg, ehe sich an ihrem R18 am Sonntag um kurz vor 7:00 Uhr ein großes Teil der Motorabdeckung löste und weitere Schäden am Auto verursachte. Die Reparaturarbeit dauerte fast sieben Minuten, die zwei Runden Rückstand auf den Führenden konnte die Truppe nicht mehr wettmachen.

Lucas di Grassi (Brasilien), Loic Duval (Frankreich) und Oliver Jarvis (Großbritannien) verloren ihre Siegchance durch einen genauso bizarren wie spektakulären Unfall: Duval prallte im Streckenabschnitt "Indianapolis" kurz vor Ende der dritten Stunde vehement gegen die Leitplanken, als er mehreren langsamen Fahrzeugen auswich und von einem GTE-Fahrzeug am Heck touchiert wurde. Der anschließende Reparaturstopp kostete die Mannschaft vier Minuten, am Ende belegten di Grassi/Duval/Jarvis den vierten Platz.

Die besten Chancen auf den Sieg schien lange Zeit der Audi R18 e-tron quattro von Filipe Albuquerque (Portugal), Marco Bonanomi (Italien) und Le-Mans-LMP1-Neuling René Rast (Deutschland) zu haben, der immer in Schlagdistanz zur Spitze blieb und mehrmals die Führung übernahm. Aufgrund von Problemen mit dem Hybridsystem fiel das Audi-Trio aber am Sonntagvormittag hinter die beiden besten Porsche auf Platz drei zurück. Drei Stunden vor Rennende musste als Folge der Hybridprobleme die vordere linke Antriebswelle gewechselt werden. Die Reparatur dauerte 17 Minuten und besiegelte den siebten Platz in der Gesamtwertung.


24 Stunden von Le Mans

Die Audi-Stimmen zum Rennausgang

Chris Reinke (Leiter des Audi-LMP-Projekts)
"Wir hatten alle Möglichkeiten in der Hand, als wir hier angereist sind. Wir haben ein hervorragendes Fahrzeug mitgebracht. Und auch während der ganzen Woche hat das Team makellos gearbeitet. Den Fahrern kann man ebenfalls keinen Vorwurf machen. Aber man braucht in Le Mans auch das berühmte Quäntchen Glück, um erfolgreich zu sein - das war heute eindeutig bei unseren starken Mitbewerbern. Gratulation an Porsche Motorsport. Sie hatten sich wie wir viel vorgenommen und haben heute alles erreicht."

Ralf Jüttner (Audi-Joest-Teamchef)
"Glückwunsch an Porsche zum Doppelerfolg, der völlig verdient ist. Sie haben ein tolles und fehlerfreies Rennen abgeliefert. Das können wir von uns dieses Mal nicht sagen. Wir haben bärenstark angefangen, waren um Welten schneller als im Qualifying. Damit hätten wir die Nachteile, die wir bei den Boxenstopps hatten, kompensieren können. Aber es gab den frühen Unfall von Loic, für den er nichts konnte, und einen schleichenden Plattfuß bei André - von da an hatten wir ein wenig den Rhythmus verloren. Nachts kam eine Phase dazu, in der uns einfach der Speed fehlte."

Marcel Fässler (Startnummer 7)
"Das Rennen war nicht einfach, denn das Tempo war sehr hoch. Natürlich hätten wir gerne ein besseres Ergebnis eingefahren, aber dafür muss man ohne Schwierigkeiten durchkommen. Le Mans ist ein Sprintrennen über 24 Stunden, da muss einfach alles passen. Wir hatten ein Auto zum gewinnen, aber es gab zu viele Probleme wie einen schleichenden Plattfuß oder die beschädigte Motorhaube - das hat einfach zu viel Zeit gekostet."


Rekordsieger Kristensen über Le Mans' Geheimnisse

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Andre Lotterer (Startnummer 7)
"Es war ein kein einfaches Rennen. Wir haben hart gekämpft, aber leider hatten wir ein paar Schwierigkeiten zu viel. Deshalb müssen wir mit dem dritten Platz zufrieden sein. Wir werden aus den Fehlern lernen und nächstes Jahr stärker zurückkommen. Zum Glück haben wir mit Platz drei viele Punkte für die Fahrer-Weltmeisterschaft gesammelt. Diese bleibt unser Ziel."

Benoit Treluyer (Startnummer 7)
"Wir haben auch in diesem Jahr alle Testfahrten souverän absolviert. Im Rennen haben wir nonstop attackiert. Wir hatten eine Chance, um den Sieg zu fahren. Unser R18 e-tron quattro hat richtig Spaß gemacht, was mir gerade bei meinen beiden Vierfach-Stints sehr geholfen hat. Aber Porsche war in diesem Jahr besser und hat verdient gewonnen."

Lucas di Grassi (Startnummer 8)
"Mein drittes Le Mans und ich habe es zum dritten Mal ins Ziel geschafft. Einmal war ich Zweiter, einmal Dritter und diesmal Vierter. Die Eins fehlt mir also noch. Aber so ist es im Rennsport: mal gewinnen wir, mal die anderen. Wichtig ist für mich, dass man alles gibt. Und das haben wir ohne Frage. Wir können erhobenen Hauptes abreisen, denn wir haben ein fantastisches Rennen abgeliefert - auch wenn wir diesmal besiegt wurden."

Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley, Nick Tandy, Earl Bamber, Marcel Fässler, Andre Lotterer

Fässler, Lotterer und Treluyer blieb nur der Jubel um den dritten Gesamtrang Zoom

Loic Duval (Startnummer 8)
"Sieht man von einigen Stunden in der Nacht einmal ab, war der Audi das schnellste Auto auf der Strecke. Aber in einem so harten Wettbewerb reicht das nicht aus. Man braucht auch ein wenig Glück, und das hat uns heute gefehlt. Gratulation an Porsche zum Sieg. Glückwunsch und ein großes Dankeschön auch an unser Team. Die Mechaniker haben wirklich alles gegeben, um uns wieder ein siegfähiges Auto hinzustellen."

Oliver Jarvis (Startnummer 8)
"Nach Loics Unfall habe ich gedacht, unser Rennen ist früh vorüber. Aber die Mechaniker haben uns in einer unglaublichen Zeit zurück auf die Strecke geschickt. Dafür ein riesiges Danke. Trotzdem: Vierter zu werden, wenn man das Zeug hat, zumindest aufs Podium zu fahren, ist eine Enttäuschung. Glückwunsch an Porsche zum Sieg. Im nächsten Jahr wollen wir die Revanche. Für unser Trio war es das erste gemeinsame Le Mans."

Filipe Albuquerque (Startnummer 9)
"Nachdem ich bei meinem Le-Mans-Debüt im Vorjahr nicht zum Fahren gekommen bin, habe ich unserem Einsatz umso mehr entgegengefiebert. Lange Zeit lief es wirklich gut für uns: Ich habe mich in unserem Audi wie zu Hause gefühlt, und auch meine Teamkollegen haben einen fantastischen Job gemacht. Bis in die Morgenstunden hinein haben wir die Porsche massiv unter Druck gesetzt. Leider hat uns ein Problem mit dem Hybridsystem aller Chancen beraubt."

Filipe Albuquerque, Marco Bonanomi

Auch der Wagen von Le-Mans-Debütant Rene Rast hatte zeitweise Siegchancen Zoom

Marco Bonanomi (Startnummer 9)
"Wenn man rein die fahrerische Leistung beurteilt, sind meine Teamkollegen und ich zufrieden. Als unser Auto reibungslos lief, haben wir konstant um die Führung gekämpft. Ich muss sagen: Es war pures Vergnügen, dieses tollen Audi zu fahren. Leider hatten wir wie im vergangenen Jahr Fortuna nicht mit an Bord. Damit müssen wir leider leben."

Rene Rast (Startnummer 9)
"Für mich persönlich ein gutes Rennen. Bis in den Morgen lagen wir in der Spitzengruppe, teilweise sogar in Führung. Dann haben uns Hybridprobleme zurückgeworfen. Schade, aber so ist der Rennsport. Auch bei den beiden anderen Audi lief es nicht rund. Wir schauen jetzt nach vorn auf die nächsten Rennen. Ich bin acht Stints gefahren, habe viel gelernt über das Auto, die Reifen. Danke auch an meine beiden Mitstreiter - wir sind ein tolles Team."

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