• 08.12.2014 09:53

  • von Roman Wittemeier

Ausgleich 2015: Fahrergewichte im Fokus

Fahrermasse fällt nicht mehr so ins Gewicht: Die LMP1-Klasse führt 2015 einen Ausgleich ein - Durchschnittsgewicht von 80 Kilogramm als Basis

(Motorsport-Total.com) - Die WEC-Saison 2014 ist seit dem vergangenen Wochenende beendet. Das erste Jahr des neuen LMP1-Reglements hat oft spannenden Sport geboten, aber dennoch gibt es für die kommende Saison einige Anpassungen am Regelwerk. Einerseits soll das Qualifyingformat noch einmal überdacht werden. Hier steht eine Entscheidung noch aus. Als sicher gilt, dass man 2015 einen kleinen Ausgleich bezüglich der unterschiedlichen Fahrergewichte einführen wird.

Titel-Bild zur News: Fabio Leimer, Andrea Belicchi, Dominik Kraihamer

Im Vergleich zu Heidfeld, Prost und Co. die "schweren Jungs": Belicchi und Kraihamer Zoom

Das Regelwerk der WEC schreibt ein Mindestgewicht nur für ein Fahrzeug vor. Die Hybridautos von Audi, Porsche und Toyota müssen zu jeder Zeit 870 Kilogramm auf die Waage bringen. Im Gegensatz zur Formel 1, wo das Gewicht stets samt Fahrer und dessen Ausrüstung gilt, kommt die Masse des Piloten noch zu den 870 Kilogramm Basisgewicht hinzu. Dies bedingt, dass "leichte Trios" einen Vorteil im Wettbewerb genießen.

Oft werden die Rundenzeiten der Piloten eines Fahrzeuges in direkten Vergleich gesetzt. Dies ist allerdings nicht fair. Alex Wurz (79 Kilogramm) schleppt beispielsweise aufgrund seiner Statur stets mindestens zehn Kilogramm mehr über die Bahn als seine Kollegen im Toyota mit der Startnummer 7. Entsprechend war es der Österreicher, der unter anderem gemeinsam mit Audi-Werksfahrer Lucas di Grassi (75 Kilogramm) für einen Ausgleich plädierte.

FIA und ACO haben sich auf eine Art Angleichung eingelassen. Dabei nimmt man keinen individuellen Ausgleich vor, sondern versucht die jeweils kompletten Fahrzeugbesatzungen auf ähnliches Niveau zu bringen. Künftig geht man beim Zielgewicht von einem durchschnittlich 80 Kilogramm schweren Fahrer aus. Wenn ein Duo oder Trio in einem Fahrzeug im Schnitt leichter ist, muss das Fahrzeuggewicht um die Differenz zu 80 Kilogramm per Ballast aufgestockt werden.

Nachteil für einen einzelnen schweren Fahrer

Ein Beispiel: Die Le-Mans-Sieger Andre Lotterer (74 Kilogramm), Marcel Fässler (78) und Benoit Treluyer (68) bringen im Schnitt 73 Kilogramm auf die Waage. Der Audi mit der Startnummer 2 hätte auf Grundlage dessen also sieben Kilogramm zuladen müssen. "Es ist ein erster Schritt auf einem wichtigen und guten Weg. Natürlich ist das ultimative Ziel, dass es irgendwann einen individuellen Gewichtsausgleich gibt", sagt Lucas di Grassi im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Bis dorthin ist es aber noch ein ganzes Stück. Dieser Kampf dürfte sich wohl über Jahre hinziehen. Wichtig ist aber erst einmal, dass das Thema nun angegangen wird", meint der Brasilianer, der etwas schwerer ist als seine bisherigen Teamkollegen Tom Kristensen und Loic Duval - und dennoch in seiner Heimat die schnellsten Rundenzeiten im Audi mit der Startnummer 1 realisieren konnte. Die neuen Ausgleichsgewichte werden die Szene nicht revolutionieren.

"Ich begrüße diese neue Regelung ausdrücklich. Sie wird uns etwas schwereren Fahrern aber nicht ultimativ helfen können", meint 'Eat-the-Ball'-Pilot Dominik Kraihamer, der sich seinen Rebellion 2014 mit Andrea Belicchi und Fabio Leimer teilte. "Wir müssen weiter an Lösungen arbeiten, die einen individuellen Gewichtsausgleich ermöglichen. Eine Idee: die schmächtigeren Fahrer müssen ohnehin immer ihre Sitzschalen mit ins Auto nehmen. Diese Schalen könnte man beispielsweise schwerer machen."


Audi: Die Highlights vom Saisonfinale

In Brasilien feiert Audi die Vize-Weltmeisterschaft und den Abschied von Tom Kristensen

"Aber auch dies hat seine Grenzen. Mehr als sechs Kilogramm zusätzlich kann man in die Schalen kaum packen", sagt der Österreicher, der sich schon viele Gedanken zu dem Thema gemacht hat. "Ich wiege rund 20 Kilogramm mehr als die Kollegen im Schwesterauto. Das macht pro Runde drei bis vier Zehntelsekunden aus - eine Welt. Deswegen ist mir ein Ausgleich so wichtig. Vielleicht könnte man es auch über einen Flüssigkeitstank regeln, der beim Stopp mit der entsprechenden Füllung versehen wird."

Die neue Regelung mit einem angenommenen Durchschnittsgewicht von 80 Kilogramm pro Fahrer gilt 2015 zunächst nur in der LMP1-Klasse - dort für Werksteams ebenso wie für die privaten Mannschaften. Sollte sich das System in der kommenden Saison bewähren, soll dieses Konzept auch in den anderen Klassen umgesetzt werden. Frühestens 2016 könnte es den nächsten Schritt in Richtung fairem Ausgleich geben - vielleicht tragen die Kraihamer-Ideen dann dazu bei.


Fotos: WEC-Preisvergabe in Sao Paulo


Die LMP1-H-Ausgleichsgewichte am Beispiel Brasilien 2014 (Gewicht in kg):
Audi #7: Tom Kristensen (72) / Loic Duval (70) / Lucas di Grassi (75) - Ballast: 8 kg
Audi #2: Andre Lotterer (74) / Marcel Fässler (78) / Benoit Treluyer (68) - Ballast: 7 kg
Toyota #7: Alex Wurz (79) / Stephane Sarrazin (69) / Mike Conway (64) - Ballast: 9 kg
Toyota #8: Sebastien Buemi (68) / Anthony Davodson (56) - Ballast: 18 kg
Porsche #14: Marc Lieb (74) / Romain Dumas (62) / Neel Jani (62) - Ballast: 14 kg
Porsche #20: Mark Webber (75) / Brendon Hartley (67) / Timo Bernhard (60) - Ballast: 13 kg

ADAC GT MASTERS LIVE

ADAC GT Masters im TV

Nächstes Event

Oschersleben

26. - 28. April

Qualifying 1 Sa. 09:15 Uhr
Rennen 1 Sa. 15:15 Uhr
Qualifying 2 So. 09:15 Uhr
Rennen 2 So. 15:15 Uhr

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!