• 21.05.2015 13:52

  • von Pete Fink

Vorschau: Der NASCAR-Marathon von Charlotte

In der Nacht von Sonntag auf Montag steigt in Charlotte das längste NASCAR-Rennen der Saison: Das Coca-Cola 600 ist der Härtetest für Kyle Busch

(Motorsport-Total.com) - 500-Meilen-Rennen gibt es in der NASCAR einige. Aber nur ein Saisonrennen geht über die Distanz von 600 Meilen: Das Coca-Cola 600 auf dem Charlotte Motor Speedway. Eine enorme Strecke: 600 Meilen sind umgerechnet 965,6 Kilometer. Zum Vergleich: Die deutsche Bundesautobahn A7 führt von der dänischen Grenze hinunter bis zur österreichischen Grenze und hat eine offizielle Länge von 963 Kilometern. Die NASCAR-Asse durchqueren in der Charlotte-Nacht Deutschland also sozusagen einmal komplett von Norden nach Süden - in rund vier Stunden (inklusive Gelbphasen und Tankstopps).

Titel-Bild zur News: Charlotte Motor Speedway

Mögen die Spiele beginnen: Green-Flag auf dem Charlotte Motor Speedway Zoom

400 Marathon-Runden stehen auf dem 1,5 Meilen langen Oval mit einer Kurvenüberhöhung von 24 Grad an. Die Startflagge fällt in der Dämmerung und das Rennende ist dann mitten in der Nacht, wenn die Temperaturen gesunken sind, und die Oberfläche wesentlich mehr Grip aufweist. Das bedeutet, dass die Teams ihre Autos im Rennverlauf nicht nur optimieren können, sondern sogar müssen. Ein ganz entscheidender Schlüssel zum Erfolg ist auch eine perfekte Boxenstrategie, denn nicht selten erwächst sich das Coke 600 zu einem echten Spritpoker.

Umso angenehmer sind für Fahrer und Crewmitglieder die äußeren Begleitumstände: Weil nahezu alle NASCAR-Teams ihr Hauptquartier im Großraum Charlotte mit seinen rund 2,3 Millionen Einwohnern aufgeschlagen haben, ist das Coca-Cola 600 auch das allgemeine Heimrennen. So ist es kein Wunder, dass Charlotte die NASCAR-Hauptstadt schlechthin ist. Benannt wurde die größte Metropole des US-Bundesstaats North Carolina übrigens nach Queen Charlotte of Mecklenburg, der Frau des damaligen britischen Königs George des Dritten.

So liegt etwa das Hauptquartier von Hendrick Motorsports nur einen Steinwurf von Charlotte Motor Speedway entfernt, die Crews von Dale Earnhardt Jr., Jimmie Johnson, Jeff Gordon und Kasey Kahne könnten ihre Einsatzautos auch genauso gut einen Hügel hoch über eine Kreuzung schieben, und würden die vier Chevys im Boxenbereich abstellen können, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu kommen. Nur wenige Kilometer weiter haben sich die Teams von Jack Roush und Chip Ganassi niedergelassen.


NASCAR: All-Star-Wochenende

Jimmie Johnsons Wohnzimmer

Der Spitzname der 1959 erbauten Anlage lautet "Beast of the Southeast" und der Charlotte Motor Speedway diente quasi als planerische Vorlage für die vielen weiteren 1,5-Meilen-Ovale, die danach etwa in Atlanta, Texas, Las Vegas, Chicagoland, Kansas oder Kentucky entstanden sind. Charlotte ist also die Mutter aller Intermediate-Ovale oder der "Cookie-Cutter", wie Spötter die sehr gleichförmig aussehenden Strecken bezeichnen, weil sie wie von einer weihnachtlichen Plätzchenform im Plätzchenteig ausgestochen sein könnten.

Inklusive Allstar-Race und dem herbstlichen Chase-Rennen wird in Charlotte gleich dreimal pro Saison gefahren. Vor einigen Jahren hieß das Areal noch Lowe's Motor Speedway und war sozusagen Jimmie Johnsons Wohnzimmer, als dieser in den Jahren 2003 bis 2005 fünf von sechs Punkterennen gewann. Dann kam 2006 eine Neu-Asphaltierung und seit dieser Zeit siegte der sechsfache NASCAR-Champion in den Punkterennen nur noch zweimal. Unter anderem im Vorjahr.

Jimmie Johnson

Sieg im Wohnzimmer: Jimmie Johnson gewinnt 2014 das Coke 600 Zoom

Den größten Benzinkrimi der jüngeren NASCAR-Vergangenheit gewann 2007 Casey Mears, damals noch in Diensten von Hendrick Motorsports. David Reutimann bewies in der Saison 2009 in einem wetterbedingt verschobenen Montagsrennen, dass in Charlotte ab und zu auch Außenseiter zum Zuge kommen können. Auch Kasey Kahne kommt in Charlotte traditionell gut zurecht: Vier Siege in Punkterennen plus sein Triumph im Allstar-Race 2008.

Härtetest für Kyle Busch

Die Meldeliste zum Coke 600 umfasst satte 48 Fahrzeuge, weshalb das bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag über die Bühne gehende Qualifying durchaus von Bedeutung ist: Für fünf der Hinterbänklerteams ist das Wochenende bereits am Donnerstag gelaufen. Mit von der Partie ist unter anderem Jeff-Gordon-Nachfolger Chase Elliott in einem fünften Hendrick-Chevrolet und Ryan Blaney im Ford Fusion der Wood Brothers.

Und natürlich Kyle Busch, der sich nach seinem kurzen Testlauf vergangenes Wochenende im Allstar-Race nun einem Marathon stellt: Der frischgebackene Papa will in seinem Gibbs-Toyota natürlich alle 400 Runden absolvieren - ein echter Härtetest für die in Daytona gebrochenen Beine. Mit Brad Keselowski (Penske-Ford) ist übrigens ein zweiter frischgebackener NASCAR-Vater im Starterfeld.

Kyle Busch

Knapp drei Monate nach Daytona steigt Kyle Busch wieder ins Auto Zoom

Neben den Sprint-Cup-Stars fährt am Samstagabend auch die Xfinity-Serie ihr Charlotte-Rennen. Motorvision TV überträgt das Coca-Cola 600 dann in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag live ab 23:30 Uhr. Die Grüne Flagge fällt gegen 0:15 Uhr, der Wetterbericht ist hervorragend: Sonne pur und eine nullprozentige Regenwahrscheinlichkeit. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Pete Fink.

Der Zeitplan von Charlotte:

Donnerstag:
20:30 - 21:55 Uhr: Erstes Freies Training

Freitag:
ab 1:15 Uhr: Qualifying

Samstag:
16:00 - 16:55 Uhr: Zweites Freies Training
19:00 - 19:50 Uhr: Abschlusstraining
ab 20:30 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag:
ab 23:30 Uhr: Coca-Cola 600 (live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Charlotte:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 21 Ryan Blaney (Wood-Ford)
20. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
21. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
22. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
23. 25 Chase Elliott (Hendrick-Chevrolet)
24. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
25. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
26. 30 Jeff Green (TMG-Chevrolet)
27. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
28. 32 Mike Bliss (FAS-Ford)
29. 33 Alex Kennedy (Circle-Chevrolet)
30. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
31. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
32. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
33. 39 Travis Kvapil (Hillman-Chevrolet)
34. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
35. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
36. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
37. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
38. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
39. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
40. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
41. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
42. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
43. 62 Brendan Gaughan (Premium-Chevrolet)
44. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
45. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
46. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
47. 95 Michael McDowell (Leavine-Ford)
48. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)

Alle Charlotte-Sieger auf einen Blick:

2014: Jimmie Johnson / Kevin Harvick
2013: Kevin Harvick / Brad Keselowski
2012: Kasey Kahne / Clint Bowyer
2011: Kevin Harvick / Matt Kenseth
2010: Kurt Busch / Jamie McMurray
2009: David Reutimann / Jimmie Johnson
2008: Kasey Kahne / Jeff Burton
2007: Casey Mears / Jeff Gordon
2006: Kasey Kahne / Kasey Kahne
2005: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2004: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2003: Jimmie Johnson / Tony Stewart
2002: Mark Martin / Jamie McMurray
2001: Jeff Burton / Sterling Marlin
2000: Matt Kenseth / Bobby Labonte
1999: Jeff Burton / Jeff Gordon
1998: Jeff Gordon / Mark Martin
1997: Jeff Gordon / Dale Jarrett
1996: Dale Jarrett / Terry Labonte
1995: Bobby Labonte / Mark Martin
1994: Jeff Gordon / Dale Jarrett
1993: Dale Earnhardt / Ernie Irvan
1992: Dale Earnhardt / Mark Martin
1991: Davey Allison / Geoff Bodine
1990: Rusty Wallace / Davey Allison
1989: Darrell Waltrip / Ken Schrader
1988: Darrell Waltrip / Rusty Wallace
1987: Kyle Petty / Bill Elliott
1986: Dale Earnhardt / Dale Earnhardt
1985: Darrell Waltrip / Cale Yarborough
1984: Bobby Allison / Bill Elliott
1983: Neil Bonnett / Richard Petty
1982: Neil Bonnett / Harry Gant
1981: Bobby Allison / Darrell Waltrip
1980: Benny Parsons / Dale Earnhardt
1979: Darrell Waltrip / Cale Yarborough
1978: Darrell Waltrip / Bobby Allison
1977: Richard Petty / Benny Parsons
1976: David Pearson / Donnie Allison
1975: Richard Petty / Richard Petty
1974: David Pearson / David Pearson
1973: Buddy Baker / Cale Yarborough
1972: Buddy Baker / Bobby Allison
1971: Bobby Allison / Bobby Allison
1970: Donnie Allison / LeeRoy Yarbrough
1969: LeeRoy Yarbrough / Donnie Allison
1968: Buddy Baker / Charlie Glotzbach
1967: Jim Paschal / Buddy Baker
1966: Marvin Panch / LeeRoy Yarbrough
1965: Fred Lorenzen / Fred Lorenzen
1964: Jim Paschal / Fred Lorenzen
1963: Fred Lorenzen / Junior Johnson
1962: Nelson Stacy / Junior Johnson
1961: Richard Petty / Joe Weatherly / David Pearson / Joe Weatherly
1960: Joe Lee Johnson / Speedy Thompson