• 07.05.2008 17:20

  • von Britta Weddige

FIA-Offizielle stören sich an Loebs "Gammellook"

Unrasiert, ungekämmt und unpünktlich: Sébastien Loebs Auftreten in Mexiko hatte besorgte Emails unter FIA-Vertretern zur Folge

(Motorsport-Total.com) - Der viermalige Weltmeister Sébastien Loeb hat sich den Unmut von FIA-Vertretern zu gezogen. Grund: Sein Auftreten und seine Unpünktlichkeit. Die französische Zeitung 'Le Figaro' hat heute den Email-Verkehr zwischen Surinder Thatti, Chef der FIA Confederation of African Countries in Motorsport und WRC-Boss Morrie Chandler veröffentlicht. Die Emails gingen in Kopie auch an weitere FIA-Vertreter.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb

Sébastien Loebs Auftreten in Mexiko sorgte für rege Diskussionen

Die erste Email wurde von Thatti an Chandler verschickt. "Ich habe mir gestern Abend die Highlights der Rallye Mexiko angesehen und ich muss meine Meinung über das Auftreten von Sébastien Loeb bei 'WRC-TV' äußern", schrieb Thatti. "Er war unrasiert, sah gammelig aus und hatte ungekämmte Haare. So etwas geht nicht. Wenn die FIA ihm weltweite TV-Coverage ermöglicht, dann ist er für Millionen Zuschauer und für viele Kinder ein Held und ein Vorbild. Dabei ist es mehr als falsch, so aufzutreten wie er es im Ziel der Rallye Mexiko getan hat. Sein Co-Pilot hat im Gegensatz zu ihm adrett und sauber ausgesehen. Ich weiß, dass persönliche Freiheiten bis zu einem gewissen Maß erlaubt sind, aber ich habe das Gefühl, dass das zu weit ging. Jemand sollte mit ihm oder dem Team darüber sprechen."#w1#

Und dann auch noch zu spät zum Dinner

Chandler antwortete, dass das "leider ein Problem ist, das es nicht nur in unserem Sport gibt. Das passiert auch im Fußball oder in anderen 'Männersportarten'. Natürlich sind solche Personen eine Beleidigung für wahre Männer." Chandler ärgerte sich aber noch über etwas anderes: "Loeb hatte zudem die Arroganz, 90 Minuten zu spät zum FIA Award Dinner zu kommen. Meine einzige Lösung wäre, dass wir der ISC vorschlagen, dass sie nicht aus der Nähe aufgenommen werden. Damit bekommen sie die Aufmerksamkeit, die dem Gewinner zusteht, aber keine Nahaufnahmen und weniger Sendezeit. Man kann sich dann auf die Piloten konzentrieren, die unseren Sport gut repräsentieren."

Diese Mittelung wurde auch an ISC-Chef Simon Long und an Neil Duncanson, den Chef von ISC-Eigentümer North One Television verschickt. "Es steht mir nicht zu, das Zuspätkommen von Fahrern bei FIA-Abendessen zu kommentieren", antwortete Long. "Aber ich habe das Gefühl, dass Sébastiens Auftreten als 'verwegen-gut aussehender Kerl' dazu beigetragen hat, dass er nicht nur in Frankreich, sondern auf der ganzen Welt so viele neue und auch junge Fans gewinnen konnte. Ich denke, dass es jetzt, wo wir die WRC als Marke neu positionieren wollen, ein großer Fehler wäre, Sébastien - oder irgendeinen anderen Piloten - anzuweisen, nur noch frisch rasiert und wie aus dem Ei gepellt zu erscheinen. Die WRC ist rau und ehrlich, sie ist nicht rein und unbefleckt. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des Images des Sports, in dem Sébastien eine sehr wichtige Rolle spielt."

"Die WRC ist rau und ehrlich, sie ist nicht rein und unbefleckt." Simon Long

Das überzeugte dann auch Chandler: "Ihre Organsiation ist für die Coverage und das wachsende Medieninteresse an der WRC zuständig", antwortete er Long. "Wenn Ihre Erfahrung Ihnen sagt, dass sein Verhalten und sein Auftreten sich gut verkauft, dann soll es so sein."

Interessant ist daran, dass dieser Email-Verkehr bereits im März stattgefunden hat, jetzt aber erst an die Öffentlichkeit kam. Beobachter vermuten, dass er den Medien absichtlich zugespielt wurde, um Chandler und Thatti - einen engen Vertrauten von FIA-Präsident Mosley - in ein schlechtes Licht zu stellen.