• 15.06.2014 17:14

  • von Mario Fritzsche & Roman Wittemeier

Kristensen: "Hätten unser Märchen gerne wahr gemacht"

Ein defekter Turbo vier Stunden vor Schluss kostet Tom Kristensen Le-Mans-Sieg Nummer zehn, das Team kostet der Defekt das perfekte Geschenk für Loic Duval

(Motorsport-Total.com) - Das Märchen, für den am Mittwoch schwer gecrashten Loic Duval zum Le-Mans-Sieg zu fahren, hat die Besetzung des Audi mit der Startnummer 1 am Sonntag knapp verpasst. Am Ende eines ereignisreichen 24-Stunden-Rennens hatten Tom Kristensen, Lucas di Grassi und Duval-Ersatz Marc Gene ein Auto vor sich: Den R18 der Teamkollegen Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Marc Gene

Marc Gene (re.) sprang für Loic Duval ein und wurde mit Di Grassi/Kristensen Zweiter Zoom

"Natürlich hatten auch wir unsere Probleme. Das ging ja allen so", bekennt Kristensen. "In der Nacht lagen wir nicht sehr weiter hinter dem Toyota mit der Startnummer 7 zurück. Doch dann mussten wir einen Injektor tauschen", bedauert der Däne einen Zeitverlust von mehreren Runden gegenüber den Teamkollegen.

Di Grassi, der den R18 der Titelverteidiger im Anschluss an den schnellen Injektortausch von Kristensen übernahm, fügt an: "Es war ein extrem schwieriges Rennen, in dem es ständig auf und ab ging. Für mich war es der zweite Start in Le Mans. Ich muss noch viel lernen, aber ich genieße es Jahr für Jahr mehr. Die Stimmung, die Zuschauer - einfach fantastisch."

Ein paar Stunden nachdem auch am Schwester-Audi von Fässler/Lotterer/Treluyer der Technikteufel zugeschlagen hatte (defekter Turbolader, der gewechselt werden musste), fanden sich Di Grassi/Gene/Kristensen erneut auf Platz eins wieder. "Mister Le Mans" machte zu diesem Zeitpunkt ernsthaft Jagd auf seinen zehnten Sieg beim größten Langstreckenrennen der Welt.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Rennen


Doch es sollte nicht sein. Nach 20 der 24 Rennstunden ereilte auch den Audi mit der Startnummer 1 in Führung liegend ein Schaden am Turbolader. Kristensen saß am Steuer und schaffte es nach kurzzeitigem Stillstand auf der Hunaudieres-Geraden doch noch bis in die Box. Die Reparatur dauerte keine 18 Minuten. Sie ging damit nochmals sechs Minuten schneller über die Bühne als wenige Stunden zuvor am anderen Audi.

Für Di Grassi/Gene/Kristensen waren die Siegträume ab diesem Zeitpunkt dennoch ausgeträumt. Hätte der stärkere der beiden Porsche (Bernhard/Webber/Hartley) nicht zwei Stunden vor Schluss mit defekter Ölpumpe die Segel streichen müssen, dann wäre der Audi der Titelverteidiger wohl zwei Plätze hinter dem ihrer Teamkollegen ins Ziel gekommen. Durch den späten Porsche-Defekt wurde es doch noch Platz zwei und somit ein Doppelerfolg für die Ingolstädter.

Kristensen drückt es so aus: "Die Mechaniker an unserem Auto haben ja schon vor dem Qualifying ein Le-Mans-Rennen absolviert. Auch Marc, der extrem spät dazugekommen ist, kann sehr stolz sein." Nicht nur von den Leistungen der Audi-Crew und von Gene, sondern auch vom spannenden Rennverlauf, zeigt sich der Däne beeindruckt. "Auf dieses Rennen können alle stolz sein, vor allem natürlich die Sieger. Es war ein ereignisreiches und äußerst spektakuläres Rennen in allen Klassen."

Lucas di Grassi

Ein Wechsel des Turboladers kosteste den Audi mit der 1 spät im Rennen die Führung Zoom

"Was uns betrifft, so sind wir von Platz zwei nicht allzu enttäuscht. Natürlich hätten wir die Führung gern gehalten, als wir sie einmal innehatten. Die Sieger haben es sich aber wirklich verdient", sagt Kristensen, der sofort an den zu Hause sitzenden Duval denkt: "Viele Grüße an Loic. Sein Name stand heute auf dem Auto. Es muss für ihn unglaublich schwierig gewesen sein, dieses Rennen vor dem Fernseher zu verfolgen. Wir hätten unser eigenes kleines Märchen gerne wahr gemacht. Es hat nicht ganz geklappt, aber auf das, was wir erreicht haben, können wir sehr stolz sein."