• 28.03.2014 15:01

  • von Gerald Dirnbeck & Roman Wittemeier

Leimer: In der Formel 1 geht es nur ums Geld

GP2-Meister Fabio Leimer fährt in diesem Jahr für Rebellion in der WEC - Der Formel-1-Aufstieg hat aus finanziellen Gründen nicht geklappt

(Motorsport-Total.com) - Normalerweise führt der Weg des amtierenden GP2-Champions in die Formel 1, doch nach Davide Valsecchi hat nun auch Fabio Leimer nicht den Sprung in die Königsklasse geschafft. Der amtierende Meister darf keine weitere Saison in der GP2 fahren. Was also tun? Leimer hat den Weg in die Langstreckenszene genommen und wird nach dem Test in Le Castellet so gut wie sicher von Rebellion als Stammfahrer verkündet werden.

Titel-Bild zur News: Fabio Leimer

Der Meistertitel in der GP2 war nicht der sichere Aufstieg in die Formel 1 Zoom

Für den Schweizer, der seit 2006 im Formel-Sport aktiv war, ein neuer Karriereabschnitt. "Es ist natürlich viel anders. Ich muss mir das Auto mit anderen Fahrern teilen, was zu Beginn sehr seltsam ist, denn wenn mein Auto normalerweise auf der Strecke war, bin ich auch darin gesessen. Jetzt sehe ich mein Auto fahren, aber ich sitze nicht darin. Das ist ein komisches Gefühl", schildert Leimer seine Eindrücke gegenüber 'Motorsport-Total.com' "Bei der Abstimmung muss man zwischen den drei Fahrern einen Kompromiss finden. Das ist natürlich ganz anders, wie ich es gewohnt bin."

Der Meistertitel in der GP2 hat den 24-Jährigen im Winter in eine Sackgasse geführt. Es waren auch frustrierende Momente dabei. "Es ist im Motorsport sehr speziell. Ich habe auch kurzfristig die Motivation verloren. Seit ich 16 bin, bin ich im Formelsport und habe die zweithöchste Serie gewonnen. Dann ist die Formel 1 der logische Schritt, aber der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle. Ich sage, dass 20 Prozent das fahrerische Können ausmachen und zu 80 Prozent das Finanzielle."

"Man frag sich dann schon, was man eigentlich macht, denn es hat nicht wirklich mit Sport zu tun", spricht Leimer die Situation offen aus. "So ist die Formel 1 derzeit aber, denn so viele Teams haben finanziell zu kämpfen. Ich denke, dass die LMP1 für mich eine sehr interessante Lösung ist, denn sie wird immer stärker. Dazu ist sie mit Fahrern wie Wurz, Buemi, Heidfeld und Webber sehr, sehr stark."


Fotos: WEC-Test in Le Castellet, Freitag


Das Thema Formel 1 hat Leimer trotz der negativen Verhandlungen noch nicht ganz abgehakt. "Wir waren mit verschiedenen Teams in Gesprächen, aber es ging immer um Geld - um viel zu viel Geld. Darum haben wir uns entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen. 2015 werden wir es wieder versuchen, aber ich sehe in den kommenden zwei, drei Jahren das gleiche Problem. Als Schweizer ist es sehr schwierig, Sponsoren zu finden. Es wird auch immer teurer und teurer."

"Wir waren mit verschiedenen Teams in Gesprächen, aber es ging immer um Geld - um viel zu viel Geld." Leimer über Formel 1

"Jetzt sehe ich mich nach anderen Möglichkeiten um, wo ich in Zukunft auch etwas verdienen kann. Die LMP1-Langstreckenszene ist sicher eine interessante Kategorie." Die WEC und vor allem die LMP1-Kategorie etabliert sich immer mehr als Topadresse im Motorsport. Die Technik ist ausgefeilt, die Hersteller betreiben Entwicklung und die Autos sind im Vergleich zur Formel 1 kaum langsamer.

Deshalb sieht auch Leimer die LMP1 als zweitattraktivste Serie nach der Formel 1. "Vom Auto her auf jeden Fall. Im Vergleich zur Formel 1 sind es die schnellsten Autos. Eine andere Möglichkeit wäre noch die IndyCar-Serie in Amerika. Die DTM ist schon viel langsamer. Ich bin daran gewöhnt, ein Auto mit viel Abtrieb zu fahren. Deshalb glaube ich, dass mir der LMP1 entgegenkommt."

Andrea Belicchi, Mathias Beche

In Le Castellet testet Fabio Leimer derzeit für Rebellion Zoom

"Ich habe vor zwei Jahren für BMW getestet und am Ende des Vorjahres für Mercedes. Die Tests waren sehr positiv." Dennoch ist die DTM für Leimer derzeit kein Thema. Seine Konzentration liegt auf der WEC mit Rebellion. Die Formel 1 ist im Hinterkopf. "Es kommt immer auf das Angebot an. Klar, vom Speed her würde ich LMP1 sagen, aber Marussia könnte im nächsten Jahr auch ein sehr interessantes Team werden. Man muss verhandeln und dann die beste Entscheidung finden. Im Moment konzentriere ich mich auf die LMP1".

Nach vier Jahren Formel-1-Fahrerlager lebt sich Leimer derzeit beim Test in Le Castellet in sein neues Umfeld ein. Ihm sind auch sofort Unterschiede aufgefallen. "Es ist sehr entspannt. Klar, beim 24 Stunden Rennen in Le Mans wird es anders sein." Allerdings war der Schweizer bisher noch nie in Le Mans. "Ich habe schon viel darüber gehört und lasse mich überraschen. Die Formel 1 ist anders, denn dort sind sehr viele Leute und unzählige Kameras."