• 26.06.2017 07:59

  • von Maria Reyer & David Emmett

Lorenzo verpokert sich: "Bin kein Spezialist bei diesem Wetter"

Jorge Lorenzo wird bei der Dutch TT nur überrundeter 15. - Fünf Sekunden pro Runde zu langsam - Verzockt: Bikewechsel auf Regenreifen geht nicht auf

(Motorsport-Total.com) - Die Dutch TT 2017 wird Jorge Lorenzo in keiner guten Erinnerung erhalten bleiben. Nachdem der Ducati-Superstar am Samstag mit dem 21. Platz sein schlechtestes MotoGP-Qualifying erlebte, musste er am Sonntag abermals eine Enttäuschung verkraften. Bei zuerst trockenen und zu Rennende nieselnden Bedingungen in Assen kam der Mallorquiner überhaupt nicht zurecht. Auf seinen Teamkollegen und neuen WM-Führenden Andrea Dovizioso verlor er bis zu fünf Sekunden pro Runde, auch ein Bikewechsel auf Regenreifen half nicht. Mit einer Runde Rückstand kam Lorenzo als 15. ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Nicht begeistert: Lorenzo im regnerischen Assen auf der Ducati "einfach zu langsam" Zoom

"Ich war nicht wirklich schnell, mir fehlte generell eine halbe Sekunde auf die Schnellsten. Ich war aber sehr konstant", betont der 30-Jährige. Nach dem Start auf dem Medium-Slick von Michelin kämpfte sich der Ex-Weltmeister bis auf den 17. Rang nach vor. Seine Rundenzeiten waren bei zunächst trockenen Bedingungen rund eine Sekunde langsamer als jene der Spitzengruppe rund um Johann Zarco, Valentino Rossi und Marc Marquez.

"Ich bin auf Iannone aufgefahren und kam näher an die Gruppe mit Pedrosa und Miller heran", erinnert er sich. Ab der zehnten Rennrunde hielt er sich hinter dem Suzuki-Piloten auf. Allerdings setzte zu Rennmitte leichter Regen ein. "Als es zu tröpfeln begann, ist meine Pace komplett eingebrochen. Viel gravierender als bei den Fahrern vor und hinter mir. Sie haben mich dann überholt. Ich war zu diesem Zeitpunkt 14. und ich dachte, ich hätte sowieso nichts zu verlieren, nur ein oder zwei Punkte", schildert Lorenzo.

Lorenzo: Hätte mit "Gamble" sieben oder acht Punkte holen können

In Runde 18 fuhr er auf seiner Ducati bis auf Rang 13 nach vorne, wenig später wurde von den Streckenposten bereits die Regenflagge geschwenkt. Lorenzo bog schließlich in Runde 20 an die Box ab, um sein Bike zu wechseln. Er ging auf Regenreifen wieder auf die Strecke, lag jedoch nur noch auf dem vorletzten Platz. "Ich habe also gepokert und bin an die Box gekommen. Allerdings hat sich der Regen nicht intensiviert. Es hat nach wenigen Minuten wieder aufgehört, die Regenreifen waren zu weich für die Bedingungen", muss er feststellen.

Lorenzo bezeichnet die Aktion als "Gamble", denn bereits im Warm-up hätte es zunächst nur leicht geregnet, bis sich der Himmel über Assen öffnete und Wassermassen Richtung Boden schickte. "Hätte es funktioniert, hätte ich sieben oder acht Punkte gewinnen können", glaubt er. Der Ducatisti rechnete also mit einem Rennergebnis zwischen Platz acht und neun. Schon ab Runde 18 war Lorenzo der klar langsamste Pilot im Feld. "Ich habe auf den Slicks fünf Sekunden pro Runde verloren, die anderen vier oder fünf Piloten hätten mich dann sowieso überholt, wäre ich weitergefahren", glaubt er.

Jorge Lorenzo, Sam Lowes

P15 und ein WM-Punkt: Lorenzo musste sich im hinteren Feld durchsetzen Zoom

In Runde 25 folgte dann eine besondere Demütigung: Lorenzo wurde von Ex-Teamkollegen Rossi überrundet. Denn sein Poker ging nicht auf, der Regen wurde weniger in den letzten Rennrunden und Lorenzo fuhr tatsächlich rund fünf Sekunden langsamer als die Spitze und Teamkollege Dovizioso. Dessen langsamste Zeit erfolgte in Runde 23: Der Seriensieger wurde mit 1:40.197 Minuten geblitzt, Lorenzo in der gleichen Runde mit 1:45.730 Minuten.

Lorenzo kein Meister im Regen: "Verliere einfach zu viel"

Während er sich auf den Regenpneus verzockte, hatte er auch auf den Slicks kein Selbstvertrauen: "Auf den Slicks bei nassen Bedingungen fühlte ich mich nicht wohl. Ich wusste nicht, wo das Limit liegt und war daher einfach sehr langsam. Ich bin kein Spezialist bei diesen Bedingungen, da verliere ich einfach zu viel", muss er zugeben. Mit dem Kurs in Assen verbindet den fünffachen Weltmeister keine besonders große Zuneigung. "Abgesehen von 2015, wo ich als Dritter ins Ziel fuhr, waren das auf dieser Strecke mit den wechselhaften Bedingungen die womöglich schlimmsten Wochenenden auf der Yamaha in den vergangenen drei, vier Jahren", blickt er zurück und betont somit, dass es nicht erst seit seinem Ducati-Wechsel im Nassen nicht funktionieren will.

Nur 2010 konnte er bei der Dutch TT siegen, unvergessen auch seine Aktion 2013. Am Donnerstag bei einem Sturz das Schlüsselbein gebrochen, zur Operation nach Spanien geflogen und am Samstag im Rennen noch Fünfter geworden. 2011 sah er die Zielflagge gar nicht. "Es war positiv, dass wir das Rennen beenden konnten", streicht er am Sonntag ebenso hervor. "Bei trockenen Verhältnissen war ich nicht so schlecht, wenn man alle Umstände in Betracht zieht. Wir haben an einem schwierigen Wochenende nicht mehr als eine halbe Sekunde bei der Pace verloren."

Auf einer Strecke, die seinem Fahrstil mehr entgegenkommt, erwartet Lorenzo eine Verbesserung. "Womöglich schon auf dem Sachsenring" sei eine Verringerung des Abstandes möglich. In Deutschland stand er bereits fünfmal auf dem Podium, gewinnen konnte er noch nie. Außerdem möchte er seinen bisher geringsten Rückstand in einem Rennen, neun Sekunden als Vierter in Barcelona, verkleinern. Positiv hält er auch fest, dass er im Warm-up die Desmosedici noch stabiler abstimmen konnte, um den Kurveneingang in schnellen Kurven besser meistern zu können. "Das ist positiv, dass ich meine Probleme analysieren und die Hälfte davon bereits am Wochenende lösen konnte."


MotoGP in Assen

Mit dem Punkt von Assen hält Lorenzo nun bei insgesamt 60 Zählern. Damit liegt er in der WM-Wertung auf dem achten Platz, zwei Zähler hinter dem Assen-Zweiten Danilo Petrucci auf der Pramac-Ducati (GP17). Auf seinen Teamkollegen und neuen WM-Führenden Dovizioso fehlen Lorenzo allerdings bereits 55 Punkte.