• 05.11.2007 01:57

  • von Pete Fink

Texas-Krimi: Johnson ringt Kenseth nieder

Jimmie Johnson machte in einem hochdramatischen Finale von Texas einen entscheidenden Schritt in Richtung Titelverteidigung - Jeff Gordon nur Siebter

(Motorsport-Total.com) - War das schon das Meisterstück von Jimmie Johnson? Vielleicht - eine Meisterleistung war es auf alle Fälle. In einem hochdramatischen Finale, das alles bot, was den NASCAR-Sport so beliebt macht, rang der amtierende NASCAR-Champion in der vorletzten von 334 Runden einen entfesselt fahrenden Matt Kenseth (Roush-Ford) nieder, und holte sich seinen neunten Saisonsieg und ein Punktepolster von 30 Zählern.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson feierte seinen ersten Texas-Sieg bis die Reifen platzten

Auch Deutschland war bei diesem NASCAR-Krimi auf dem Texas Motor Speedway vertreten, denn Basketball-Superstar Dirk Nowitzki hatte die Ehre, die 43 Teilnehmer bei strahlend blauem Himmel vor knapp 200.000 Zuschauern mit dem legendären Kommando "Gentlemen, start your engines" auf die 334 Runden zu schicken.#w1#

Pole-Setter Martin Truex Jr. gewann den Start, doch seine Führung dauerte nur sechs Runden an, bevor ein äußerst angriffiger Juan Pablo Montoya am DEI-Piloten vorbei in Front zog. Der Kolumbianer holte sich damit seine zweiten Führungsrunden auf einem NASCAR-Oval überhaupt, während A.J. Allmendinger im Red-Bull-Toyota auf Rang drei liegend früh Kontakt mit Denny Hamlin hatte und daraufhin seitlich in die Mauer rutschte.

Montoya nur mit Strohfeuer

Zehn Runden hielt die kolumbianische Führung beim Dickies 500, bevor vier frühe Gelbphasen am Stück Raum zu ersten Strategiespielen boten, die einige Piloten gleich zu Reifenexperimenten benutzten. So wurde das Feld ein erstes Mal ordentlich durcheinandergewürfelt: Jeff Gordon, Kevin Harvick, Kyle Busch, Montoya und Dale Earnhardt Jr. lautete nach etwa 50 Runden die Reihenfolge der Top 5.

Martin Truex Jr. wurde gleich nach dem Start von Juan Pablo Montoya attackiert Zoom

Es folgte eine lange Grünphase, die ab Runde 73 zu einer ersten Serie von Boxenstopps unter Rennbetrieb führte, denn das Spritfenster auf dem 1,5 Meilen Oval von Texas lag bei etwa 55 Runden. Kyle Busch donnerte nun vorne weg, dahinter Earnhardt Jr., Harvick, Jeff Gordon und Truex Jr., während Montoya sichtlich an Boden verlor.

Zwei heftige Crashes gegen Rennmitte nahmen unter anderem mit David Stremme und Reed Sorenson unabhängig voneinander zwei der drei Ganassi-Dodge aus dem Rennen. Doch auch Montoya war in argen Schwierigkeiten, denn sein Ganassi-Triebwerk lief nur noch auf sieben Zylindern. Am Ende wurde der Kolumbianer mit drei Runden Rückstand 25.

Kenseth mit starker Vorstellung

Johnson und Gordon fuhren - genau wie der dritte Titelkandidat Clint Bowyer - um Position zehn herum, aber da an der Spitze Kyle Busch einen ganz sauberen Strich in den Asphalt von Texas brannte, und mit Casey Mears der vierte Hendrick-Chevy auch weit vorne in den Top 5 lag, konnte man sich den Verdacht nicht verkneifen, dass die beiden Topfavoriten etwas defensiv an die Sache herangegangen waren.

Matt Kenseth

Matt Kenseth war vor dem Start zum Dickies 500 noch sehr skeptisch Zoom

Die erste heftige Massenkarambolage des Tages kam dann in Runde 219, und Auslöser war genau jener Casey Mears, der mit Tony Stewart Kontakt hatte, und plötzlich brach dahinter das Chaos aus. Neben Kevin Harvick erwischte es noch David Ragan, David Gilliland und Dale Jarrett, die allesamt erhebliche Kaltverformungen erlitten.

100 Runden vor dem Ende hatten Matt Kenseth und Denny Hamlin das Kommando übernommen, und legten bei sich ändernden Bedingungen nun eine enorme Pace an den sich verabschiedenden Spätsommertag in Texas. Jimmie Johnson lauerte auf Rang drei, Clint Bowyer war Sechster, Jeff Gordon lag auf Position acht.

Aus für Bowyer im Titelkampf

Doch der Childress-Pilot und bisherige Außenseiter erlitt wenig später einen entscheidenden Rückschlag in seinem Titelkampf, als er zu einem ungeplanten Reifenwechsel gleich zweimal in Folge an die Box kommen musste, weil eines seiner Räder lose war. Zwei ganze Runden kostete dieses Missgeschick und Bowyer fiel bis auf Rang 27 zurück. Am Ende wurde der Überraschungsmann der Saison 19., und hat sich damit wohl endgültig aus dem Titelrennen verabschiedet.

Clint Bowyer

Texas bedeutete für Clint Bowyer die Endstation in Sachen Titel 2007 Zoom

Kenseth und Hamlin beharkten sich unterdessen rundenlang in aller Intensität. Das musste zwangsläufig irgendwann zu einem Lackaustausch führen, als Hamlin einen heftigen Streifschuss an der Safer-Barrier erlitt. Auch Kenseth trug einen leichten Schaden hinten links an seinem Roush-Ford davon, so dass nach dem fälligen kurzen Reparatur-Service plötzlich Jimmie Johnson in Führung lag.

Johnson auf eins, Teamkollege Jeff Gordon mit einem recht bockigen Hendrick-Chevy auf 12, Bowyer nur auf 26 - 60 Runden vor dem Ende drohte eine gewaltige Verschiebung im Gesamtklassement und wieder einmal ein Benzinkrimi, denn wie gesagt, das Spritfenster in Texas war etwa 55 Runden.

Wilde Strategiespiele läuten Finale ein

Der folgende Restart war ein Aufreger, denn derjenige Überrundete, der neben Johnson unten startete, war ausgerechnet Bowyer, der nun natürlich nichts mehr zu verlieren hatte und gewaltig gegen hielt, worauf Johnson zurücksteckte. Der lachende Dritte war Kyle Busch, der außen um beide herum die Führung übernahm.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnsons Crew ging im Finale von Texas auf Nummer sicher Zoom

Mittlerweile lag die Strecke gänzlich im Dunkeln und so war Greg Biffles Motorschaden mit brennendem Unterboden ein schönes Bild, während einige Piloten beim Service der folgenden letzten Gelbphase von Texas Alles oder Nichts spielten, und nur zwei frische Reifen aufnahmen.

29 Runden vor dem Ende war die Reihenfolge somit komplett über den Haufen geworfen: Ryan Newman führte vor Matt Kenseth, Jamie McMurray, Jimmie Johnson, Martin Truex Jr. und den beiden Busch-Brüdern Kyle und Kurt. Nur noch 16 Autos lagen in der Führungsrunde, Jeff Gordon eierte mit untersteuerndem Fahrzeug auf Position zehn.

Packendes Finish zwischen Johnson und Kenseth

Kenseth hatte zwar nur zwei neue Reifen mitgenommen, sein Ford Fusion war heute jedoch voll auf der Höhe des Geschehens und er donnerte vorne erneut auf und davon. Johnson hatte vier frische Goodyears und schob sich schnell auf Rang zwei. Jeff Gordon hing auf Position sieben fest, während Johnson jetzt alles gab.

Matt Kenseth Jimmie Johnson

Matt Kenseth (li.) und Jimmie Johnson lieferten eines der besten Saisonfinale Zoom

Doch Kenseth versuchte sich zu wehren und nutzte wieder die obere Linie, die er aus seinem rundenlangen Zweikampf mit Hamlin bestens kannte. Zehn Runden vor dem Ende schien Kenseth dem Hendrick-Piloten den Zahn gezogen zu haben, aber wer dachte, dass sich der Kalifornier im Titelkampf mit Platz zwei begnügen würde, der hatte sich getäuscht.

Johnson innen, Kenseth außen, die Zuschauer sahen rundenlanges Side-by-Side-Racing vom Allerfeinsten mit teilweise haarsträubenden Querbeschleunigungen - und der Ford-Pilot hielt voll dagegen. In einem hochdramatischen Finale schob sich Jimmie Johnson schließlich eineinhalb Runden vor dem Ende entscheidend an Kenseth vorbei, und verschaffte sich damit in der Gesamtwertung einen Vorsprung von 30 Punkten.

Kann Jeff Gordon noch einmal kontern?

Denn der einzig verbliebende ernsthafte Titelkonkurrent Jeff Gordon wurde hinter Martin Truex Jr., Kyle Busch, Ryan Newman und Jeff Burton nur Siebter. Kurt Busch, Jamie McMurray und Kevin Harvick rundeten die Top 10 ab. Clint Bowyer als 19. hat zwei Rennen vor dem Saisonende nun 181 Zähler Rückstand auf Johnson. Seine Titelchancen sind seit heute Abend nur noch theoretischer Natur.

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Bild mit Symbolcharakter: Jimmie Johnson zieht an Jeff Gordon vorbei Zoom

Brian Vickers fuhr im besten der beiden Red-Bull-Toyotas ein unauffälliges Rennen und wurde am Ende mit zwei Runden Rückstand 23., zwei Ränge vor Juan Pablo Montoya, der jedoch über weite Strecken einen waidwunden Ganassi-Dodge auf sieben Zylindern über die Strecke bewegte.

Jimmie Johnson zog damit in Texas an Jeff Gordon vorbei und übernahm zwei Rennen vor Saisonende die Gesamtführung. Das gute Omen für den Kalifornier: Selbiges schaffte er genau vor Jahresfrist ebenfalls in Texas, und seine kämpferische Klasseleistung von heute lässt darauf schließen, dass er fest entschlossen ist, seinen Titel zu verteidigen. Mit neun Saisonsiegen liegt er in Sachen Einzelerfolgen jedenfalls bereits jetzt uneinholbar vorne und man darf gespannt darauf sein, ob Jeff Gordon nächstes Wochenende in Phoenix noch einmal eine Antwort finden kann.

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