• 29.03.2015 23:16

  • von Pete Fink

Martinsville: Hamlin gewinnt die Short-Track-Schlacht

Denny Hamlin holt in Martinsville seinen ersten Saisonsieg - Schlussattacke von Brad Keselowski diesmal erfolglos - Danica Patrick mit starker Vorstellung

(Motorsport-Total.com) - Es war mit Sicherheit der Burnout der letzten NASCAR-Jahre. Denny Hamlin ließ seinen schwarzen Gibbs-Toyota im Volldrift durch die Kurven 2 und 1 rauchen und arbeitete dann auf der kompletten Start-/Zielgeraden seine Hinterreifen auf. Diese Show hatte einen ganz simplen Hintergrund: Hamlin gewann nur Sekunden zuvor ein dramatisches STP 500 auf dem Martinsville Speedway. Es war der fünfte Erfolg in seinem Heimrennen - und der stand bis zur allerletzten Kurve von Runde 500 auf des Messers Schneide.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Erster Saisonsieg und fünfter Martinsville-Sieg für Denny Hamlin Zoom

Nach insgesamt 16 Gelbphasen kuliminierte die Short-Track-Schlacht von Martinsville im Finale zu einem Duell Hamlins gegen den starken Penske-Ford von Brad Keselowski. Die beiden NASCAR-Piloten, das ist bekannt, sind sich nicht gerade besonders grün, doch Verfolger Keselowski spielte fair: Er kam nur ganz am Ende einmal in direkten Schlagdistanz zu Hamlins (nicht vorhandener) Stoßstange, gab diesem ausgangs von Kurve 4 einen klassischen Bump, doch der Gibbs-Pilot fing seinen über alle vier Räder rutschenden Toyota Camry ein - und gewann.

"Hut ab vor Brads Leistung", fand Hamlin lobende Worte für den Unterlegenen, dem er einst via Twitter seinen Spitznamen "Bad Brad Crashalotzki" verpasst hatte. "Er hatte mehrere Optionen, aber er hat die richtige gewählt." Nämlich Hamlin eben nicht abzuschiessen. Keselowski selbst klang ganz ähnlich: "Soviel Spaß hat ein zweiter Platz lange nicht mehr gemacht", gab er nach dem Rennen bekannt. In der Tat: Es war ein, im wahrsten Sinne, fulminantes Ende eines fulminanten Short-Track-Abends von Martinsville.

Rang drei ging an Polesitter Joey Logano, der die Anfangsphase beherrscht hatte. Doch wie Hamlin (ein Reifen machte sich in der Boxengasse selbstständig) und Keselowski (in einer Gelbphase erst eingeparkt, dann das Auto abgewürgt) kam auch der Daytona-Triumphator nicht ungeschoren durch die 500 Runden: Michael Annett (HScott-Chevy; 39.) zwang ihn gegen Rennmitte auf der Innenbahn fahrend in einen Dreher. Am Ende hatte der gelbe Penske-Ford aber keine Chance gegen Hamlin und Keselowski.


NASCAR in Martinsville

Hendrick-Schlappe und starke Danica Patrick

Überhaupt gab es in Martinsville kaum einen Piloten, der nicht irgendwann in eines der zahllosen Scharmützel verwickelt wurde. Am Schlimmsten traf es dabei das Hendrick-Team. Youngster Chase Elliott (38.) wurde bei seinem ersten Start bereits in der Anfangsphase das Opfer eines Ziehharmonikaeffekts im Mittelfeld. Jimmie Johnson (35.) wurde mit Problemen an der Servolenkung genauso weit zurückgeworfen wie Dale Earnhardt Jr. (36.), dem aufgrund starker Vibrationen gleich zweimal der Schalthebel brach.

Martinsville

Tohuwabohu in Martinsville: 16 Gelbphasen, hier mit Paul Menard (27) Zoom

So schien Jeff Gordon die Hendrick-Kohlen aus dem Feuer zu holen. Unauffälig hatte sich Gordon in eine Spitzenposition manövriert, bevor er sich beim letzten Boxenstopp in Führung liegend eine Speeding-Penalty einfing. Von P15 arbeitete er sich noch auf P9 nach vorne - aber da war am Sonntag wesentlich mehr drin. Kasey Kahne stellte seinen Hendrick-Chevrolet immerhin noch als Elfter ab. Trotzdem blieb für Hendrick Motorsports nach 22 Martinsville-Erfolgen in dieser Auflage nichts greifbares übrig.

Ganz im Gegensatz zum Gibbs-Team. Matt Kenseth und Kyle-Busch-Ersatzmann David Ragan holten sich mit zwei tadellosen Vorstellungen die starken Positionen vier und fünf ab. Bei Neuzugang Carl Edwards (17.) verhinderte nur ein später Reifenschaden eine ganz ähnliche Platzierung. Toyota brachte mit Waltrip-Pilot Clint Bowyer (13.) noch einen weiteren Camry einigermaßen heil und in der Führungsrunde liegend ins Ziel. Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevy) hielt als Sechster seine blitzsaubere Top-10-Bilanz aufrecht, obwohl auch er zu Rennbeginn Probleme mit der Servolenkung hatte.

Ungewöhnliches tat sich bei Stewart/Haas-Racing. Danica Patrick mischte 500 Runden lang munter vorne mit und zeigte erstmals sogar Zockerqualitäten. Am Ende wurde sie - eben nicht wie so oft in der Vergangenheit nach hinten durchgereicht, sondern hielt im Konzert der Big-Boys dagegen. Der Lohn: Rang sieben und damit die beste Platzierung für Stewart/Haas. Kevin Harvick (8.) und vor allem Kurt Busch (14.) entglitten im Rennverlauf das eingentlich hervorragende Handling, das Tony Stewart (20.) nie zu 100 Prozent erreichte.

Hamlin die Nummer 5 im Chase

"Klar gehört dazu auch eine Portion Glück", sagte Patrick nach dem Rennen, denn gleich zweimal überstand sie nur um Haaresbreite eine der vielen Kollisionen. "Mir hätte einer hinten reinfahren können, ich hätte beim Ausweichmanöver nach rechts jemanden treffen können oder es hätte mich einer umdrehen können." All dies geschah aber nicht und so bleibt festzuhalten, dass eine sehr kämpferisch agierende Danica Patrick ihre bis dato vielleicht beste NASCAR-Leistung überhaupt an den Tag legte.

Denny Hamlin, Brad Keselowski

Der Zieleinlauf: Denny Hamlin ganz knapp vor Brad Keselowski Zoom

Jamie McMurray hielt als Zehnter die Ganassi-Flagge hoch, obwohl Regan Smith (16.) einen tadellosen Job als Ersatzmann für Kyle Larson erledigte. "Super-Sub" Smith erhielt erst am frühen Rennmorgen die Information, dass er den zu neurologischen Checks im Krankenhaus weilenden Larson vertreten musste. Auch dies ist, abseits aller Spitzenplatzierungen, eine definitiv bärenstarke Martinsville-Leistung.

Sieger Hamlin hat sich damit nach Harvick, Logano, Keselowski und Johnson als fünfter Pilot für den NASCAR-Chase 2015 qualifiziert. Und für Toyota war es nach fast einem Jahr (ebenfalls Hamlin in Talladega) das Ende einer langen, sieglosen Durststrecke in den Punkterennen des Sprint-Cups. "Heute waren wir einfach an der Reihe", kommentierte der Triumphator lapidar und fand dabei keinen Widerspruch.


Das Finale: Hamlin gegen Keselowski

Am anstehenden Osterwochenende macht der Sprint-Cup-Tross nun seine erste Pause in der laufenden NASCAR-Saison 2015. Anschließend geht die Reise direkt zum ersten Nightrace des Jahres, dem Duck Commander 500 auf dem Texas Motor Speedway nahe Dallas und Fort Worth. Das siebte Saisonrennen geht in der Nacht vom 11. auf den 12. April über die Bühne.