• 18.12.2012 13:46

Manns: "Autofahren ist einfach meine Welt"

Die Deutsche Stefanie Manns nimmt im Januar ihre zweite Rallye Dakar in Angriff - Im Interview berichtet sie über die besondere Herausforderung

(Motorsport-Total.com) - Bei ihrer ersten Teilnahme bei der Rallye Dakar 2012 hat die 31-jährige Wahlmünchnerin Stefanie Manns ihre Motorsportkarriere mit einem besonderen Erfolg gekrönt: Sie fuhr als schnellste von insgesamt drei Frauen im 180-Mann-starken Teilnehmerfeld ins Ziel und erreichte den 60. Platz in der Autokategorie. Auch im kommenden Januar wird Manns an der Startlinie stehen und die härteste Rallye der Welt in Angriff nehmen. Wie sie sich als eine der wenigen Frauen im Motorsport fühlt, wie sie sich auf die Dakar vorbereitet und wie ihre Ziele für die Zukunft aussehen, erzählt Manns im Interview.

Titel-Bild zur News: Stefanie Manns

Stefanie Manns wird auch 2013 die Rallye Dakar in Angriff nehmen Zoom

Frage: "Du bist 2012 zum ersten Mal bei der Rallye Dakar mitgefahren - was war dabei die größte Herausforderung?"
Stefanie Manns: "Die Dakar ist ein Mythos und das härteste und längste Rallye-Rennen der Welt. Zwei Wochen und 9.000 Kilometer lang kämpft man in 14 Etappen von Mar de Plata nach Lima gegen die Zeit, die Technik, die Bedingungen. Temperaturunterschiede zwischen null Grad mit Schnee auf den Pässen und plus 50 Grad in den Wüstengebieten sind heftig. Es kommt vor, dass der Motor überhitzt; oder man fährt sich fest und muss sich alleine mühevoll aus dem Wüstensand schaufeln. Dazu kommen die psychischen Belastungen. Die Dakar wird im Kopf entschieden."

Frage: "Was meinst mit die Dakar wird im Kopf entschieden?"
Manns: "Wer mental stark ist und mit der Anspannung umgehen kann, ist im Vorteil. Man muss sich seine Kräfte gut einteilen können und auf alles gefasst sein. Dabei hilft Erfahrung, die ich aber leider nicht hatte. Aber es geht ja nicht nur um das Fahren und die endlosen Kilometer durch die Wildnis. Auch die Verhältnisse in den Camps sind schwierig. Man schläft im Zelt und hat wenig Ruhe, weil in der Nacht geschweißt und gehämmert wird, um die Fahrzeuge zu reparieren. Außerdem zieht das gesamte Camp mit 3.000 Mann ständig um - das schlaucht. Man ist weit weg von zu Hause, versteht die Sprache nicht. Und man muss seine Ansprüche extrem zurückschrauben und lebt auf engstem Raum mit Menschen, die man vorher gar nicht kannte."

Frage: "Ist man als Frau im Motorsport und bei der Dakar ein Exot?"
Manns: "Ja, schon. Bei der Dakar war ich eine von drei Autofahrerinnen unter 180 Männern. Die meisten dachten zunächst, ich sei eine Beifahrerin, bis sie kapiert haben: Das ist das Mädel, das das Auto fährt! Das ist natürlich speziell. Ich habe mich aber sehr respektiert gefühlt und bin ja sogar ins Ziel gekommen. Nach dem 60. Platz in der Autokategorie konnte ich mächtig stolz auf mich sein."

Stefanie Manns

Stefanie Manns beendete ihre erste Rallye Dakar auf Platz 60 Zoom

Frage: "Wie ist aus dir eine Motorsport-Fanatikerin geworden?"
Manns: "Ich bin mit Autos aufgewachsen - Autofahren ist einfach meine Welt. Meine Oma hatte ein Autohaus und meine Eltern eine LKW-Vermietung in Osterode. Als ich 15 war, habe ich dann das erste Mal ein Formel-1-Rennen live gesehen und wollte das sofort auch machen. Schließlich habe ich an einem Rennfahrkurs teilgenommen und bin mit 16 und 17 in der Formel Ford gefahren, der Nachwuchsklasse also, in der auch Nick Heidfeld und Michael Schumacher angefangen haben."

"Dann habe ich in Wolfsburg Fahrzeugtechnik studiert und bin für mein Diplom nach München gezogen. In der Zeit, als ich bei BMW in der Entwicklung gearbeitet habe, habe ich einige Top-3-Platzierungen bei Rundstreckenrennen erreicht. Ab 2008 gab's dann fast nur noch Rallye für mich und bin ganz erfolgreich bei der Tuareg Rallye Marocco, der Rallye Mongolia und der 4.000 Kilometer langen Silkway Rallye in Russland mitgefahren. Rallye-Fahren ist faszinierend: fremde Länder und Kulturen, völlig unbekannte und teils extrem schwierige Bedingungen, die Langstrecke, einfach genial."

Frage: "Was bedeutet dir München, wie sieht dein Leben hier aus?"
Manns: "München bietet eine unglaubliche Lebensqualität, man ist in Nullkommanichts in den Bergen, an den Seen, in der Natur. Für mich als Sportlerin ein absolutes Plus. Und wir wohnen im Glockenbachviertel, somit bin ich fast jeden Tag in dieser schönen Gegend unterwegs. Wir gehen in die Bar Centrale, das Fedora oder den Kaisergarten. Ich mag es, wenn man in seinem Stammlokal vom Wirt mit Namen begrüßt wird - das hat südliches Flair. Das ist München für mich."

Stefanie Manns

Auch diesmal warten in Südamerika viele Herausforderungen auf Stefanie Manns Zoom

Frage: "Wie hältst du dich für die Rallye Dakar fit? Hast du ein Trainingsprogramm?"
Manns: "Rallye-Fahren ist sehr anstrengend, der Körper muss Einiges aushalten und über längere Zeit hinweg immer wieder Kraftreserven mobilisieren können. Ich mache eigentlich non-stop sehr viel Ausdauersport - Radfahren, Joggen und so weiter -, was natürlich von Vorteil ist. Etwa zwei Monate vor der Dakar intensiviere ich das Programm. Ich fahre ein bis zwei Mal pro Woche drei bis fünf Stunden Rennrad, dazu kommen Studio-Kurse wie 'Hot Iron' für die Kraft und Koordination oder Kickboxen für Schultern und Rücken, Kondition und Konzentration.

Frage: "Was sind deine Ziele für 2013?"
Manns: "Ich möchte dazu beitragen, dass der Rallye-Sport in Deutschland eine höhere Bekanntheit und mehr Ansehen erhält. Rallye-Fahren ist so anspruchsvoll, spannend und vielschichtig, das verdient Anerkennung. Außerdem habe ich bei der Dakar Blut geleckt. Ich möchte nächstes Jahr wieder mitmachen und unter das erste Drittel fahren. Vielleicht sogar im Renn-Truck."