Mecsek-Rallye: Kopecky gewinnt erneut hauchdünn

Jan Kopecky hat mit dem kleinsten Vorsprung der IRC-Geschichte die Mecsek-Rallye in Ungarn vor Thierry Neuville gewonnen - Hermann Gassner Jun. Fünfter

(Motorsport-Total.com) - Der zweite Tag der Mecsek-Rallye in Ungarn hatte Dramen und Spannung zu bieten. Andreas Mikkelsen (Skoda) sah lange wie der sichere Sieger aus. In der vorletzten Prüfung kollidierte der Norweger allerdings mit einem Baum und schied aus. Jan Kopecky (Skoda) übernahm die Führung, doch Thierry Neuville (Peugeot) übte bis zum Schluss großen Druck aus. Schließlich setzte sich Kopecky um acht Zehntelsekunden durch und feierte seinen zweiten Saisonsieg. Es war der knappste Zieleinlauf in der Geschichte der Intercontinental Rallye-Challenge (IRC). Der Tscheche hat damit die Führung in der Gesamtwertung übernommen.

Titel-Bild zur News: Jan Kopecky

Der Tscheche Jan Kopecky hat in Ungarn seinen zweiten Saisonsieg gefeiert

Nachdem Samstagabend die achte Sonderprüfung abgesagt wurde, ging es Sonntagvormittag mit SS9 weiter. Andreas Mikkelsen (Skoda) begann den Tag mit einer Führung von 8,7 Sekunden Vorsprung auf Kopecky. Die neunte Prüfung ging über zwölf Kilometer und der Norweger sicherte sich gleich die nächste Bestzeit. "Das war eine gute Prüfung. Seit dem Vortag wurde sie gesäubert und es lag weniger Schotter als erwartet herum. Es war rutschig, aber ich bin zufrieden wie es gelaufen ist."

Kopecky fuhr die drittschnellste Zeit und büßte 6,9 Sekunden auf Mikkelsen ein. "Ich war überrascht", sagt der Tscheche. "Ich habe mehr Schotter erwartet und bin es vorsichtiger angegangen." Die ersten Autos beförderten aber wieder Schmutz auf die Strecke, was die nachfolgenden Fahrer bemängelten. Hermann Gassner Jun. (Skoda) meldete Getriebeprobleme, fuhr aber eine konkurrenzfähige Zeit.


Fotos: IRC: Mecsek-Rallye , Sonntag


Das Duell um die Spitze ging auf der zehnten Sonderprüfung weiter. Mikkelsen und Kopecky setzten die gleiche Zeit. "Es geht darum, dass man keinen Fehler begeht", sagt der Tscheche zu dem engen Kampf. Glück hatte Neuville, der 11,1 Sekunden einbüßte, aber trotzdem den dritten Platz hielt. "Ich hatte eine sehr große Schrecksekunde. Wir hatten sehr, sehr viel Glück."

Neuville dreht auf

Die zehnte Prüfung war mit 24 Kilometern auch die längste des Tages. Vor der Mittagspause mussten die Teilnehmer weitere 17,7 Kilometer absolvieren. Trotz der Schrecksekunde gab Neuville mächtig Gas und markierte die Bestzeit. "Das Auto fühlte sich gut an und ich beging keine Fehler. Es war eine vernünftige Fahrt. Loix schielt noch auf das Podium."

"Fast Freddy" Loix (Skoda) war aber um 7,9 Sekunden langsamer und hatte zu diesem Zeitpunkt als Vierter 16 Sekunden Rückstand auf das Podium. An der Spitze gab es nur eine minimale Änderung. Kopecky nahm Mikkelsen 3,2 Sekunden ab und verkleinerte die Lücke auf 18,8 Sekunden. Wie eng es zuging, verdeutlicht Kopeckys Aussage: "Eine Kurve hat er voll geschnitten und ich weniger. Es ist nicht unmöglich ihn einzuholen, aber es wird sehr schwer."

"Es war eine gute Fahrt", so Mikkelsen. "Wir können sicher schneller fahren. Wir haben einen guten Vorsprung, also wollen wir nichts Dummes anstellen. Es bleiben noch drei Prüfungen, in denen ich konzentriert bleiben muss." Gassner überholte Toni Gardemeister, dessen Skoda nur noch auf drei Zylindern lief. Der Deutsche war in der Gesamtwertung damit Siebter.

Mikkelsen nach Unfall draußen

Am Nachmittag ging es dann spannend und turbulent zu. Neuville fuhr auf SS12 die Bestzeit und brachte sich in die Position, um für den Gesamtsieg zu kämpfen. Der Belgier nahm Mikkelsen 13,8 Sekunden ab und drückte seinen Rückstand auf 18,7 Sekunden. Dazwischen befand sich noch Kopecky, dem 10,4 Sekunden auf Mikkelsen fehlten. Was war mit dem Norweger los?

Das Team vermutete, dass er es zu vorsichtig angegangen war. "In der ersten Prüfung des Tages habe ich angegriffen und Zeit auf Jan herausgeholt. Seither fahren wir einen guten Rhythmus und nicht am Limit. 18 Sekunden sind recht viel. Es sollte reichen." Das sollte es nicht, wie gleich die 13. Sonderprüfung zeigte.

Andreas Mikkelsen

Andreas Mikkelsen hat die Rallye lange angeführt und schied kurz vor dem Ziel aus Zoom

Mikkelsen verlor bei hohem Tempo die Kontrolle über seinen Skoda und prallte gegen einen Baum. Dieser stürzte um und landete auf der Strecke. Die Prüfung musste deshalb kurz unterbrochen werden. Die rechte Seite des Boliden war stark beschädigt, aber Mikkelsen konnte noch von der Strecke fahren. Das Team hat bestätigt, dass weder er, noch Co-Pilot Ola Flöene verletzt wurden.

Nachdem die Szenerie aufgeräumt war, sicherte sich Neuville die Bestzeit und verkürzte den Rückstand auf 8,1 Sekunden. Es schien alles klar zu sein, doch am Ende wurde es noch einmal extrem spannend. Neuville sicherte sich auch die letzte Bestzeit und nahm Kopecky 7,3 Sekunden ab. Unter dem Strich gewann Kopecky mit 0,8 Sekunden Vorsprung. Das war der engste Zielleinlauf der IRC-Geschichte.

Gassner Fünfter & Harrach Zehnter

"Eine tolle Rallye", freut sich der Sieger aus Tschechien. "Andreas war sehr schnell und hätte den Sieg verdient. Es war eine schwierige Rallye, sehr knifflig. Das Auto war perfekt." Mit dem zweiten Sieg in Folge hat Kopecky auch die Führung in der Meisterschaft übernommen. Neuville zeigte eine starke Aufholjagd, doch am Ende klappte es nicht ganz. Loix hatte in Ungarn ebenfalls keine Chance auf den Sieg und kletterte als Dritter auf das Podium. Bryan Bouffier (Peugeot) belegte den vierten Platz.

Es waren auch einige Vertreter aus deutschsprachiger Sicht dabei. Gassner absolvierte den zweiten Tag souverän und kam auf dem fünften Platz ins Ziel. Statt Kathi Wüstenhagen saß ausnahmsweise Dakar-Sieger Timo Gottschalk auf dem Beifahrersitz. "Es war heute ein harter Kampf", sagt der Deutsche. "Es war aber eine fantastische Rallye. Wir hatten keine Probleme. Ich bin glücklich, dass ich das Auto ohne Schaden ins Ziel gebracht habe."

Peugeot-Pilot Thierry Neuville verpasste den Sieg um acht Zehntelsekunden Zoom

Der Österreicher Beppo Harrach (Mitsubishi) rutschte durch die Zwischenfälle auf den zehnten Gesamtrang nach vor. "Dieses Resultat ist viel besser, als wir uns vor der Rallye erwartet haben." Mark Wallenwein (Skoda) belegte den 14. Platz und Matthias Kahle wurde 19. Felix Herbold (Ford Fiesta) hatte in der letzten Prüfung noch mit technischen Problemen zu kämpfen.

Endergebnis nach 14 Sonderprüfungen:

01. Jan Kopecky (Skoda Fabia S2000) - 2:00:06.7 Stunden
02. Thierry Neuville (Peugeot 207 S2000) +0.8 Sekunden
03. Freddy Loix (Skoda Fabia S2000) +1:00.0 Minuten
04. Bryan Bouffier (Peugeot 207 S2000) +1:35.6
05. Hermann Gassner Jun. (Skoda Fabia S2000) +2:35.6
06. György Aschenbrenner (Ralliart Lancer Evo IX) 2:38.2
07. Toni Gardemeister (Skoda Fabia S2000) +3:05.6
08. Robert Butor (Peugeot 207 S2000) 3:16.8
09. Bruno Magalhaes (Peugeot 207 S2000) +3:51.7
10 Beppo Harrach (Ralliart Lancer Evo IX) 4:14.0
...
14. Mark Wallenwein (Skoda Fabia S2000) +5:34.3
19. Matthias Kahle (Skoda Fabia S2000) 8:47.9

Gesamtwertung nach 8 von 11 Rallyes (Top 10):

01. Jan Kopecky - 120 Punkte
02. Freddy Loix - 103
03. Juho Hänninen - 98
04. Thierry Neuville - 78
05. Bryan Bouffier - 73
06. Andreas Mikkelsen - 56
07. Guy Wilks - 47
08. Toni Gardemeister - 32
09. Hans Weijs jun. - 18
10. Karl Kruuda - 15