Kubica: Sieg war nicht das Ziel

Trotz einiger Missgeschicke sichert sich Robert Kubica bei der Jännerrallye den Sieg und sammelt viele Erfahrungen für die bevorstehende WRC-Saison

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Pilot Robert Kubica (Ford Fiesta) hat sich bei der 31. Auflage der Internationalen Jännerrallye in Österreich mit einem Sieg aus der Winterpause zurückgemeldet. Der Pole gewann die Rallye erst auf der letzten Wertungsprüfung und verwies Vaclav Pech (Mini JCW) auf Platz zwei. Platz drei ging an Raimund Baumschlager (Skoda Fabia). Trotz des Sieges hielt Kubica die Bälle flach und hakte die Jännerrallye als nützliche Vorbereitung für die bevorstehende Rallye-WM-Saison ab.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica wollte vor dem WM-Start weitere Erfahrungen sammeln Zoom

"Sicher ist es schön, die Rallye gewonnen zu haben. Doch das hatte für uns keine Priorität. Es ging darum, soviel Erfahrungen und Informationen wie möglich bei dieser Rallye zu sammeln, um uns für die Rallye Monte-Carlo vorzubereiten", erklärt Kubica nüchtern. "Ich nahm im Vorjahr an einigen ERC-Events teil, hatte aber durch zu viele Fehler etwas Pech. Grundsätzlich nutzte ich die ERC-Rallyes als Training und hier war es genauso."

"An diesem Wochenende hatten wir etwas mehr Glück, weil bei diesen schwierigen Bedingungen jeder Fahrer seine Schrecksekunden hatte. Es half, dass es hier weitläufige Felder gibt. Dadurch konnte man sich wieder auf die Strecke retten", berichtet der Ford-Pilot, der in Österreich alles geben musste, um sich gegen die Konkurrenten durchzusetzen. Die Umstände erschwerten die Aufgabe. Kubica musste sich an viele neue Gegebenheiten gewöhnen.

"Dieses Wochenende war eines der härtesten in meiner Motorsport-Karriere, weil ich mit einem neuen Auto, einem neuen Co-Piloten bei einer für mich neuen Rallye bei komplett ungewohnten Bedingungen an den Start ging. Es herrschten Wetterbedingungen und Straßenbedingungen, die ich noch nie so erlebt habe", bemerkt der ehemalige Grand-Prix-Pilot. "Es ist bereits ziemlich schwierig, wenn ein Faktor neu ist. Wenn man alle Faktoren zusammennimmt, kommen zwei sehr anstrengende Tage heraus."


Fotos: ERC: Jännerrallye


Schwierige Reifenwahl

Kubicas Reifenwahl war am Ende der Schlüssel zum Erfolg. Der Pole setzte auf Winterreifen, hatte aber nur noch zwei Pneus zur Verfügung und ließ diese diagonal aufziehen. "Ich hatte keine Erfahrungswerte, um ehrlich zu sein. Der einzige richtige Reifentest fand in Frankreich vor einer Woche statt. Es regnete, die Bedingungen waren also ähnlich. Der Asphalt hier war aber rutschiger", analysiert er.

Reibungslos kam Kubica aber nicht durch die Prüfung: "Es war keine einfache Prüfung, weil es sehr neblig war und ich einen Ast touchierte. Dadurch wurde ein Zusatzscheinwerfer beschädigt und leuchtete mir ins Gesicht. Ich wusste, dass es eine schnelle Sektion ist und wollte die Lampen ausschalten. Ich suchte den Schalter dafür an der Stelle, wo er im Citroen war, doch dann realisierte ich, dass ich nicht mehr im Citroen sitze sondern im Fiesta", erklärt er.

"Das Jahr mit einem Sieg auf dem Podium zu beginnen, ist immer ein schönes Gefühl." Robert Kubica

"Dann hörte ich die Anweisungen von Maciej (Szczepaniak, Co-Pilot; Anm. d. Red.). Ich sah, dass ein Feld folgte. Er wiederholte es drei Mal, erst dann verstand ich es. Doch es war zu spät. Wir hatten eine große Schrecksekunde. Dafür entschuldige ich mich. Es war nicht angenehm. So etwas sollte nicht passieren, doch besser jetzt als später in der Saison. Wir müssen das ändern", fordert Kubica. "Wenn ich nachts fahre, habe ich die Schalter am Lenkrad. Ich kann nichts sehen."

Kubica fordert Veränderungen am Fiesta

"Wir müssen das modifizieren, damit es besser wird. Es war eine schwierige Prüfung, doch ich wusste nach zwei Kilometern, dass der Vorsprung groß genug ist und hoffte, dass ich das Auto ins Ziel bringen kann. Ich war zuversichtlich, dass der Vorsprung groß genug ist und das war der Fall", berichtet Kubica erleichtert. Während der Rallye musste der Ford-Pilot einige Rückschläge verdauen. Reifenpannen und ein Frühstart bremsten den Polen ein.

"Der Frühstart hat mich etwas geärgert. Natürlich ist das Auto komplett anders. Die Startprozedur ist ganz anders. Ich war beim Start jedes Mal zu spät dran. Wenn man ein Formel-1-Fahrer ist, dann kann man den Start nicht verschlafen, weil man dann richtig schlechte Karten hat. Im Rallyesport spielt eine halbe Sekunde keine allzu große Rolle. Doch meine Mentalität gibt mir vor, dass jedes Quäntchen zählt, vor allem wenn man gegen Vaclav kämpft. Ich wusste, was ich zu tun habe und änderte es, doch es lief zu gut und ich fuhr zwei Zehntelsekunden zu früh los. Dafür erhielt ich die Strafe", so Kubica.

Die Saison mit einem Sieg begonnen zu haben, sorgt dennoch für Erleichterung: "Es gab in meiner Karriere nur ein Jahr, indem ich nicht auf dem Podium stand. Das war 2007. Das Jahr mit einem Sieg auf dem Podium zu beginnen, ist immer ein schönes Gefühl. Doch wir dürfen nicht abheben. Dieses Jahr wird eine große Herausforderung in der Rallye-WM, in der ich mit den besten Fahrern bei für mich neuen Rallyes kämpfen werde. Ich war noch nie in Monte-Carlo, mit Ausnahme von 2010, doch da ging ich nicht an den Start. Ich fuhr noch nie auf Schnee. Marcus (Grönholm; Anm. d. Red.) kann mir da sicher noch Tipps für die Schweden-Rallye geben", hofft Kubica.