• 19.01.2017 15:25

Von Mizushima bis L200: Geschichte der Mitsubishi Pick-up Trucks

Was Ende 1946 mit einem kleinen Dreirad für die heimische Wirtschaft begann, setzten die bisher fünf Generationen des Mitsubishi L200 für den Weltmarkt fort

(Motorsport-Total.com/Auto-Medienportal) - Parallelität der Ereignisse. Den Pick-up haben viele erfunden. In Amerika, in Asien und in Europa finden sich früh schon kleine Fahrzeuge mit Ladepritsche. Heute sind Pick-ups in vielen Regionen der Welt nicht nur Nutzfahrzeuge, sondern oft auch Kultobjekte - eine Entwicklung, an der auch Mitsubishi Motors entscheidend mitgearbeitet hat. Schließlich produziert der älteste Automobil-Serienhersteller Japans bereits seit 70 Jahren Pick-ups.

Ein konstruktiver Meilenstein war der Urvater aller Mitsubishi Pick-ups. Der kleine, dreirädrigen für den Wiederaufbau der heimischen Wirtschaft vorgesehene und von Mizushima Motor Vehicle Works 1946 als Prototyp und ab 1947 in Serie gebaute Typ TM3 A verfügte als einer der ersten Pritschenwagen der 0,4-Tonnen-Klasse über eine halb geschlossene Kabine mit Frontscheibe und Stoffdach. Seine Robustheit verdankte er nicht zuletzt einem massiven Leiterrahmen, der um 1960 auch zum Kennzeichen der großen Typen Junior und Jupiter in der Zwei-Tonnen-Klasse wurde.

Eine Vorreiterrolle übernahm der Jupiter zudem als einer der ersten Pick-ups mit optional erhältlichem Dieselmotor. Dagegen führte der kleine Mitsubishi Leo ab 1959 die mit dem Mizushima begründete Modellreihe der Mini-Pickup in die Moderne, bis im Jahr 1967 ein Pritschenwagen auf Basis der avantgardistischen Fastback-Limousine Mitsubishi Colt 1000F zum Trendsetter im 0,5-Tonnen-Segment avancierte.

Kooperation mit der Chrysler Corporation

Im Jahr 1970 startete Mitsubishi Motors in Kooperation mit der Chrysler Corporation die Entwicklung eines größeren Pickups, der sich im Design ebenfalls an Pkw-Formen orientierte. Chrysler war in die Formenfindung für diesen Pickup einbezogen worden, weil das 1978 vorgestellte leichte Nutzfahrzeug vor allem für Nordamerika und andere Exportmärkte bestimmt war. Während der Vertrieb in den USA durch Chrysler unter den Namen D60 sowie Plymouth Arrow erfolgte, lancierte Mitsubishi den ab 1980 mit Allradantrieb verfügbaren Pick-up in vielen anderen Ländern als L200.

Mitsubishi Colt 1100 Pick-up, 1967

Mitsubishi Colt 1100 Pick-up, 1967 Zoom

In Japan wurde die dort Mitsubishi Forte genannte Einzelkabine mit langer Ladefläche zwar nur bis 1986 verkauft, auf anderen Märkten entfachte der Pritschenwagen dagegen einen Pick-up-Hype. Davon kündete schon das Auftaktjahr mit 45.000 produzierten Einheiten. und mit dramatischen Zuwächsen ging es weiter. 1979 verkaufte Mitsubishi weltweit bereits mehr als 100.000 Pickups dieser ersten Generation des L200, allein 5.000 Einheiten wurden monatlich auf dem US-Markt abgesetzt. Die Fachzeitschrift "Pickup, Van und 4WD" kürte den Mitsubishi zum Pick-up des Jahres 1979.

Als 1986 eine überarbeitete Version des L200 eingeführt wurde, produzierte Mitsubishi jährlich rund 130.000 Einheiten des Modells, das mittelgroße Pickups weltweit begehrenswert machte. Der entscheidende Evolutionsschritt weg vom klassischen Lastentransporter hin zum Crossover mit SUV-Elementen erfolgte 1991, als der neue Mitsubishi Strada den vormaligen Forte beziehungsweise die erste L200-Generation ersetzte. Auf den meisten Exportmärkten trug der Strada wieder den Namen L200. So auch in Deutschland, wo er 1993 als erster Mitsubishi Pick-up angeboten wurde und sofort die Pole-Position unter allen Pritschenlastern besetzte.

Meistverkaufter Pick-up in Deutschland und Europa

Mit 41.000 Neuzulassungen in den ersten zwölf Jahren war der L200 meistverkaufter Pick-up in Deutschland und mit europaweit über 340.000 Einheiten im selben Zeitraum zugleich die Nummer eins auf dem Kontinent. Dazu beigetragen hat auch das Konzept des L200: Wie der klassische Offroader Mitsubishi Pajero konnte auch der L200 Schweres ziehen und sich mit zuschaltbarem Allradantrieb mit Untersetzungsgetriebe abseits des Asphalts durchsetzen.

Mitsubishi L200, 2. Generation, 1991

Mitsubishi L200, 2. Generation, 1991 Zoom

Zum Wendepunkt in der L200-Historie wurde die 1996 lancierte zweite Generation. Als Wegbereiter des neuen SUV-Segments gab sich der Mitsubishi L200 nun trendiger denn je durch großen Kühlergrill, ausgestellte Kotflügel, breite Alu-Räder, Doppelrohr-Überrollbügel und Pkw-Charakter in der Doppelkabine. Nicht fehlen durfte die größte Ladefläche seiner Klasse und ein 2,5-Liter-Turbodiesel, der dank Intercooler damals bemerkenswerte 73 kW (100 PS) leistete.

Entwickelt worden war auch dieser L200 in Japan, gebaut wurde er aber in den neuen MMC Sittipol Produktionsanlagen in Thailand. Dort wurde nun die Fertigung der Pickups im 1,0-Tonnen-Segment für alle Weltmärkte zentralisiert. Tatsächlich übernahm Mitsubishi mit dem L200 die Pionierrolle als erster Automobilexporteur Thailands, ein Land, das sich daraufhin bald zu einem Kompetenzzentrum für die Produktion von Pritschenwagen entwickelte. Allein der L200 erzielte in den bis 2005 gebauten Generationen zwei und drei kumulierte Exporterfolge von mehr als 700.000 Einheiten.

Gewinner des "Cross Country Rallye World Cups 2003"

Seine sportlichen Talente und seine Offroad-Tauglichkeit bewies der L200 als souveräner Gewinner des "Cross Country Rallye World Cups 2003". Im August 2005 wurde der L200 vom Mitsubishi Triton abgelöst. Dieses wieder von Mitsubishi Motors (Thailand) Co. Ltd gebaute Fahrzeug befuhr Neuland als erster "Sport Utility Truck". Tatsächlich stellte sich der auf den meisten Märkten unter dem Traditionsnamen L200 verkaufte Triton als Pick-up vor, inspiriert vom Rallye-Racer Pajero Evo.

An Pkw-Komfort - etwa durch den Klassenbestwert von 2,15 Metern Innenraumlänge in der viertürigen Doppelkabine - ließ es dieser vierte L200 ebenso wenig missen wie an technischen Innovationen. Allen voran der permanente Allradantrieb mit manuell sperrbarem Mitteldifferential. Talente, die diesen Mitsubishi auf eine neunjährige Bestsellerkarriere katapultierten, an deren Ende 1,3 Millionen verkaufte Pick-ups standen.

Mitsubishi L200, Fünfte Generation (2016)

Mitsubishi L200, Fünfte Generation (2016) Zoom

Genau 80 Jahre nach dem ersten Mitsubishi-Pkw mit Allradantrieb und Dieselmotor debütierte die aktuelle, fünfte Generation des L200. Serienmäßig an Bord sind traditionellen Tugenden des L200: Langlebigkeit mit fünfjähriger Herstellergarantie bis 100.000 km - sparsame Diesel in zwei Leistungsstufen (113 kW (154 PS) beziehungsweise 133 kW (181 PS)), serienmäßiger Allradantrieb mit Untersetzungsgetriebe und große Ladekapazität.