• 28.12.2012 10:03

Barreda: "Unser Ziel ist es, um den Sieg zu kämpfen"

Der Spanier Joan Barreda ist bei der Rallye Dakar die Speerspitze des Speedbrain-Teams - Im Interview spricht der 29-Jährige über die großen Aufgaben

(Motorsport-Total.com) - Joan Barreda geht als neue Speerspitze des Speedbrain-Teams in die Rallye Dakar 2013. Der sympathische Spanier kommt eigentlich aus dem Motocross-Bereich, seine Karriere in diesem Sport kam aber nie richtig in die Gänge. Dies lag nicht an mangelndem Talent oder mangelndem Speed, denn über beides verfügt Barreda im Überfluss. Vielmehr kamen Pech und Verletzungen zusammen. Teamchef Wolfgang Fischer wurde auf Barreda aufmerksam und beschloss, ihn langfristig in den Rallye-Sport zu holen. Der Spanier fand bei Speedbrain eine neue Heimat, in der er sich richtig wohlfühlt - und startete richtig durch.

Titel-Bild zur News: Joan Barreda

Der Spanier Joan Barreda will das KTM-Werksteam herausfordern Zoom

2012 trat er zum zweiten Mal bei der Rallye Dakar an, und zum ersten Mal für die Husqvarna-Mannschaft. Schnell wurde er von vielen als die große Entdeckung der Rallye gehandelt. Er ging den Speed der Dakar-Spitzenpiloten mit und fuhr bei insgesamt vier Tageswertungen auf das Podium. Der Höhepunkt war dabei der Triumph auf der zehnten Etappe, auf der Barreda den historischen ersten Tagessieg für die neue Husqvarna TE449RR by Speedbrain holte.

Im Gesamtklassement hätte Barreda bereits bei der Rallye Dakar 2012 klar Kurs auf das Podium nehmen können, wenn er nicht am dritten und vierten Tag wegen eines Sturzes und eines Hinterradschadens zu viel Zeit verloren hätte. In den Monaten danach stellte Barreda unter Beweis, dass seine Erfolge in Südamerika keine Strohfeuer waren, und setzte seinen hohen Grundspeed in Topergebnisse um.

Bereits Anfang April fuhr er bei der Abu Dhabi Rallye-Challenge, dem Auftakt der FIM Cross-Country Rallies-World-Championship, als Zweiter auf das Podium. Eine Demonstration seines Fahrkönnens war sein souveräner Sieg bei der Baja-Espana-Aragon im Juli dieses Jahres. Bei der traditionsreichen und renommierten Pharaonen-Rallye in Ägypten sorgte er Anfang Oktober für einen weiteren Meilenstein: den ersten Sieg für Husqvarna bei einer Wüstenrallye. Bei der Oil-Lybia Rallye du Maroc im Oktober holte er einen Etappensieg und belegte den zweiten Gesamtrang.

Frage: "Joan, du hattest eine erfolgreiche Vorbereitung auf die Rallye Dakar, unter anderem mit deinem historischen Sieg bei der Pharaonen-Rallye. Wie sehr fieberst du nun dem Start der Dakar entgegen und was ist deine Zielsetzung?"
Joan Barreda: "Unser Ziel ist es, um den Sieg zu kämpfen. Doch wir sind als junges Team noch mitten in der Entwicklungsphase und wissen, dass wir noch einige Fortschritte machen müssen. Also wäre es etwas voreilig, zu sagen, dass ich die Rallye Dakar in diesem Jahr gewinnen kann. Aber wenn wir uns weiter steigern, dann denke ich, dass wir es innerhalb der nächsten zwei Jahre schaffen können."

Frage: "Bei der letztjährigen Dakar im Januar 2012 warst du für viele die Entdeckung des Jahres. Wie fühlst du dich, wenn du solche Komplimente hörst?"
Barreda: "Das motiviert einen natürlich jeden Tag aufs Neue, weiterzumachen. Aber letztlich mache ich das für mich selbst. Die Dakar ist für mich eine persönliche Herausforderung, die ich meistern möchte."

Frage: "Eigentlich kommst du vom Motocross. Wie ist dir der erfolgreiche Umstieg in den Marathonsport gelungen?"
Barreda: "Es war ein langer Weg, auch wenn man das nicht sieht. Ich nehme seit über zwei Jahren an einem spezifischen Trainingsprogramm teil. Im vergangenen Jahr konnte ich dank Speedbrain über alle nötigen Mittel verfügen, um diesen Prozess zu beschleunigen."


Präsentation: Husqvarna by Speedbrain

Frage: "Was unterscheidet die Rallye Dakar von anderen Rallyes?"
Barreda: "Es ist die längste und härteste Rallye von allen, aber auch die mit dem größten Prestige. Sie ist sehr groß. Die Rallye Dakar zu gewinnen, heißt eine perfekte Rallye zu fahren und über zwei Wochen und fast 10.000 Kilometer keinen entscheidenden Fehler zu machen."

Frage: "Was hast du bei deinen ersten beiden Dakar-Starts gelernt?"
Barreda: "Der erste Auftritt war sehr kurz, aber ich habe daraus gelernt, dass du, wenn du einen Fehler machst, draußen bist. Der zweite Start hat mir geholfen, meine Stärken kennenzulernen und zu beurteilen. Und er hat mir gezeigt, dass man es schaffen kann."

Frage: "Was ist die größte Herausforderung bei der Rallye Dakar?"
Barreda: "Die Rallye zu besiegen."

Frage: "Wie hast du dich persönlich auf all die Herausforderungen vorbereitet, die vielen und langen Etappen, das raue Terrain, die langen Tage und kurzen Nächte?"
Barreda: "Wir haben ein anstrengendes Programm, das wir mit meinem Konditionstrainer und Nani Roma koordinieren. Ihr Job ist es, 100 Prozent aus mir herauszuholen. Mein Vorbereitungsprogramm unter der Saison konzentriert sich auf die Navigation. Ergänzt wird es durch die großen Rallyes der Weltmeisterschaft. Ich trainiere auch mit Motocross- und Enduro-Bikes, um meine Technik zu verbessern. Körperlich trainieren wir in vielen Hinsichten, um bei der Dakar die maximale Leistung zu bringen."

Frage: "Auf welche Teile der Route freust du dich am meisten?"
Barreda: "Ich versuche, in allen Abschnitten konkurrenzfähig zu sein. Dieses Jahr wird es Etappen auf extremen Höhen geben, die für alle neu sind. Die Sandetappen gefallen mir in der Regel sehr gut, obwohl sie manchmal endlos lang werden. Aber eigentlich sind alle Etappen an sich unglaublich."

Frage: "Was sind die Stärken deines Bikes, der Husqvarna TE449RR by Speedbrain?"
Barreda: "Sicherlich das Handling des Bikes und der leistungsfähige Motor. Ich denke, dass wir das beste Rallye-Bike haben, das es gibt."

Frage: "Ist die Mannschaft für dich eine Art Familie geworden?"
Barreda: "Ja, wir sind alle eine Familie. Das ist etwas, was wir geschafft haben und was wir versuchen zu bewahren."

Frage: "Welche Schlagzeile würdest du am Tag nach dem Zieleinlauf gern in der Zeitung lesen?"
Barreda: "Die Rallye Dakar zum ersten Mal gewonnen zu haben - das wäre nicht schlecht, oder?"