Der Chase beginnt: Wer will die Favoritenrolle?

Der NASCAR Sprint-Cup geht in seine entscheidende Phase. Aber keiner will sich zu weit aus dem Fenster lehnen - Keselowski hinterfragt indirekt Sinn des Chase

(Motorsport-Total.com) - Zum 13. Mal findet mittlerweile der NASCAR Chase for the Sprint-Cup statt, zum dritten Mal gibt es die Eliminations-Playoffs. Speziell seit der Änderung 2014 ist der Chase unvorhersehbar, sodass sich Prognosen kaum abgeben lassen. Trotzdem wollen natürlich alle wissen, welcher Fahrer wen als Favoriten ansieht. Mit Kampfansagen halten sich die meisten Fahrer jedoch zurück. Brad Keselowski hat derweil leise Zweifel, ob die Ermittlung des Champions in einem Rennen sinnvoll ist.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards, Martin Truex Jun.

Start frei für den Chase: Favorit will kaum jemand sein Zoom

"Es gibt den Chase jetzt einige Jahre, die man darüber reflektieren kann. Und ich habe nicht das Gefühl, dass stets derjenige Fahrer, der es verdient hätte, die Meisterschaft zu gewinnen, auch wirklich Meister wird", sagt der Penske-Pilot. "Meines Erachtens waren Jimmie und ich 2012 ziemlich gleichauf und ich habe gewonnen. 2014 hatte ich das Gefühl, dass ich es verdient gehabt hätte, aber ich habe nicht gewonnen. In meinem Herzen fühle ich momentan, dass wir gut aufgestellt sind."

Aufgrund der Eigenheiten des Chase und der Tatsache, dass die Meisterschaft in einem einzigen Rennen entschieden wird, hat der 32-Jährige seine ganz eine Möglichkeit gefunden, seinen Frieden mit der Situation zu machen: "Der Titel und die Trophäe mögen schöne Dinge sein, aber für mich geht es eher darum, was ich innendrin fühle - ob ich mich wie ein Meister fühle oder nicht. Und ich habe das Gefühl, als hätte ich die letzten beiden Titel geholt. Bei 2012 habe ich das Gefühl, dass man sich drum streiten könnte, ob es Jimmie verdient hätte oder ich."

Johnson nicht zufrieden

Der sechsmalige Meister wiederum will sich nur auf sich selbst konzentrieren und keine Favoriten benennen. "Ich mag die Position, die wir derzeit belegen nicht", fasst er seine Situation zusammen. Johnson hatte eine bislang erstaunlich schwache Saison mit "nur" 266 Führungsrunden und zwei Siegen. Was für viele andere Fahrer bereits eine Traumstatistik wäre, ist für den erfolgreichsten NASCAR-Piloten des 21. Jahrhunderts eigentlich unter aller Würde: Unter 500 Führungsrunden hat er bislang keine Saison beendet.

Unter dem neuen Chase-System von 2014 ist er bislang ohnehin nie über die zweite Runde hinausgekommen. Er wirft ein: "Ja, das mag für die Fans schockierend sein. Ich habe aber das Gefühl, dass wir vergangenes Jahr eine gute Chance hatten, es in die letzte Runde in Homestead zu schaffen, aber ein technisches Problem hat uns erwischt. Das war sehr ärgerlich. Die Leute machen eine große Sache daraus, dass ich eine Zeitlang keine Meisterschaften gewonnen habe. Aber es sind jetzt zehn Jahre seit meinem ersten Titel und ich habe ihn viermal verpasst - das ist glaube ich keine allzu schlechte Statistik."


Fotostrecke: NASCAR: Das Chase-Feld 2016

Busch tippt auf Truex

Und dann wäre da noch der amtierende Meister Kyle Busch. Der Gibbs-Pilot sieht, obschon er gemeinsam mit Keselowski die meisten Siege auf dem Konto hat, andere als Favoriten an: "Ich würde auf die Penske-Jungs achten und dann auf Johnson. Aber den höchsten Grundspeed hat meines Erachtens die 78." Martin Truex jun. nimmt das Kompliment gerne an, bleibt bei der Frage nach einem Favoriten aber vage: "Das ist Rennsport, da kann so viel passieren. Und man muss es erst einmal durch die Eliminationsrunden schaffen."

Brad Keselowski

Brad Keselowski hinterfragt den sportlichen Wert des aktuellen Chase-Systems Zoom

Tatsächlich aber ist der Furniture-Row-Pilot der einzige, der sich zumindest halbwegs damit anfreunden kann, zum engeren Favoritenkreis zu gehören. "Wenn wir es tatsächlich nach Homestead schaffen, dann sind wir wirklich die Favoriten, wenn man sich den Speed vor Augen führt, den wir hatten", sagt der 36-Jährige. "Wenn es um dieses eine Rennen geht, bei dem das schnellste Auto alles mit nach Hause nimmt, dann haben wir eine wirklich gute Chance."

Zwei Unbekannte hat die Gleichung aber noch: Chase Elliott und Kyle Larson, die beide erstmals im Chase for the Sprint Cup vertreten sind. Kyle Busch nennt Larson nicht umsonst das "Dark Horse". Mit dem Chicago-Rennen an diesem Sonntag beginnt die Chase-Phase. Weil das Qualifying wegen Regens abgesagt werden musste, starten die 16 Chase-Teilnehmer von den ersten 16 Positionen, was noch einmal für Extra-Würze sorgt.