Earnhardt jun. packt aus: So war die Leidenszeit wirklich

Dale Earnhardt jun. gibt weitere Details zu seinem Leidensweg preis: Von tanzenden Straßenschildern, nicht bestandenen Alkoholtests und der ständigen Angst

(Motorsport-Total.com) - Nur langsam taut Dale Earnhardt jun. bezüglich seines Leidensweges auf: Nach seinen zwei Unfällen in Daytona und Michigan im vergangenen Juni durchlebte er die Hölle. Zwar hat er wissen lassen, dass er Probleme mit der Sicht und dem Gleichgewicht hatte, und dass er Zweifel hatte, jemals wieder Rennen fahren zu können, doch Details über die schwere Zeit ließ er bisher nicht an die Öffentlichkeit. Doch nun packt er aus und berichtet, was er in der schweren Zeit erlebt hat.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun.

Dale Earnhardt jun. gibt Einblicke in seine Leidenszeit Zoom

"Meine Augen sind einfach nur so hin und her gesprungen", sagt der 42-Jährige in Daytona. "Als ich mit Amy (Reimann; seiner damaligen Verlobten und mittlerweile Ehefrau; Anm. d. Red.) Essen für unsere Hochzeit kosten wollte, konnte ich auf der Fahrt nicht durch die Windschutzscheibe schauen. Ich musste für zwei Stunden in den Fußraum blicken, weil ich es nicht ausgehalten habe. Die Straßenschilder tanzten so wild vor mir herum, dass ich sie nicht einmal lesen konnte. Ich hatte beinahe Todesangst, dass es so für den Rest meines Lebens bleiben würde."

Die Angstzustände wurden durch die Gleichgewichtsstörungen noch verschlimmert. "Wir haben Videos gedreht, wie Amy und ich Übungen gemacht haben", erinnert sich der populärste NASCAR-Pilot der Gegenwart. "Es war wie bei einem Alkoholtest: Ich konnte keinen Fuß vor den anderen setzen, ohne hinzufallen oder mich mit einem Schritt zur Seite abzufangen. Es gab Tage, an denen ich zu 90 Prozent sicher war, dass Kentucky mein letztes Rennen gewesen ist. Dann gab es wieder Tage, da waren es noch 50 Prozent." Earnhardt fuhr mit den Symptomen noch ein Rennen in Kentucky, da sie zu Beginn noch nicht so ausgeprägt waren wie in den Wochen danach.

Nach jenem Rennen ging Dale Earnhardt jun. für fünf Wochen durch die Hölle. Eines Tages kam dann auf einmal die Erlösung: "Ich bin aufgewacht und meinen Augen ging es besser. Ich habe aus dem Fenster geschaut und konnte klarer sehen. Als ich versucht habe, zu laufen, sprangen meine Augen nicht mehr von dem Punkt weg, den ich anvisiert habe." Eine zentnerschwere Last fiel von den Schultern, die Angstgefühle gingen mehr und mehr zurück.

Aber noch etwas hat "Junior" während seiner Zeit weit weg von den Rennstrecken der USA gelernt: "Mir war nie klar, unter welchem Druck die Fahrer stehen, bis ich einmal raus war. Ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht, aber ich habe es dem Rennsport jahrelang erlaubt, zu bestimmen, wer ich bin, statt ihn nur zu betreiben. Vielleicht sollte ich versuchen, es umgekehrt zu machen, um den Sport besser genießen zu können. Ich habe einen Einblick bekommen, wie das Leben nach dem Rennfahren aussieht und es scheint sehr schön zu sein. Aber ich sehne mich danach, meinen Rennwagen zu fahren."


Fotostrecke: NASCAR-Idol Dale Earnhardt Jr.

Und so steht er nun vor seiner 18. Saison in der NASCAR Cup-Serie. "Wieder zurück zu sein ist wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte", sagt er freudig. "Ich fühle mich hier einfach so wohl. Wäre das eine technisch anspruchsvolle Strecke, wäre ich wohl nervöser, aber hier weiß ich genau, was ich zu tun habe. Ich denke, dadurch ist es etwas leichter." Doch in Daytona kann es auch zu heftigen Unfällen kommen, wie er vergangenes Jahr feststellen musste. "Ich will keinen Unfall provozieren, um meine Fortschritte zu bestätigen, aber sollte ich einen haben und mich danach gut fühlen, wäre das ausgezeichnet fürs Selbstbewusstsein", schließt er ab.