• 30.12.2014 08:47

Ein Blick unter die Haube des Mini All4 Racing

Der Mini All4 Racing ist das Auto, das es bei der Rallye Dakar zu schlagen gilt - Die technischen Details des Siegerautos der vergangenen drei Jahre

(Motorsport-Total.com) - Mit den Siegen bei der Rallye Dakar 2012, 2013 und 2014 ist die Geschichte des Mini All4 Racing eine einzigartige Erfolgsstory. Seit seinem Roll-out im Jahr 2010 steht der Mini für pure Kraft, absolute Zuverlässigkeit, technische Präzision und nicht zuletzt Erfolg. Mit drei Siegen in Serie bei der Rallye Dakar und beim FIA-Weltcup für Cross-Country-Rallyes ist der Mini bei der Rallye Dakar das Auto, das es zu schlagen gilt.

Titel-Bild zur News: Nani Roma

Der Mini All4 Racing gewann die Rallye Dakar in den vergangenen drei Jahren Zoom

Um dieses Maß an internationalem Erfolg zu erreichen, ist der Mini fortlaufend optimiert worden, um die Anforderungen des internationalen Langstrecken-Rallyesports mit Erfolg zu meistern. Während jeder Auftritt im FIA-Weltcup für Cross-Country-Rallyes durchweg ein Erfolg war, war jeder Welt-Cup-Einsatz zugleich auch ein zuverlässiges Testgebiet für die Weiterentwicklung des Autos zwischen seinen Dakar-Einsätzen.

Tausende von Einsatzkilometern wurden genutzt, um wertvolle Informationen über die Performance des Mini unter verschiedensten Rennbedingungen zu sammeln. Von den weichen Sanddünen der Abu Dhabi Desert Challenge oder der Sealine Cross-Country Rally in Katar bis hin zu den schroffen Untergründen bei den Baja-Rallye-Starts in Ungarn, Polen oder Portugal, im FIA-Weltcup für Cross-Country-Rallyes war der Mini in Russland sogar auf Eis und Schnee unterwegs.

Ob Hitze, Sand, Schotter oder in großen Höhen: Bei den Renneinsätzen haben Ingenieure und Techniker Daten in höchst anspruchsvollen Einsatzumgebungen gesammelt. Zudem erfolgte dank der engen Zusammenarbeit zwischen X-raid und Mini ein ausgiebiger Technologie-Transfer. Insgesamt ist das Chassis des Mini rund neun Prozent größer als das Serienfahrzeug, der Mini John Cooper Works Countryman.


Rückblick: Die Dakar 2014

Kohlefaser ist das dominierende Karosserie-Element. Die verbauten Stahlrohre des Überrollkäfigs folgen den Normen des Flugzeugsbaus (wie auch alle weiteren Stahlteile). Der Überrollkäfig ist zum Teil mit dem Monocoque verklebt. Die geschlossene Fahrgastzelle ist das einzige Bauteil des Fahrzeugs, das aus Sicherheitsgründen nicht zerlegbar ist, während alle anderen Bauteile des Mini separat in weitere Einzelteile demontierbar sind.

Mini

Der Mini All4 Racing wurde für den Einsatz bei den härtesten Bedingungen entwickelt Zoom

Der Mini ist mit einem sequenziellen, geradeverzahnten Sechs-Gang-Getriebe von Sadev mit sechs Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang ausgestattet. Geschaltet wird beim Anfahren mit dem Einsatz der AP Racing Kupplung, während danach ohne Kupplung der Gang gewechselt werden kann. Der Schalthebel befindet sich wie im Serienfahrzeug zwischen Fahrer und Beifahrer.

Allerdings sind die Gänge nicht mit der serienüblichen H-Systematik angeordnet, sondern der Schalthebel wird beim Hochschalten nach hinten gezogen und entsprechend beim Zurückschalten nach vorn gedrückt. Die Kupplung ist eine mehrscheiben Sintermetallkupplung, um das hohe Drehmoment des Motors übertragen zu können. Außerdem ist der Mini mit je einem voll sperrbaren, ölgekühlten Xtrac-Differenzial an der Front- und Hinterachse ausgestattet. Ebenso gibt es ein Zentraldifferential.

Dieselmotor aus Österreich

Der Dieselmotor des Mini ist von der BMW Motoren GmbH aus Steyr, Österreich, auf den Langstreckeneinsatz unter härtesten Bedingungen ausgelegt worden. Der TwinPower Turbo-Motor mit einem Hubraum von 2993 Kubikzentimetern leistet über 320 PS bei 3250 Umdrehungen pro Minute. Das beschert dem Mini eine Höchstgeschwindigkeit von zirka 178 Kilometern pro Stunde.

Mini All4 Racing

Joan "Nani" Roma geht im Januar 2015 als großer Favorit ins Rennen Zoom

Der Durchmesser des Luftmengenbegrenzers beträgt 38 Millimeter. Zudem ist der Motor mit einer Trockensumpfschmierung ausgestattet worden, um die Bauhöhe zu begrenzen und eine optimale Schmierung unter extremen Bedingungen zu gewährleisten. Um das Gewicht des Fahrzeugs weiter zu reduzieren, wurde die Verkabelung auf das Notwendigste reduziert.

Darüber hinaus ist der Mini mit Michelin All-Terrain Reifen der Größe 245/80R 16 ausgestattet. Zusätzlich zu den vier montierten Reifen befinden sich drei Ersatzreifen im Fahrzeug, zwei im Bereich unter dem Fahrer und einer im Heckbereich des Mini. Die innenbelüfteten Stahlscheibenbremsen (320 Millimeter mal 32 Millimeter) werden auf der Vorderachse luftgekühlt, auf der Hinterachse wasser- und luftgekühlt (jeweils sechs Kolben). Die Stoßdämpfer (je vier an jeder Achse) sind voll einstellbar.

Über ein Rollventil kann die Neigung des Fahrzeugs verändert werden. Die Kühlung des Dämpferöls erfolgt über ein externes Reservoir, was eine konstantere Dämpfung sowie eine längere Einsatzdauer der Dämpfer ermöglicht. Das Cockpit des Mini bietet Fahrer und Beifahrer in speziell geformten Recaro Motorsportsitzen Platz. Diese auf den Renneinsatz ausgelegten Spezialsitze sind mit Sechspunktgurten gesichert.


Nani Roma: Die Dakar ist mehr als ein Rennen

Titelverteidiger Nani Roma über die Herausforderung Rallye Dakar: Der Marathon in Südamerika ist der ultimative Härtetest für Mensch und Maschine Weitere Rallye-Videos

Zudem kommt das HANS (Head-and-Neck-Support) Sicherheitssystem zum Einsatz. Das Armaturenbrett im Cockpit besteht aus Kohlefaser und ist dreigeteilt in ein Fahrer-Dashboard, ein Center-Dashboard und ein Beifahrer-Dashboard. Die dort angezeigten Informationen sind auf das Wesentliche reduziert. Der Fahrer sieht eine Ganganzeige sowie ein Schaltsymbol, das eine optische Schaltaufforderung gibt.

Nani Roma

Das Cockpit des Mini ist für die Fahrer optimal gestaltet Zoom

Anzeigen mit elementaren Informationen wie Geschwindigkeit, Öldruck, Temperaturen oder Elektronikinfos sind zentral angebracht und damit für Fahrer und Beifahrer gleichermaßen sichtbar. Dieses Element kann binnen drei Minuten ausgebaut und ersetzt werden, was die Servicezeiten bei einem Ausfall optimiert. Das Beifahrer-Dashboard enthält die Navigationselemente.

Eine optimierte Luftführung am Mini ist bei der Dakar ebenso nötig wie bei anderen Motorsportarten. Aus diesem Grund ist die Aerodynamik etwas, an dem permanent gearbeitet wird, um hier optimale Ergebnisse zu erzielen. Beim Mini wurde eine Entlüftung über das Dach geschaffen, die von oben in Form von drei Löchern im hinteren Dachbereich sichtbar ist.

Dahinter liegt ein gerundeter Spoiler, der mit dem Luftstrom über das Dach warme Luft aus dem hinteren Fahrzeugbereich leitet und für zusätzlichen Abtrieb sorgt. Weil der Mini John Cooper Works Countryman, auf dem der Mini All4 Racing basiert, bereits über einen Spoiler an der Dachabrisskante verfügt, war keine Neuintegration eines Heckspoilers nötig, sondern nur eine Anpassung der Luftführung an die Bedürfnisse bei der Rallye Dakar.

Technische Daten des Mini All4 Racing:

Motor: TwinPower-Dieselturbomotor
Leistung: 320 PS/3250 Umdrehungen/Min.
Drehmoment: ca. 800 Nm/2100 Umdrehungen/Min.
Hubraum: 2993 ccm
Luftmengenbegrenzer: 38 mm Durchmesser
Höchstgeschwindigkeit: ca. 178 km/h
Getriebe: sequenzielles 6-Gang-Getriebe (Sadev)
Kupplung: AP Racing Clutch
Differenziale: Xtrac
Bremsen: AP Scheibenbremsen (320x32 mm), luftgekühlt vorne, luft-/wassergekühlt hinten
Länge/Breite/Höhe: 4333/1998/1966 mm
Radstand: 2990 mm
Spurweite: 1736 mm
Leergewicht: 1952,5 kg
Tankvolumen: 385 Liter
Chassis-Rahmen: Gitterrohrrahmen von CP Autosport; Karbon-Kevlar-Karosserie von Faster
Reifen: Michelin All-Terrain (Größe: 245/80R 16)