• 07.08.2017 14:13

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Strategiekniff: Tom Lüthi meldet sich im WM-Duell zurück

Beim zweiten Start in Brünn lässt Tom Lüthi die Gegner in der Moto2 alt aussehen und verringert den Abstand zu Franco Morbidelli auf 17 WM-Zähler

(Motorsport-Total.com) - Bis zum Neustart des Moto2-Rennens sah es danach aus, als ob das Rennwochenende in Brünn aus Sicht von Tom Lüthi alles andere als erfolgreich verlaufen wird. Im Qualifying konnte sich der Routinier nur den zwölften Startplatz sichern. Im trockenen Rennen fuhr der Schweizer immerhin bis auf Platz sieben vor, bis der Lauf wegen Regen unterbrochen wurde. Als auf nasser Piste erneut gestartet wurde, schlug Lüthis Stunde. Der Kalex-Pilot stürmte beim Start an die Spitze und gewann den Sprint souverän, während WM-Leader Franco Morbidelli nur als Achter abgewunken wurde und viele Punkte verlor.

Titel-Bild zur News: Thomas Lüthi

Wende nach dem Neustart: Tom Lüthi stürmt in Brünn zum Sieg Zoom

Für Lüthi war der Sieg ein überraschendes Geschenk: "Wir konnten nicht damit rechnen. Unsere Vorbereitungen waren nicht gut. Ich war Zwölfter und fuhr am Limit. Ich lag 0,6 Sekunden zurück. Das ist keine Welt, aber es ging einfach nicht schneller. Es gab ein bisschen Ungewissheit. Der Wetterbericht kündigte aber das an, was später kam. Mir war es mental egal, ob es regnet oder nicht. Es war wichtig, dass ich diese Einstellung hatte. Wenn es im Trockenen gut läuft, dann ist man enttäuscht, wenn es regnet. Die Stimmung ist wichtig", betont der WM-Zweite, der nur noch 17 Punkte zurückliegt.

Beim Neustart montierten Lüthis Mechaniker angefahrene Regenreifen. "Es hat sehr gut funktioniert. Ich weiß aber nicht, ob das der Schlüssel zum Sieg war", grübelt Lüthi, der von Anfang an sehr viel Vertrauen für seine Kalex hatte. "Viel wichtiger war der Start. Der war perfekt. Es ist schön, dass ich das umsetzen konnte, woran ich lange gearbeitet habe."

Morbidelli enttäuscht beim Neustart

WM-Rivale Morbidelli kam im Nassen überhaupt nicht zurecht und verlor in sechs Runden knapp 20 Sekunden auf Lüthi. "Auf nasser Strecke hatte ich zu kämpfen", gesteht der Italiener. "Ich war nicht besonders schnell und wurde in den ersten Runden von der Gruppe geschluckt. Intensive Kämpfe um die Positionen bestimmten das Rennen. Ich musste sehr hart arbeiten, um diesen achten Platz sicherzustellen."

Franco Morbidelli

Franco Morbidelli rettete beim Neustart acht Punkte für die Meisterschaft Zoom

"Ich ließ mich auf viele harte Duelle ein und riskierte sehr viel. Einige Male stürzte ich beinahe", berichtet Morbidelli. "Ich bin froh, dass ich ein paar Punkte einfahren konnte und noch immer die Meisterschaft anführe. Wir müssen verstehen, warum ich nicht schnell war. Damit rechnete ich nicht, nachdem ich am Freitag so stark im Regen war."

Greift Lüthi endlich nach dem Titel?

Dass sich Morbidelli bei den kommenden Rennen schwer tut, erwartet Lüthi nicht: "Er wird wieder stark sein. Im ersten Rennen war er auch stark. Er war ganz vorne beim Abbruch", stellt der Moto2-Routinier klar, der es dennoch genießt, Punkte gutgemacht zu haben.

Thomas Lüthi

Im Trockenen war Lüthi beim Wochenende in Brünn nicht konkurrenzfähig Zoom

"Für die Meisterschaft ist es wichtig, vor ihm zu landen. Dann macht man Punkte gut. Aber es ist viel zu früh", kommentiert Lüthi, der noch nicht über die Meisterschaft sprechen möchte. Doch mit einem Blick auf die WM-Tabelle wird klar, dass es vermutlich auf einen Zweikampf hinauslaufen wird.

Für die Psyche war der Erfolg zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte enorm wichtig. "Für ihn war es am Sachsenring ein wichtiger Schritt und für mich war es jetzt ein wichtiger Schritt. So läuft das", bemerkt Lüthi nüchtern. Vor einem Jahr stürzte der Schweizer in Brünn schwer und fiel für das Rennen aus. Obwohl er in der WM weit zurücklag, kämpfte er sich bei den Rennen der zweiten Saisonhälfte vor und zählte zu den WM-Kandidaten. Schlussendlich unterlag er lediglich Johann Zarco und wurde Vizeweltmeister.