• 05.06.2013 16:58

  • von Pete Fink

Vorschau: Eine Party auf dem "Tricky Triangle"

Mit dem "Party in the Poconos 400" beginnt die zweite Hälfte der regulären NASCAR-Saison - 'Motorvision TV' überträgt am Sonntagabend wieder live

(Motorsport-Total.com) - "Party in the Poconos 400." Mit diesem sehr einladenden Titel beginnt im Sprint-Cup die zweite Hälfte der regulären Saison 2013. 13 Rennen sind absolviert, bis zur Chase-Entscheidung folgen noch 13 weitere. Den Anfang macht der Pocono Raceway, den man auf eine ganz simple Formel reduzieren kann: Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Aus der Sicht der Sprint-Cup-Piloten natürlich je nachdem, ob und wie das jeweilige Auto funktioniert. Pocono polarisiert, und die Grenze zwischen Sieg und Desaster ist kaum irgendwo so eng, wie in den Hügelketten von Pennsylvania.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Die Wälder von Pocono sehen am Sonntag eine NASCAR-Party

Genauer gesagt in den Pocono Mountains nahe Long Pond, etwa 150 Kilometer westlich von New York City. Dies ist die geographische Komponente. Rein sportlich gesehen liegt die Besonderheit von Pocono in seinem einzigartigen Tri-Oval-Layout. Jede der drei Kurven ist anders ausgelegt. Vor allem der ultraschnelle Turn 2 - auch bekannt unter dem Spitznamen "Tunnel-Turn" - genießt in NASCAR-Kreisen große Beliebtheit und vor allem jede Menge Respekt. Genau daher stammt auch die inoffizielle Bezeichnung "Tricky Triangle".

Streng genommen ist Pocono mit seiner Länge von 2,5 Meilen (oder vier Kilometern) ein echter Superspeedway. Doch da zwei der drei Kurven sehr eng geschnitten sind, und weil das Banking im Vergleich zu anderen Superspeedways mit maximal 14 Grad nicht besonders hoch ist, wird in Pennsylvania nicht mit den Restrictor-Plates, sondern mit den vollen rund 900 Sprint-Cup-PS gefahren. Viele Fahrer fühlen sich in Pocono an ein normales Rundkursrennen erinnert und bezeichnen den Kurs daher als "Roval".

Einer der Hauptkritikpunkte war lange Zeit die Marathon-Distanz von 500 Rennmeilen, was nicht selten zu einem recht eintönigen Renngeschehen führte, in dem ein überlegenes Auto dominierte. Dies hat sich seit der Saison 2012 erledigt: Aus dem Pocono 500 wurde das Pocono 400. Oder besser gesagt: Das "Party in the Poconos 400". Und: Die Strecke erhielt im Vorjahr ein komplett neues Asphaltband, was die erzielten Speeds nach oben gehen ließ.

Immer wieder der "Tunnel-Turn"

Eine weitere Besonderheit betrifft die Besitzverhältnisse. Wie die "Monster-Mile" in Dover gehört die Strecke nicht zu den beiden großen Betreibergruppen der NASCAR-Mutter International Speedway Corporation oder der Bruton-Smith-Firma Speedway Motorsports Inc., die den Sprint-Cup-Rennkalender quasi unter sich aufteilen. Pocono ist nach wie vor im Privatbesitz der Familie Mattioli. Pocono-Gründer Joseph Mattioli verstarb im Januar 2012 im Alter von 86 Jahren, heute wird die Strecke in der dritten Familiengeneration geführt.

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya stand im August 2012 auf der Pocono-Pole Zoom

Dass dieses im bisweilen recht diktatorischen NASCAR-Gefüge nicht unbedingt von Vorteil sein muss, beweist die äußerst wechselvolle Vergangenheit des Kurses. Denn in seiner knapp 40-jährigen Geschichte war Pocono eigentlich schon einige Mal schlicht und ergreifend bankrott, wurde aber durch die Hilfestellung der France-Familie immer wieder vor einem völligen Kollaps gerettet.

Das erste Sprint-Cup-Rennen in den Pocono Mountains fand im Jahr 1974 statt, seit der Saison 1982 wird der US-Bundesstaat Pennsylvania jährlich zweimal von der NASCAR-Topliga angesteuert. Das Sommerrennen geht im Normalfall im August über die Bühne. Zwischen 1971 und 1989 fuhren auch die IndyCars einmal im Jahr auf dem "Tricky-Triangle" und kehren im Juli 2013 dorthin zurück. Die Freude in der Andretti-Familie ist entsprechend, denn Pocono gilt bei den IndyCars als die Haus- und Hofstrecke der Andrettis.

Die mit Abstand gefährlichste Stelle ist der flache "Tunnel-Turn", der mit seinen acht Grad Banking dem Indianapolis Motor Speedway nachempfunden wurde. Dort ging unter anderem 1988 die Karriere von Bobby Allison zu Ende, als er nach einem Reifenschaden in Runde eins an die Box zurückhumpelte und in Kurve 2 von Hinterbänkler Jocko Maggiacomo getroffen wurde. Auch die erste Kurve bietet spektakuläres Racing, wenn nach der längsten Start-/Zielgeraden im ganzen Kalender (1,14 Kilometer) gleich fünf oder sogar sechs Autos nebeneinander in Turn 1 hineindonnern.

Hamlin immer noch als Pocono-Spezialist?

Regenschauer sind in den Wäldern von Pennsylvania ebenfalls keine Seltenheit, was dann gerne einmal einen handfesten Sprit- und Strategiepoker initiiert, wenn die Rennleitung gerade im Begriff ist, das Rennen abzubrechen. Der erfolgreichste Pocono-Pilot der zurückliegenden Jahre ist Denny Hamlin (Gibbs-Toyota), der seit seinem Sprint-Cup-Debüt 2006 nicht weniger als viermal auf dem "Tricky-Triangle" gewinnen konnte. Aber: Durch die Neu-Asphaltierung glaubt Hamlin nicht mehr an seinen Spezialvorteil.

Denny Hamlin

Für Denny Hamlin war Pocono eine Spezialstrecke: Ist das noch so? Zoom

"Auf dem alten Belag waren wir der Konkurrenz schon eine Nasenlänge voraus", schildert Hamlin. "Ich denke schon, dass wir auch jetzt noch besser als der Durchschnitt sind, aber wir sind sicherlich nicht mehr das beste Team. Trotz des neuen Belags haben wir immer gute Ergebnisse geholt, weshalb ich mich auf Pocono freue. Es ist wie in Kansas und Michigan: Nach der Neu-Asphaltierung brauchst du ganz neue Setups und einen anderen Fahrstil. Das ist die Herausforderung für uns. Wir müssen die Strecke neu lernen."

Insgesamt haben 43 Teams gemeldet, sodass niemand vorzeitig nach Hause fahren muss. Neu dabei ist Jason Leffler, der den TriStar-Toyota mit der Startnummer 19 steuern wird, in dem bis dato immer Mike Bliss saß. A.J. Allmendinger kehrt nach seinem umfangreichen IndyCar-Gastspiel in den Phoenix-Chevrolet mit der Startnummer 51 zurück. Im Sprint-Cup-Rahmenprogramm fährt dieses Mal übrigens nur die ARCA-Serie, der Nationwide-Tross gibt sich in Iowa die Ehre, die Trucks fahren zusammen mit den IndyCars auf dem Texas Motor Speedway.

Für den Pocono-Freitag sind derzeit noch einige Schauer angesagt, die sich im weiteren Verlauf des Wochenendes auflösen sollen. Am Rennsonntag geht die Regenwahrscheinlichkeit gegen Null bei Temperaturen um die 23 Grad Celsius. Die Qualifikation von Pocono steigt am Freitagabend ab 21:40 Uhr MESZ. Das "Party in the Poconos 400" beginnt am Sonntagabend ab 19:00 Uhr. 'Motorvision TV' überträgt Saisonrennen Nummer 14 wie immer live und inklusive der Pre-Race-Show ab 18:00 Uhr. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Pete Fink.

Der Zeitplan von Pocono (in MESZ):

Freitag:

18:00 - 19:30 Uhr: Erstes Freies Training
ab 21:40 Uhr: Qualifikation

Samstag:

ab 3:00 Uhr: Truck-Rennen in Texas
16:00 - 16:50 Uhr: Zweites Freies Training
17:40 - 18:40 Uhr: Happy-Hour

Sonntag:

ab 2:00 Uhr: Nationwide-Rennen in Iowa
ab 18:00 Uhr: "Party in the Poconos 400" (live auf 'Motorvision TV')

Die Meldeliste für Pocono:

01. 1 Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
04. 7 Dave Blaney (Baldwin-Chevrolet)
05. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
06. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
07. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
08. 13 Casey Mears (Germain-Ford)
09. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
11. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
12. 17 Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford)
13. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
14. 19 Jason Leffler (TriStar-Toyota)
15. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
16. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
17. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
18. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
19. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
20. 30 David Stremme (Swan-Toyota)
21. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
22. 32 Timmy Hill (FAS-Ford)
23. 33 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
24. 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
25. 35 Josh Wise (Front-Row-Ford)
26. 36 J.J. Yeley (Baldwin-Chevrolet)
27. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
28. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
29. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
30. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
31. 44 Scott Riggs (Xxxtreme-Ford)
32. 47 Bobby Labonte (JTG-Toyota)
33. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
34. 51 A.J. Allmendinger (Phoenix-Chevrolet)
35. 55 Mark Martin (Waltrip-Toyota)
36. 56 Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota)
37. 78 Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet)
38. 83 David Reutimann (BK-Toyota)
39. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
40. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
41. 93 Travis Kvapil (BK-Toyota)
42. 98 Michael McDowell (Parsons-Ford)
43. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)