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  • 30.03.2012 15:26

  • von Roman Wittemeier

Peugeot: Es gab einen Rettungsplan

Das Ende des Langstrecken-Programms von Peugeot kam plötzlich und unerwartet - Die Löwen hatten ein Sparkonzept für 2012 erstellt: Werks- und Privatteam

(Motorsport-Total.com) - Die Langstreckenszene hat den Schock vom 18. Januar dieses Jahres recht gut verdaut. An jenem Mittwoch hatte Peugeot das sofortige Ende des Langstrecken-Programms verkündet. Sofort waren Fragen gestellt worden: Wird die neue WEC den Verlust verkraften? Bekommt Audi einen ernsthaften Gegner? Gab es keinen Ausweichplan von Seiten der Löwen? All diese Fragen können mittlerweile mit einem klaren "Ja" beantwortet werden.

Titel-Bild zur News: Franck Montagny

Franck Montagny fand im Gegensatz zu vielen Ex-Kollegen keinen WEC-Drive

Toyota hat sich schnell zur WEC bekannt, die ACO die Regeln im Sinne der Japaner leicht angepasst und die neue WM floriert mit insgesamt 30 Autos gut. Interessant sind nun aber Details, die Peugeot-Technikchef Bruno Famin, dessen "Kind" der 908 war, im Magazin 'Le Mans Racing' ans Tageslicht gebracht hat. Nach Aussage des anerkannten Ingenieurs war Peugeot bereits auf Sparkus getrimmt. Der Plan: Die Werksmannschaft nimmt nur an fünf Läufen zur WEC 2012 teil.

Mit zwei Hybrid-LMP1 hätte man die Läufe in Sebring, Spa-Fancorchamps und Le Mans aus sportlichen Gründen in Angriff genommen, im Sinne der kommerziellen Interessen hätten die zwei 908 HYbrid4 in Brasilien und China fahren sollen. Die drei verbleibenden WEC-Rennen in Fuji, Bahrain und Silverstone hätten über ein neues Privatteam (Signature und Didier Calmels) abgedeckt werden sollen. Doch im allerletzten Moment wurde auch dieser Plan vom PSA-Vorstand verworfen.

"Es sah alles so gut aus", trauert Famin in 'Le Mans Racing' den geplanten Einsätzen 2012 hinterher. Peugeot hatte den Hybrid-Wagen umfangreich getestet. "Wir hatten ein System mit zusätzlichem Antrieb an der Hinterachse. Die Variante an der Vorderachse haben wir uns nicht einmal angeschaut. Auch die Schwungrad-Methode zur Speicherung der Energie hatten wir nicht in Betracht gezigen. Wir waren mit unserer Batterietechnik so weit, dass wir die maximal erlaubte Menge von 500 Kilojoule rekuperieren konnten."


Fotos: Testfahrten mit dem Peugeot 908 HYbrid4


Peugeot hatte bereits 2008 mit der Entwicklung eines Hybridsystems im Le-Mans-Prototypen begonnen. Mit zwar überschaubarem Budget, aber großem Enthusiasmus hatte man das Projekt konsequent vorangetrieben. Zum Zeitpunkt des Ausstiegs stand der 908 HYbrid4 rennbereit in den Transportern, denn man wollte zu Testfahrten nach Sebring reisen. Die Fahrzeuge blieben in Frankreich, die Mitarbeiter der Sportabteilung in Velizy ratlos und niedergeschlagen zurück.

Cockpits verwaist: Der PSA-Konzern verhinderte weitere Starts mit dem 908 Zoom

Am 2. Februar folgte schließlich eine ungewöhnliche Aktion. Famin trommelte seine Mannschaft am Testgelände in Satory zusammen, ohne den Konzern-Verantwortlichen davon etwas zu sagen. An jenem Tag nahm die gesamte Mannschaft Abschied vom 908 und von den Träumen von weiteren Le-Mans-Siegen. Stephane Sarrazin kletterte in den 908 HYbrid4 der Version 2012 (ohne endgültige Aerodynamik) und fuhr vor versammelter Werksmannschaft einige Runden.

Auf dem Gelände herrschte eisige Stille, wenn nicht gerade der 908 vorbeifeuerte - es flossen Tränen. "Es ist eine Frage der Ehre, dass wir den 908 Hybrid nun wenigstens einmal fahren lassen", sprach Famin zu seiner Mannschaft. "Wir wollen zeigen, dass wir vorbereitet gewesen wären. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Auto in Le Mans und in der WM hätten gewinnen können. Leider wird uns das von oberster Stelle untersagt."

"Wir hätten uns ein anderes Ende gewünscht, oder am besten gar keines", meinte Famin im Februar im nebeligen Satory. "Heute endet die 908-Geschichte. Es war ein großartiges technisches und sportliches Erlebnis und vor allem auch ein Erlebnis auf menschlicher Ebene. Wir haben nicht nur ein Siegerauto gebaut, sondern auch eine Siegermannschaft aufgestellt. Toyota ist weit davon entfernt, auf unserem Niveau zu agieren. Heute ist keine Beerdigung, aber wir sind alle entsetzt. Wir dürfen stolz sein auf das, was wir geleistet haben. Danke an alle!"

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